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CL-P(R)eview: Eier, wir brauchen Eier!

CL-P(R)eview: Eier, wir brauchen Eier!

Der Liga-Betrieb hat Pause, jetzt sind die Besten der Besten am Zug.

Der Dienstag und Mittwoch (alle Spiele LIVE im LAOLA1-Ticker) gehört traditionell der Champions League - und das ist auch gut so.

Wir beleuchten die Königsklasse des Vereinsfußballs ab sofort noch näher und stimmen euch auf den jeweiligen Spieltag ein.

Wer steht im Fokus? Wer ist unter Druck? Wir nehmen das Teilnehmerfeld genau unter die Lupe und unternehmen zudem regelmäßig eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit.

Zudem behandeln wir das Thema der Woche, zu dem zwei Redakteure ausführlich Stellung nehmen. Viel Spaß mit der umfassenden Champions League (P)Review!

Kadlec und Messi beim Trikottausch

Da war doch was

Bayer Leverkusen hatte gerade in der Saison 2012/13 im Achtelfinal-Hinspiel mit 1:3 gegen den FC Barcelona verloren, doch nicht die Niederlage bestimmte die Schlagzeilen, sondern Trikotgate. "Bayers peinliche Jagd auf das Messi-Trikot" titelte die "Bild", nachdem sich Manuel Friedrich und Michal Kadlec schon in der Halbzeit um das Souvenir stritten.

"Manuel hat mir das Trikot in der Halbzeit geklaut", scherzte der Tscheche, nachdem er nach dem Spiel ein weiteres vom Superstar geschenkt bekam. "Das bekommt einen Ehrenplatz", erklärte er dabei etwas voreilig. 

Sportdirektor Rudi Völler war das Verhalten seiner Spieler ein Dorn im Auge, er versprach am Tag danach: "Ich garantiere, dass Kadlec und Friedrich ihre Messi-Trikots zu einem guten Zweck versteigern werden."

Was alle Beteiligten noch nicht ahnen konnten: Im Rückspiel im Camp Nou sollte alles noch viel schlimmer werden. Die Werkself geriet mit 1:7 unter die Räder, der damalige Weltfußballer Messi schenkte den Deutschen nicht weniger als fünf Treffer ein. Das Trikot durfte er nach dem Spiel allerdings behalten.

DER FC BARCELONA IST OHNE LIONEL MESSI NUR DIE HÄLFTE WERT

PRO - Ein Kommentar von Jakob Faber

Luis Suarez, Neymar, Andres Iniesta – klar, Barca hat genügend Weltklasse-Spieler, die Partien auch ohne Lionel Messi im Alleingang entscheiden können. Dennoch wiegt der Ausfall des kleinen Argentiniers schwerer als das Fehlen eines jeden anderen Kickers.

Denn Messi ist kein normaler Fußballer, er ist der beste seiner Zeit. Seine Pässe lassen Fans mit der Zunge schnalzen. Dazu die unwiderstehlichen Dribblings und der unvergleichliche Torinstinkt. Einen Zauberer wie Messi kann keine Mannschaft ersetzen. Auch nicht Barca.

Zumal Coach Luis Enrique mit einem weiteren Handicap zu kämpfen hat: der Transfersperre. Pedro, letzte Saison der nominell vierte Stürmer im Kader der Katalanen, wurde um gutes Geld an Chelsea verkauft. Seinen Ersatzmann Arda Turan darf Enrique erst ab Jänner einsetzen.

Deswegen musste beim 2:1 gegen Las Palmas Munir El Haddadi für den verletzten Messi eingewechselt werden. Der 20-Jährige verfügt zweifellos über großes Potenzial, doch für einen Stammplatz beim aktuellen Champions-League-Sieger ist er noch nicht bereit.

Natürlich könnte stattdessen auch Iniesta in den Angriff rücken. Der Xavi-Nachfolger wird aber im zentralen Mittelfeld gebraucht. In der Breite fehlt es Barca also enorm an Qualität. Ob Leverkusen dies schon am Dienstag ausnutzen kann, wird sich weisen. In den nächsten zwei Monaten werden die Katalanen ohne Messi aber große Probleme bekommen. 

 


 

CONTRA - Ein Kommentar von Christoph Nister

Überhaupt keine Frage, der Ausfall von Lionel Messi wiegt selbst bei einem Weltklasse-Team wie dem FC Barcelona schwer. Einen vierfachen Weltfußballer kann man nun mal nicht eins zu eins ersetzen.

Bei allem Verständnis für den Schock, der den Barca-Fans in den Gliedern steckt, sollte der Ball jedoch flach gehalten werden. Einerseits, weil eine Verletzung zwar nie willkommen, zum aktuellen Saisonzeitpunkt aber noch leichter zu verkraften ist.

Andererseits gibt es da noch ein paar Argumente, die die Katalanen hoffen und jeden Fußball-Fan frohlocken lassen. Luis Suarez, Neymar, Ivan Rakitic oder auch Andres Iniesta sind nun wahrlich Superstars, die in jedem Spiel den Unterschied ausmachen können.

Klar, Messi ist der vielleicht größte Kicker unserer Zeit und macht aus einer Top- eine Weltklasse-Mannschaft, letzteres Prädikat verdient Barcelona aber auch ohne die Anwesenheit des Argentiniers.

Außerdem: Würde Barcas Erfolg rein auf Lionel Messi beruhen, hätten die Verantwortlichen rund um Trainer Luis Enrique einiges falsch gemacht. Nicht umsonst sagt dieser: "Jetzt werden wir sehen, aus welchem Holz diese Mannschaft geschnitzt ist." Schwer vorstellbar, dass der Barca-Stamm ohne Messi morsch ist ...

 

Im Fokus

Iker Casillas war bei Real unumstritten. Doch dann kam Jose Mourinho, demontierte das Denkmal, seines Zeichens "San Iker" getauft", Schritt für Schritt und setzte ihn des Öfteren auf die Ersatzbank. Inzwischen haben beide Spanien verlassen. "Mou" sitzt seit 2013 wieder auf der Trainerbank des FC Chelsea, ist in dieser Saison aber mehr als holprig aus den Startblöcken gekommen.

In der Premier League findet sich der Titelverteidiger im letzten Tabellendrittel wieder, während Casillas, der im Sommer beim FC Porto anheuerte, mit seinem neuen Klub ungeschlagen die portugiesische Primeira Liga anführt. Im direkten Duell will der Keeper mit seinem Team den favorisierten Engländern ein Bein stellen.

Mit dem Auftakt konnten beide zufrieden sein: Chelsea gab sich beim 4:0-Erfolg über Maccabi Tel Aviv keine Blöße und nahm den ersten Dreier gerne mit, Porto kam auswärts bei Dynamo Kiev zu einem wichtigen Punktgewinn, das Spiel endete 2:2.

 


 

Holla, die Waldfee, der Saisonstart ging ja mal gründlich in die Hose. Juventus hält in der Serie A nach sechs Spielen bei mickrigen fünf Pünktchen (schlechtester Saisonstart seit 1969/70). Insofern ist die Champions League eine willkommene Abwechslung, zumal der Vorjahres-Finalist durch einen 2:1-Sieg bei Manchester City zumindest in diesem Bewerb einen gelungenen Start hinlegte.

Trotz heftiger medialer Kritik bleibt einer die Ruhe in Person: Trainer Massimiliano Allegri. "Ich gehe davon aus, dass mich die Leute deshalb für verrückt erklären, aber ich bin überhaupt nicht besorgt. Verglichen mit anderen Matches fühle ich mich deutlich relaxter", diktierte er den verdutzten Reportern nach der 1:2-Niederlage im Stadio San Paolo gegen den SSC Napoli ins Mikrofon.

Im Fußball gebe es nun mal gute und schlechte Phasen, aber er wolle "keine Gesichter sehen, als wären wir auf einem Begräbnis. Diesen Phasen muss man sich stellen und sie überstehen." Die Fans der Bianco waren mit seinen Durchhalteparolen nicht zu besänftigen. Getreu Oliver Kahns legendärem Spruch "Eier, wir brauchen Eier", nahmen sie diesen wörtlich und bewarfen den Teambus mit selbigen.


Christoph Nister