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Das violette Pulverfass

Das violette Pulverfass

„Ich habe keine Angst um meinen Job, die Vereinsführung steht zu mir.“

Ivica Vastic will weitermachen und ist auch der Meinung, das zu dürfen.

Doch die 2:3-Niederlage bei der Admira war noch ein Schritt tiefer in die violette Krise. Die Austria-Fans sind stinksauer, die Spieler ratlos, der internationale Startplatz in akuter Gefahr.

LAOLA1 fasst zusammen:

Die Proteste

„Bei eurer Leistung und dem Aus im Cup verschlägt’s uns die Sprache…“ Dieses Spruchband prangte am Zaun des Auswärtssektors, der in der ersten Hälfte nur wenige Menschen beherbergte. Der harte Kern der FAK-Fans betritt die Tribüne aus Protest erst in der zweiten Hälfte. Ein weiteres Transparent: „Du hast uns beschimpft und es bestritten – davongejagt wirst du mit Tritten!!! Ivo raus!“ Dieses – im Gegensatz zu allen anderen an diesem Abend – nicht gezeichnete Spruchband macht klar, dass ein Teil der Anhängerschaft schon seit Jahren ein Problem mit Vastic hat. Als der Trainer im Sommer 2003 noch als Spieler an den Verteilerkreis kam, wurde er von einigen Fanklubs strikt abgelehnt. Auch mit dem Argument, er hätte sie zu Sturm-Zeiten beschimpft. Der damalige Konflikt ist bei manchen Fans immer noch nicht vergessen. Zur zweiten Hälfte waren dann auch alle anwesenden FAK-Anhänger auf der Tribüne. Nach dem dritten Admira-Tor stand ein Platzsturm kurz bevor, doch die Fans sahen letztlich doch davon ab. Abgesehen von „Vastic raus“-Rufen war während der 90 Minuten kein Support des violetten Fanblocks zu vernehmen. „Es versteht sich von selbst, dass das nicht förderlich ist. Es wäre uns lieber, würden sie uns während des Spiels nach vorne peitschen und danach schimpfen“, so Florian Klein. Nach dem Spiel wurde schließlich der Mannschaftsbus blockiert, die Spieler stellten sich den Diskussionen mit den Fans. Es blieb weitestgehend friedlich.

Das Spiel

„Wir haben uns vorgenommen, dass wir auf dem Platz eine Kehrtwende zeigen. Doch wir haben die erste Hälfte komplett verschlafen“, war Heinz Lindner enttäuscht. In den ersten Minuten waren die Wiener zwar das bessere Team, nach dem 0:1 in der 15. Minute wirkte die Mannschaft aber wieder total verunsichert. „Das zweite Tor haben wir uns dann selbst gemacht“, sagte Vastic über das Eigentor von Georg Margreitter. Erst nach der Pause begann die Austria zu spielen. Klein: „Da haben wir alles gegeben, alles probiert, aber es ist uns einfach nicht gelungen, das Spiel noch umzudrehen.“ Auch, weil Michael Liendl und Roland Linz am Aluminium scheiterten. „Wenn du kein Glück hast, kommt das Pech auch dazu“, so ein zerknirschter Lindner.

Die Mannschaft

„Wir sind alle total verunsichert, das Selbstvertrauen ist komplett weg“, meint Linz. Der Stürmer spricht aus, was offensichtlich ist. Spielerische Höhepunkte sind bei den Auftritten der Veilchen rar gesät. Hinzu kommt, dass sich die zu Beginn des Frühjahrs noch sattelfeste Defensive immer öfter Fehler leistet. Der Kader hat kein Vertrauen mehr in den Trainer, positive Worte über Vastic sind in offiziellen wie inoffiziellen Gesprächen schon seit Wochen nicht mehr zu vernehmen. Hinter vorgehaltener Hand wird kritisiert, dass es verabsäumt wurde, nach der notwendigen Stabilisierung der Defensive wieder Wert auf die Offensive zu legen. Auch die ständige und planlos wirkende Rotation sorgt für Unverständnis. So ist auch folgender Satz von Linz zum Thema Verunsicherung zu deuten: „Wir haben nicht wirklich eine eingespielte Mannschaft, insofern ist so etwas auch nicht überraschend.“ Öffentliche Kritik am Coach wird man aber nicht hören. Oder sie fällt so aus: „Ich bin Spieler. Ich muss mit dem Trainer arbeiten, der vom Verein zur Verfügung gestellt wird.“ Unterdessen stellen sich die Kicker den Fans, verstecken sich nicht. „Es gehört sich, dass man nach dem Spiel zu den Fans geht. Auch, wenn man weiß, dass man geschimpft wird“, meint Klein.


Harald Prantl/Martin Wechtl

Der Trainer

Vastic wirkte nach dem Spiel angeschlagen. Dennoch sprach er davon, stolz auf seine Mannschaft zu sein, weil „sie bis zum Schluss Charakter gezeigt und nie aufgehört hat, daran zu glauben, das Spiel noch drehen zu können“. Nichtsdestoweniger ist die Lage des Trainers trist. Das Vertrauen der Anhängerschaft ist endgültig weg, es findet sich wohl niemand mehr, der hinter ihm steht. Die ständigen Proteste gegen seine Person nehmen Vastic mit. Wenngleich er das herunterspielt: „Das muss man wegstecken. Wir müssen versuchen, sie über die Leistung zu beruhigen.“ Aktuell sieht es danach aus, als ob er tatsächlich die Chance bekommen würde, bis Saisonende das Ruder selbst noch herum zu reißen. Doch der Rückstand auf einen Europa-League-Platz beträgt seit Samstag drei Punkte.