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"Wir haben noch 34 Runden zu spielen"

Da ist es passiert.

Vize Rapid gewinnt bei Meister Salzburg 2:1 und fügt den „Bullen“ als erstes Team überhaupt eine Niederlage in ihrem ersten Heimspiel einer Saison zu.

Die Gastgeber stehen nach zwei Spieltagen mit null Punkten da, was in der zehnjährigen Ära von Red Bull ebenfalls noch nie der Fall war.

"Sie sind eingespielter"

Es ist das eingetroffen, was man zuvor bereits vermuten konnte: Das formierte Rapid triumphiert beim veränderten Salzburg, das sich ob einiger neuer, vor allem junger Spieler noch finden muss.

„Sie sind eingespielter als wir, wir tun uns noch richtig schwer, die Chancen herauszuspielen. Wir stehen nach zwei Spielen mit null Punkten da, das ist nicht gut“, hielt Christoph Leitgeb, der nach der Pause kam, fest.

Es ist erst der zweite Spieltag und Rapid hat sechs Punkte Vorsprung auf den Titelverteidiger, hat zudem dieses Duell auswärts gewonnen. Ein früher Vorteil, der sich im Laufe der Meisterschaft entsprechend auswirken könnte.

Leitgeb warnte: „Wir müssen aufpassen, dass Rapid und die anderen nicht davonziehen.“

"Wertlos, über Punkte zu sprechen"

Mario Sonnleitner sieht das anders. „Das ist extrem wertlos, jetzt über Punkte zu sprechen. Es warten noch so viele harte Minuten und Stunden, in denen wir kämpfen müssen. Salzburg hat viel Qualität. Es ist natürlich schön, dass wir gewonnen haben. Mehr nicht“, so der Innenverteidiger.

Sonnleitner wollte den Sieg auch nicht als frühen Fingerzeig Richtung Titelkampf verstanden wissen: „Das ist nicht unser Stil. Wir denken von Spiel zu Spiel, heute war Salzburg an der Reihe. Am Ende war es eine Abwehrschlacht, aber der Sieg war verdient, weil wir die besseren Torchancen hatten.“

Tatsächlich hätten die Gäste den Sieg früher nach Hause bringen müssen. „Alexander Walke hat uns im Spiel gehalten“, musste Salzburg-Trainer Peter Zeidler eingestehen. Cican Stankovic, nominelle Nr. 1, hat vom Malmö-Spiel einen schweren Bluterguss davongetragen und musste passen.

„Das war kurz vor der Halbzeit, als Markus Rosenberg mit mir zusammengeprallt ist“, schilderte der 22-Jährige, der für das CL-Quali-Rückspiel fraglich ist. Am Montag versucht er es wieder mit dem Training.

Walke mit klaren Worten

Zeidler macht sich hier keine Sorgen: „Wir haben zumindest zwei sehr gute Torhüter.“

Sein Landsmann Walke fand klare Worte nach der Partie: „Wir haben in der ersten Hälfte Kinderfußball gespielt, Rapid war viel cleverer. Am Mittwoch in Malmö müssen wir als Männer auftreten.“

Zeidler: „Heute war nicht alles synchron, was wir gemacht haben, weder mit noch gegen den Ball. Die Präzision hat gefehlt und wir hatten Probleme, ins Spiel zu finden. Wir hatten Probleme mit der taktischen Ordnung. Wir waren willig, aber es ist gegen einen starken Gegner nicht so gelaufen.“

Zeidler bittet um Geduld

Der 52-Jährige bittet um Geduld.

„Wir haben noch 34 Runden zu spielen und man kann nicht verlangen, dass ich Rapid jetzt zum Meistertitel gratuliere. Wenn dem im Mai so sein sollte, mache ich es natürlich. Aber wir sollten auch die anderen Teams nicht vergessen und wir brauchen eine gewisse Zeit, um besser zu werden und die meisten unserer Spiele zu gewinnen. Die wird noch kommen.“

Der Meister könnte zwar bei entsprechenden Ergebnissen in den Sonntagsspielen (Ried-WAC, Austria-Altach) erstmals nach zwei Spieltagen Schlusslicht sein (zuletzt nach Spieltag 1 in der ersten Saison 05/06).

Doch vieles spricht auch dafür, dass dies eine Woche später nach dem Gastspiel bei der Admira nicht mehr der Fall sein muss.

Mehr Ballbesitz (58:42 Prozent), mehr Zweikämpfe gewonnen (51:49), bessere Passquote (65:56) und 23:10-Torschüsse wies der offizielle Matchreport der Bundesliga nach dem Rapid-Spiel auf.

„Ballbesitz erzielt keine Tore“, sagte Zeidler. „Aber 23:10-Torschüsse sagt schon mehr aus.“

"Es fehlt noch die Klarheit"

Andreas Ulmer brachte es auf den Punkt: „Die Anzahl der Torschüsse ist nicht so schlecht, aber es fehlt noch die Klarheit und der unbedingte Wille, das Tor zu machen. Dimitri (Oberlin) hat das gezeigt, das brauchen wir bei jeder Aktion. Ebenso in der Verteidigung, das wir keines bekommen.“

Zwei Standards entschieden die Partie.

Ulmer: "Wir haben dumme Fouls gemacht. Wir sind eine ziemlich neue Mannschaft, da gibt es vor allem im taktischen Bereich noch einiges zu tun, nämlich dass nach vorne und nach hinten alles ineinandergreift. Das braucht Zeit.“

Rapids Angriff mit Ansage

Bei Rapid ganz im Gegenteil. Denn für Stefan Schwab, der mit seinem Tor eine sportliche Antwort auf sein Horrorfoul gegen Ajax gab, zeigte nicht nur dieses Spiel, dass Rapid bereit für mehr ist.

„Wir haben schon im Frühjahr gesehen, zu was wir imstande sind zu leisten. Wir schließen genau da an. Wir schauen auf uns, haben sechs Punkte in zwei Spielen geholt und so kann es weitergehen. Wir sind zur Zeit auf einem hohen Niveau. Das müssen wir halten und dann können wir angreifen.“

Blick Richtung Dienstag und Mittwoch

Bei Salzburg schien Omer Damari nach Knieproblemen erstmals am Spielblatt auf, kam aber nicht zum Einsatz und wird das auch nicht am Mittwoch tun.

Denn die „Bullen“ haben ihn auf der offiziellen UEFA-Kaderliste für das Duell mit den Schweden nicht berücksichtigt.

Ob des Ausfalls von Kapitän Jonatan Soriano bitter. Marco Djuricin empfahl sich am Samstag nicht, Dimitri Oberlin belohnte sich mit seinem ersten Tor.

Beide Teams vereint indes der Wunsch, ins CL-Playoff aufzusteigen.

"Werden uns auskotzen"

Leitgeb: „Wir müssen an allem arbeiten. Wir haben heute das, was wir am Mittwoch sehr gut gemacht haben, fast alles vermissen lassen. Wir müssen das besprechen, abhaken und uns auf Mittwoch konzentrieren.“ 

Und Rapid? Das ist in Amsterdam natürlich auf die große Überraschung aus.

Sonnleitner: „Wir müssen jetzt gut regenerieren und dann geht es nach Amsterdam. Dort werden wir als Rapid wie immer alles geben und uns bis zum Schluss auskotzen.“

  

Bernhard Kastler

Rapid-Trainer Zoran Barisic blickte gar nicht so weit in die Zukunft, sondern freute sich einfach über den Sieg nach einem sehenswerten Spitzenspiel mit passendem Rahmen (17.357 Zuschauer).

„Es war ein sehr interessantes, spannendes Spiel mit zwei offensiven Teams. Es ging ständig hin und her, war auch laufintensiv und kampfbetont. Das Prädikat 'Topspiel' hat es sich also verdient. Gegen Salzburg ist es immer wieder kompliziert, wir sind glücklich, mit einem Sieg wegzufahren.“

Im Rotations-Duell hatte Barisic die Nase gegenüber Zeidler vorne, kamen doch vier neue in die Mannschaft (Dibon, Huspek, Schaub, Prosenik), bei Salzburg mit Walke, Laimer und Pires drei.

"Jeder kann Stammspieler sein"

So konnte Barisic im Laufe des Spiels auch Robert Beric („Wir wollten ihm eine Pause und Philipp Prosenik eine Chance in einem Spitzenspiel geben“) und Philipp Schobesberger bringen.

Steffen Hofmann musste gänzlich zuschauen. „Das ist keine Wachablöse, ich hätte Steffen auch gerne eingewechselt, aber Salzburg hat Druck aufgebaut und ein kampfbetonter Spieler kam.“

Dieser war Srdjan Grahovac. Maximilian Hofmann und Neuzugang Stefan Nutz komplettierten mit Goalie Strebinger die Bank. Rapid hat nun auch in der Breite einen Kader für den Titelkampf.

Sonnleitner: „Man sieht, dass die Trainer sehr gut arbeiten. Jeder Spieler kann Stammspieler sein.“

Salzburg Rapid
Ballbesitz 58,6% 41,4%
Zweikämpfe 50,5% 49,5%
Eckbälle 4 2  
Torschüsse 23 10
Torschüsse außerhalb Strafraum 10 2
Torschüsse innerhalb Strafraum 13 8
Kopfballchancen 2 0
Abseits 4 2
Fouls 23 17