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"Wir werden jetzt nicht alles in Frage stellen"

„Es gibt solche Spiele.“

Nicht nur Franco Foda hatte zum Saison-Auftakt einen Heimsieg von Sturm Graz gegen die Admira eingeplant.

„Wir sind über das Ergebnis sicherlich enttäuscht, es gab aber auch in dieser Partie gute Momente“, sieht der deutsche Trainer im 1:1 gegen die Niederösterreicher jedoch keinen Grund für verfrühte Resignation.

Förderlich für die vor Meisterschaftsbeginn aufgebaute Euphorie war dieser Punkteverlust jedoch definitiv nicht.

„Uns hat der Killerinstinkt gefehlt“

„Natürlich ist es ein Dämpfer“, gestand Kapitän Michael Madl ein, „daheim gegen die Admira willst du gewinnen.“

Um wirklich drei Punkte einfahren zu können, fehlten den Steirern jedoch die Lösungen – vor allem je näher man dem Tor der Südstädter kam.

Man sei zwar über 90 Minuten die dominantere Mannschaft gewesen, analysierte Wilson Kamavuaka: „Aber vorne in der letzten Reihe hat uns ein wenig die Durchschlagskraft gefehlt. Da haben wir es nicht so gut zu Ende gespielt. Wir hatten genügend Ballbesitz, der Gegner hat sich vollkommen in die Verteidigung gestellt. Im ersten und im zweiten Drittel haben wir sie gut ausgespielt, aber im letzten Drittel hatten wir zu wenig Tempo und somit für den Nebenmann zu wenige Freiräume kreiert. Dort hat uns der Killerinstinkt gefehlt, um den Gegner schachmatt zu setzen.“

Ein Killerinstinkt, den die Admira durchaus unter Beweis gestellt hat. Während sich Sturm in der ersten Halbzeit bestenfalls Halbchancen erarbeitete, wurde der Underdog aus Kontern heraus immer wieder gefährlich.

„Die erste Halbzeit komplett verschlafen“

Dominik Starkl stellte selbige mit seinem Führungstreffer unmittelbar vor dem Pausenpfiff endgültig unter Beweis.

„Die erste Halbzeit haben wir komplett verschlafen“, ärgerte sich Kristijan Dobras, „in der zweiten haben wir es dann besser gemacht.“

Der Neuzugang aus Wiener Neustadt versuchte in Kombination mit Donis Avdijaj immer wieder, das Spiel an sich zu reißen, wirklich Zählbares wollte dabei jedoch nicht herauskommen. Zumeist blieb man an der gut gestaffelten Admira-Defensive hängen.

Entsprechend enttäuscht war der 22-Jährige nach seinem Liga-Debüt für Sturm: „Das war heute von mir nicht so gut, wie ich mir das vorgestellt habe. Aber Gott sei Dank gibt es noch ein paar Spiele.“

Nächstes Tadic-Lebenszeichen

Aufwecken musste Foda seine Schützlinge laut Madl in der Kabine keineswegs: „Wenn du zur Pause 0:1 hinten bist, braucht der Trainer nicht viel zu sagen. Er hat nur taktisch ein bisschen etwas umgestellt. Wir wussten, dass wir im eigenen Stadion Spiele drehen können. Diesmal hat es leider nur zu einem Unentschieden gereicht. Aber wenn wir das Feuer, mit dem wir die zweite Halbzeit in Angriff genommen haben, von Anfang an bringen, bin ich sehr positiv gestimmt.“

Josip Tadic gelang in Minute 56 der Ausgleich – der erste Bundesliga-Treffer für den Kroaten und nach seinem Doppelpack im Cup das nächste Lebenszeichen des vielerorts bereits abgeschriebenen Stürmers.

Wenig später knallte der 27-Jährige den Ball an die Latte. Es sollte bis kurz vor Schluss, als Marc Andre Schmerböck den Siegtreffer auf dem Fuß hatte, die einzig wirklich große Chance auf die Führung bleiben.

Irgendwie bezeichnend: Mit drei Torschüssen verzeichnete der erst in Minute 68 eingewechselte Schmerböck an diesem Abend die meisten aller „Blackies“.

„Darf nie den Fehler machen, eine Mannschaft vor der Saison abzuschreiben“

Foda stellte nach der Pause mehrmals um. Erst brachte er mit Roman Kienast zu Tadic einen zweiten Stürmer. Aus dem klassischen 4-4-2 wurde in der Schlussphase nach der Einwechslung von Sascha Horvath eines mit Raute.

Letztlich vergebens. „Das Problem war einfach, dass wir zwar im Ballbesitz gut waren, aber keinen Zug nach vorne hatten. Vor allem über die Flügel konnten wir keine Eins-gegen-Eins-Situationen lösen. In der zweiten Halbzeit hat das dann besser geklappt, haben wir das Tempo erhöht und sind auch über die Flügel besser durchgekommen. Für mich war wichtig, dass die Mannschaft bis zum Ende versucht hat, das Spiel zu drehen“, zeigte sich der 49-jährige Chefcoach zumindest mit der Moral seiner Elf nicht unzufrieden.

Für Foda ist das Resultat dieser Partie, aber auch der Verlauf anderer Spiele in der Auftakt-Runde, der beste Beweis, dass man jedem Regner Respekt zollen muss:

„Es gibt in dieser Liga keine einfachen Spiele. Das hat ja schon Mattersburg gegen Salzburg gezeigt, aber auch Grödig gegen Altach. Man darf nie den Fehler machen, eine Mannschaft schon vor der Saison abzuschreiben. Alle Mannschaften sind mittlerweile gut organisiert und läuferisch auf dem gleichen Level. Es entscheiden oft Kleinigkeiten. Gegen so eine Mannschaft musst du einfach in Führung gehen.“

„Für mich zählt Sturm zu den Titelaspiranten“

Dies hätte die notwendigen Räume geöffnet. Wobei Fodas Gegenüber Ernst Baumeister behauptete, dass solch eine Abwehrschlacht gar nicht der Plan der Admira gewesen sei:

„Die Kritik an Sturm ist ein bisschen ungerecht. Für mich zählen sie zu den Titelaspiranten. Sturm hat von Anfang an mörderischen Druck gemacht. Wir hatten gar nicht vor, so tief zu stehen und nur zu verteidigen, wir wollten schon mitspielen. Aber Sturm hat das überhaupt nicht zugelassen. Wir sind defensiv sehr gut gestanden, da muss ich meiner Mannschaft ein Kompliment machen. Sturm hat trotzdem eine sehr starke Leistung geboten.“

Der Punktgewinn in Graz ist aus Admira-Sicht definitiv ein Ausrufezeichen. Dass die Südstädter als Abstiegskandidat gehandelt werden, sei vielleicht gar nicht so schlecht: „Möglicherweise ist das sogar eine dankbare Rolle, dass viele Fachmänner die Admira schon vor der Saison abschreiben. Wir werden schauen, dass wir sie eines Besseren belehren.“

Den Teufel tun, alles in Frage zu stellen

Für Sturm wiederum gilt es, nach diesem Dämpfer schnell wieder in die Spur zu finden. In der kommenden Woche folgen zwei weitere Heimspiele – erst in der EL-Qualifikation gegen Rubin Kasan, dann gegen den SV Grödig.

Die Sorgenfalten bei Foda halten sich jedenfalls noch in Grenzen: „Wir werden jetzt nicht den Teufel tun und alles in Frage stellen, was wir uns in der Vorbereitung erarbeitet haben.“

Peter Altmann

Sturm Admira
Ballbesitz 68,7% 31,3%
Zweikämpfe 49,5% 50,5%
Eckbälle 9 2
Torschüsse 11 7
Torschüsse außerhalb Strafraum 6 3
Torschüsse innerhalb Strafraum 5 4
Kopfballchancen 2 1
Abseits 3 2
Fouls 12 13