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"Empfinde Rekord noch nicht als so aufregend"

„Goleador“ Hans Krankl ist bzw. sollte jedem österreichischen Fußballfan ein Begriff sein.

Den Namen Philipp Schobesberger hörten hingegen viele in den vergangenen Wochen zum ersten Mal. Er ist kein Star, keine Allzeit-Größe, vielmehr der Mann der Stunde.

Und trotzdem haben die beiden seit Rapids 4:1-Erfolg im 313. Wiener Derby etwas gemeinsam, nämlich einen Rekord.

Beide trafen in sieben aufeinanderfolgenden Spielen, dazwischen liegen mittlerweile 37 Jahre – mit einem Unterschied. Während Krankls Rekord Geschichte ist, hat Rapids 21-jähriger Flügelflitzer noch die Chance, seine Serie auszubauen.

„Kann mir den Lauf selbst nicht erklären“

„Ich kann mir den Lauf eigentlich selbst nicht erklären. Ich trainiere einfach gut und im Spiel rennt es dann. Das war es eigentlich“, sucht Schobesberger gegenüber LAOLA1 selbst noch nach dem Erfolgsrezept.

Die 1:0-Führung gegen die Austria war sein bereits achter Saisontreffer, mit zwei Assists schraubte er sein Konto auf sieben Torvorlagen. Zahlen, die Experten und die Konkurrenz zum Staunen bringen (hier geht's zur Story).

Denn noch vor wenigen Monaten wurde der Neuzugang vom FC Pasching fast als Fehlkauf abgestempelt. Kaum Einsatzzeit, kaum Tore, ehe der 1,76m-Wirbelwind so richtig Fahrt aufnahm.

„Ich hoffe, es kommen noch ein paar Tore und Vorlagen dazu. Aber wichtig ist, dass die Mannschaft gut spielt und gewinnt. Schauen wir mal, ob noch Rekorde dazukommen“, hält sich Schobesberger in dieser Hinsicht zurück.

Krankl hofft auf Schobesbergers alleinigen Rekord

Geht es nach dem heutigen TV-Experten Krankl, soll das Gerede um seinen Rekord unter der Woche im Spiel zwischen Grödig und Rapid endgültig ad acta gelegt werden.

„Er soll bitte unbedingt das achte Mal in Folge treffen“, richtet der (Noch-)Rekordhalter bei „Sky“ aus und prophezeit Rapids zweitbestem Torschützen nach Robert Beric (23 Tore) eine große Zukunft.

„Er ist ein sehr guter Fußballer, er hat noch viel Zeit vor sich und kann noch viel besser werden. Er hat sehr positive Anlagen.“

Der ganze Hype um Schobesbergers Person nimmt derzeit Überhand. Angeblich sollen einige internationale Klubs bereit sein, viel Geld für den Dribblanski auf den Tisch zu legen.

Noch nicht realisierbar

Ein Schritt, der für den Offensivspieler aus eigener Sicht sowie aus jener des Trainers noch viel zu früh kommen würde. Viel mehr versucht er, das ganze Theater auszublenden.

„Den Rekord empfinde ich im Moment noch nicht als so aufregend, aber in ein paar Jahren, wenn ich zurückschaue, werde ich mich freuen. Ich denke aber keine Sekunde daran, sondern höre das immer nur von den Journalisten“, gibt „Schobi“ zu.

Obwohl die Fortsetzung seines Laufs nicht planbar wäre, würde er sich über ein Tor im achten Spiel in Folge natürlich freuen. Dabei gibt der 21-Jährige offen zu, dass er vergleichbare Tor-Ausbeuten nicht einmal in der Jugend vorzuweisen hatte.

Schobesberger genießt vielmehr die Momentaufnahme, anstatt die Gründe für den Erfolg hinterfragen zu wollen.

„Unheimlich wird mir das nicht. Ich weiß, was ich kann und probiere, es zu zeigen. Wenn es so gut funktioniert wie jetzt, bin ich glücklich.“

„Schobi ist ein Wahnsinn“

Gleiches trifft auf seine Mannschaftskollegen und den Trainer zu, die von der tollen Quote des Youngsters profitieren.

„Er ist momentan in Top-Form, trifft in jedem Spiel. Das ist für uns wichtig. Louis Schaub ist verletzt, dafür kommt Schobi rein. Er ist ein Wahnsinn. Das ist die Qualität von Rapid“, lobt Beric seinen kongenialen Partner.

Auch Zoran Barisic ist voll des Lobes für seinen Schützling, auch wenn er öffentlich bewusst auf die Euphoriebremse steigt.

„Er ist momentan in einer sehr guten Form, aber das ist auch dem geschuldet, dass die Mannschaft so gut funktioniert. Ein Spieler alleine ist normalerweise nicht allzu viel wert, ich stelle immer das Team in den Vordergrund.“

Muss Freundin alleine in den Urlaub fahren?

Wenn Schobesberger einen Blick in den Rückspiegel wirft, wird ihm erst richtig bewusst, wie schnell alles gegangen ist. Schließlich wollte er das Abenteuer Rapid langsam angehen.

„Als ich gekommen bin, habe ich noch mit gar nichts gerechnet. Ich wollte einfach mal bei Rapid ankommen. Wir haben aber eine super Truppe mit vielen jungen Spielern, die sich entwickelt und zusammengefunden haben. Dass wir dadurch jetzt auf Platz zwei stehen, ist nicht so eine große Überraschung.“

Für einige Experten ist „Schobi“ bereits ein Kandidat für das Nationalteam. Obwohl er eigentlich schon anders verplant ist, würde er aber im Fall der Fälle für das anstehende Duell mit Russland (14. Juni) umplanen.

„Das Nationalteam habe ich nicht im Hinterkopf, ich habe auch schon den Urlaub gebucht, aber auch eine Stornoversicherung, doch ich rechne nicht damit und freue mich auf den Urlaub mit meiner Freundin.“

Insgeheim ist das ÖFB-Team aber mit Sicherheit ein Ziel für die Zukunft – um wie Hans Krankl jedem österreichischen Fußballfan ein Begriff zu werden.


Alexander Karper / Harald Prantl

Rapid Austria
Ballbesitz 52,5% 47,5%
Zweikämpfe 50,5% 49,5%
Eckbälle 11 3
Torschüsse 13 7
Torschüsse außerhalb Strafraum 2 3
Torschüsse innerhalb Strafraum 11 4
Kopfballchancen 1 3
Abseits 2 0
Fouls 9 13