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Mit gebündelten Kräften ins "Spiel des Jahres"

Mit gebündelten Kräften ins

49 Tage nach seinem Amtsantritt als Sportdirektor der Wiener Austria rief Franz Wohlfahrt bei einer Pressekonferenz am Freitag erstmals in dieser Funktion das „Spiel des Jahres“ aus.

Wenig überraschend ist es das Wiener Derby gegen den SK Rapid (So., 16:30 Uhr). Doch diesmal bietet das Duell mit dem ewigen Rivalen zusätzliche Brisanz. Die Veilchen haben bereits zehn Punkte Rückstand auf die Hütteldorfer und von ihren bisherigen vier Spielen im Frühjahr drei verloren.

Die Analyse wird kommende Woche präsentiert

Zudem tat sich Wohlfahrt in den vergangenen Tagen schwer, sich demonstrativ hinter Trainer Gerald Baumgartner zu stellen. Auch diesmal konnte er nicht garantieren, dass der Salzburger auch nach dem Derby noch FAK-Coach sein werde. „Wir werden uns in den nächsten 48 Stunden rein auf Rapid konzentrieren“, blockte er die Frage ab.

In der kommenden Woche wird Wohlfahrt den Führungsgremien der Austria seine Beobachtungen und Analysen aus seinen ersten sieben Wochen als Sportdirektor präsentieren.

Hoffen auf die Schnelllebigkeit

Die große Hoffnung am Verteilerkreis: Bis dahin soll sich der raue Wind ein wenig gelegt haben. Dazu muss ein Sieg im Derby her. Die vielzitierte Schnelllebigkeit des Fußball-Geschäfts soll diesmal zu Gunsten der Veilchen arbeiten. „So schnell es runtergeht, kann es auch wieder raufgehen. Wir wissen, welchen Umschwung so ein Derby bringen kann“, meinte Wohlfahrt.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die fragile Psyche der Austria-Mannschaft eine große Rolle spielt, wenn sie auf dem schmalen Grat zwischen Erfolg und Misserfolg wandelt. „Die Beständigkeit ist allgemein nicht so, wie wir uns das wünschen. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass es immer dieselben Spieler sind“, so der Sportdirektor.

Die große Bitte an die Fans

Baumgartner startete einen Erklärungsversuch: „Ich weiß als Trainer sehr wohl, warum das teilweise so ist. Der eine oder andere Spieler kann große Drucksituationen nicht so ins Positive steuern, wie wir das gerne hätten. Die Jungs sind auch nur Menschen, die den Druck bei der Austria spüren, obwohl sie nach außen hin relativ cool sind. Als Trainer merkt man dann die Spannung vor dem Spiel schon.“

Deswegen richtete er seinen Appell auch an die Anhängerschaft: „Wir brauchen unbedingt die Unterstützung der Fans. Die Spieler spüren das nämlich sehr wohl. Sie spüren auch den Unmut einzelner Fans, wenn diese pfeifen oder etwas reinschreien. Deshalb die große Bitte an die Fans, dass sie uns in dieser Krisenzeit vollen Support geben. Die einzelnen Spieler brauchen das. Es hilft ja nicht, immer nur draufzuhauen.“

Der Auftrag: Abschalten

Um den Druck auf die Kicker von außen möglichst gering zu halten, habe er Folgendes versucht: „Wir haben ihnen den klaren Auftrag gegeben, in der Freizeit den Kopf frei zu bekommen. Sie sollten die eine oder andere Facebook- und Internetseite mal nicht aufmachen. Wobei das bei den jungen Menschen mit ihren Handys heutzutage schwer geht. Sie sollten auch keine Zeitungen lesen.“

Dem Trainer ist aber auch „ganz klar, dass wir nicht vor Selbstvertrauen strotzen“. Allerdings habe seine Mannschaft natürlich die Qualität, Rapid zu schlagen. Seine Aufgabe sei es, das Team dennoch mit Selbstvertrauen auf den Platz zu schicken. Wohlfahrt wirke dabei unterstützend ein.

"Sollten in Krisenzeiten zusammenstehen"

Da helfen freilich auch die Erinnerungen an das bisher letzte Derby. Nach einer 0:3-Heimniederlage gegen den SK Sturm stand Baumgartners Job auch Anfang November schon auf der Kippe. Die Veilchen feierten dann jedoch einen 3:2-Sieg im Happel-Stadion.

Diesmal bleibt der Sektor der Auswärtsfans aufgrund der Vorkommnisse auf den Rängen beim eben angesprochenen Duell gesperrt. Die Kapazität der Generali Arena beträgt aus diesem Grund 11.250 Plätze. 10.100 Karten waren bis Freitag-Vormittag verkauft.

Für das „Spiel des Jahres“ fordert der Trainer deshalb: „Wir müssen alle Kräfte bündeln. Die Austria-Familie sollte in Krisenzeiten zusammenstehen. Wenn wir alle an einem Strang ziehen, können wir Rapid schlagen.“

Harald Prantl