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"Der erste Elfer ist hart, der zweite unglaublich"

Alles sah nach einem sicheren Sieg des Wolfsberger AC aus.

Der Tabellenzweite führte im Spitzenspiel der 17. Bundesliga-Runde bei Meister und Tabellenführer Red Bull Salzburg bis zur 87. Minute 2:0 und hatte trotz neuformierter Defensive die „Bullen“-Offensive voll im Griff. Am Ende hieß es 2:2. Weil Jonatan Soriano zwei Mal vom Punkt traf.

Es war ein kurioses Finish und sorgte am Ende für enttäuschte Außenseiter. Vor allem, weil der zweite Elferpfiff von Schiedsrichter Robert Schörgenhofer eine Fehlentscheidung war.

Nach einem Doppelpass mit Alan war Soriano in den Sechzehner eingedrungen und hob im Duell mit Goalie Alexander Kofler bereits vor einer Berührung ab.

Schörgenhofer, der gute Sicht hatte, wartete mit dem Pfiff zu, ehe der Vorarlberger schließlich doch auf den Elfmeterpunkt zeigte.

Kühbauer: „Da gehört viel Mut dazu“

„Ich hab ihn kein bisschen berührt, er hakt bei mir ein und haut den Ball zehn Meter weiter weg. Für mich eine klare Fehlentscheidung“, sagte der enttäuschte Keeper nach der Partie bei „Sky“.

Seinem Trainer sah man den Frust im Interview an. „Wir wissen ganz genau, wieso ich mit dem Punkt unzufrieden bin“, machte Kühbauer keinen Hehl daraus, welche Laus ihm über die Leber gelaufen ist.

„Schon der erste Elfer ist sehr hart, der zweite ist unglaublich. Der Schiri hat die beste Sicht gehabt, extrem lang gewartet und dann gehört sehr viel Mut dazu, diesen Elfmeter zu geben. Ob der Mut bei uns da gewesen wäre, bezweifle ich. Man wird jetzt wieder sagen, dass es ein Komplex der kleinen Mannschaft ist, aber ich glaube nicht, dass der Elfer für den WAC gegeben worden wäre.“

Allerdings ging auch dem 2:0 durch Roland Putsche (66.) ein klares Stürmer-Foul des Torschützen an Christoph Leitgeb voran. So gab es am Ende ausgleichende Ungerechtigkeit.

„Für mich war das von Putsche ein Foul, unser zweiter Elfmeter war keiner“, fasste Salzburg-Trainer Adi Hütter zusammen.

WAC hatte Salzburg im Griff

Nicht nur die Art und Weise der Gegentore oder der Zeitpunkt machten das WAC-Remis am Ende so bitter, sondern auch weil die Gäste taktisch klug auftraten und Salzburg nicht zu Chancen kommen ließen.

Ein Lattentreffer des (drei Meter im Abseits stehenden) belgischen Legionärs Massimo Bruno (4.) war bis kurz vor Schluss das Einzige, was die Salzburger Offensive wirklich anzubieten hatte.

„Die Spieler machen ein Topspiel, Salzburg war zwar vorhanden, hat aber wenig Produktives zusammengebracht. Ich bin stolz auf die Mannschaft, wie sie es gemacht hat, weil wir vor dem Spiel schon Verlierer waren. Die Jungs haben es sich heute nicht verdient mit so einer Entscheidung nur einen Punkt mitzunehmen. Drei Punkte wären absolut gerecht gewesen“, meinte Kühbauer.

Seine Spieler sahen es naturgemäß ähnlich. „Wir haben eine sehr gute Partie geliefert und dann hat der Schiedsrichter in den letzten Minuten zwei Elfer gegen uns gegeben. Mit der Leistung hätten wir uns drei Punkte verdient, wir haben Salzburg kaum entfalten lassen“, hielt Kofler fest.

„Der Sieg wäre wichtig für das Selbstvertrauen gewesen. Wenn man sich die letzten fünf Minuten anschaut, kann man sich nicht freuen“, sagte Boris Hüttenbrenner, der das erste Elferfoul an Alan beging, nachdem der WAC zuvor in den letzten fünf Liga-Spielen nicht gewann bzw. vier Niederlagen kassierte und auch nach 467-minütiger Torsperre erstmals wieder traf.

Der defensive Mittelfeldspieler startete diesmal als Innenverteidiger, gemeinsam mit Daniel Drescher, weil das Duo des Stamm-Abwehrzentrums, Michael Sollbauer und Nemanja Rnic, gesperrt war.

„Das hat super funktioniert, aber leider haben wir nach 85 Minuten eine auf den Schädel bekommen“, musste Hüttenbrenner feststellen.

Hütter nur über Punkt happy

Kühbauer, der Joachim Standfest im defensiven Mittelfeld und Michael Berger als Rechtsverteidiger aufbot, überlegte noch nach dem 0:2 vergangene Woche in Wr. Neustadt halbseriös, sein Team gleich nach der Rückkehr trainieren zu lassen. Dieses Mal war der Burgenländer bis auf das Ergebnis zufrieden.

„Mich freut, dass die beste Mannschaft mit ihrer Bestbesetzung spielen hat können, 90 Minuten kaum Ideen gehabt hat und nur aufgrund anderer Umstände das X geholt hat“, so der 43-Jährige, dessen auslaufenden Vertrag WAC-Boss Didi Riegler („Wir können sofort verlängern“) erneuern will.

Kühbauers Konterpart Hütter war mit der Leistung freilich ganz und gar nicht zufrieden.

„Über den Punkt bin ich happy, über die Leistung nicht. Das hat einerseits mit uns selber zu tun und andererseits mit dem WAC, der das ganz ordentlich gemacht hat. Sie haben gut verteidigt, die Räume eng gemacht. Wir hatten zu wenige Ideen, um gefährlich zu werden. Man muss zufrieden sein, wenn man zum Schluss noch einen Punkt holt und den Abstand hält“, sagte der 44-Jährige.

Salzburg ging nicht nur wegen der sechs Punkte Vorsprung auf den WAC und dem historischen Sieg bei Celtic Glasgow (3:1) am Donnerstag in der Europa League als Favorit in die Partie. Auch weil der Titelverteidiger mit seiner Bestformation gegen die ersatzgeschwächten Gäste auflief und zu Hause spielte. Alles war für das Ausbauen der Tabellenführung auf komfortable neun Punkte angerichtet.

Salzburgs Europa-League-Hangover

Stefan Ilsanker konnte sogar nach seiner in Schottland erlittenen Rissquetschwunde spielen, Andreas Ulmer war nach Europa-League-Sperre ebenso von Beginn weg dabei wie Christian Schwegler.

Doch Salzburg enttäuschte wieder einmal nach einem Spieltag in der EL-Gruppenphase. Nach dem 2:2 gegen Celtic zu Beginn setzte es ein 2:3 gegen die Austria, nach dem 4:2 gegen Zagreb ein 2:2 in Grödig, nach dem 5:1 in Kroatien ein 1:4 in Altach und nun ein 2:2 gegen den WAC nach dem 3:1 bei Celtic. Nur nach dem 2:1 in Giurgiu konnte man mit einem 4:1 gegen Wiener Neustadt reüssieren.

Aber trotz Bestbesetzung wirkten die „Bullen“ ideenlos. Nach dem tollen Auftritt in Glasgow gefiel auch Hütter das folgende Auftreten in der Bundesliga nicht.

„Es ist auffällig, dass wir nach dem Zagreb-Spiel in Altach verloren, davor in Grödig nur einen Punkt geholt haben und heute auch. Da gilt es den Hebel anzusetzen, dass wir nach so einem Spiel die Kurve kratzen und trotz allem eine Partie gewinnen“, sprach Hütter von einem Europacup-Hangover.

Zumindest fixierte Salzburg mit dem Last-Minute-2:2 den Herbstmeister-Titel. Immerhin.

Salzburg WAC
Ballbesitz 70,7% 29,3%
Zweikämpfe 50,5% 49,5%
Eckbälle 6 1
Torschüsse 16 7
Torschüsse außerhalb Strafraum 7 4
Torschüsse innerhalb Strafraum 9 3
Kopfballchancen 1 0
Abseits 4 2
Fouls 17 24