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Schmidt: "Besser können wir das auch nicht spielen"

Schmidt:

Durch einen von Daniel Beichler vergebenen Elfmeter hätten die Grazer kurz vor Spielende noch auf 2:4 verkürzen können. Es mag aus Sicht der Konkurrenz Jammern auf hohem Niveau sein, aber gerade das Streben nach Perfektion zeichnet diese Salzburger Mannschaft  wohl aus.

Ergo sparte man nicht mit Selbstkritik bezüglich dieser vereinzelten Konzentrationsmängel. „In der ersten Halbzeit haben wir wirklich sehr gut gespielt, die zweite fand ich nicht mehr so berauschend. Aber ich denke, wenn man 4:0 führt, ist das irgendwo auch verständlich, wobei wir da eigentlich schon hohe Ansprüche haben und 90 Minuten unser Ding durchziehen möchten“, monierte Schwegler.

„Gesehen, wo wir Verbesserungspotenzial haben“

Kein Nachteil ohne Vorteil. Für den Schweizer Rechtsverteidiger dienen nämlich nicht nur die starken, sondern auch die weniger glücklichen Szenen als Vorbereitung auf Amsterdam:

„Wenn wir die zweite Halbzeit genau analysieren und merken, dass da nicht mehr alles gestimmt hat, kann das sicher auch hilfreich sein. Wenn wir so spielen wie in der ersten Halbzeit, sind wir richtig stark. In der zweiten Halbzeit hat man dann schon noch gesehen, wo wir Verbesserungspotenzial haben.“

So oder so können die „Bullen“ guten Mutes in die Niederlande reisen – im Wissen, dass man nach der Winterpause schnell den gewohnten Rhythmus gefunden hat. An Selbstvertrauen mangelt es wie gesagt nicht.

Schiemer: „Wir haben mittlerweile unsere Messlatte extrem hoch gelegt. Da ist es wirklich nicht einfach, dass man das immer wieder abruft. Aber wir sind momentan so gefestigt, dass uns eigentlich kaum ein Gegner stören kann. Wir ziehen unser Ding durch, das ist momentan unsere Stärke.“


Peter Altmann

Drei Frühjahrs-Spiele, 15 Tore. Red Bull Salzburg hat sich also mit im Schnitt fünf Toren pro Partie für den Europa-League-Auftritt gegen Ajax Amsterdam warm geschossen.

National ist der überlegene Tabellenführer derzeit ohnehin unangefochten.

Das bekam am Samstag Sturm Graz zu spüren. Mit 4:1 fegten die „Bullen“ über die Steirer hinweg, wobei der Leistungsunterschied vor allem vor der Pause deutlicher war, als es das Endergebnis aussagte.

Das Vertrauen in die eigene Stärke ist in der Mozartstadt inzwischen derart groß, dass sich die Überraschung über den dominanten Auftritt in Grenzen hielt.

„Was heißt erwartet? Wir wollen immer dominant auftreten“, betonte Christian Schwegler, „wir haben momentan einfach einen Lauf und Selbstvertrauen. Unsere Spielidee greift, und das sieht man auf dem Platz.“

„Haben mit einem richtigen Feuerwerk begonnen“

Franz Schiemer fand: „Wir haben unglaublich angefangen, so haben wir uns das auch vorgenommen. Der Start war gegen Grödig nicht optimal. Diesmal haben wir mit einem richtigen Feuerwerk begonnen.“

Im Prinzip war die Partie schon nach einer knappen Viertelstunde entschieden. Anel Hadzic fälschte in Minute 8 einen Freistoß von Andre Ramalho, der sich einen Tag vor seinem 22. Geburtstag selbst beschenkte, unhaltbar ab. Beim 2:0 schloss Sadio Mane in Minute 14 eine herrliche Kombination ab. Das 3:0 von Kevin Kampl nach einem schlecht verteidigten kurzen Eckball in Minute 32 rundete eine hervorragende erste Halbzeit ab.

Sturm Salzburg
Torschüsse Vujadinovic, Kainz je 2 Ramalho, Mane, Kampl je 3
Torschuss-Vorlagen Kainz 3 Zulj 5
Ballkontakte Kainz 57 Kampl 78
Zweikampfquote Vujadinovic 73,7% (14/5) Hinteregger 64,3% (9/5)
Passquote Madl 87,5% (14/2) Mane 85,7% (30/5)

Gerade die ersten 45 Minuten brachten auch Trainer Roger Schmidt ins Schwärmen: „Wir sind großartig ins Spiel reingekommen, haben alles umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben, taktisch sehr geschlossen agiert, sehr früh attackiert, hohes Tempo investiert, hatten dadurch gute Ballgewinne, haben sehr gut umgeschaltet, frühe Tore geschossen und das Spiel dann relativ schnell entschieden.“

„Das war taktisch ein Traum“

Das Fazit des Deutschen: „Das war taktisch ein Traum, wie wir hier gespielt haben, was die Vorwärtsverteidigung mit einer überragenden Absicherung angeht. Besser als heute können wir das auch nicht spielen. Wir haben uns die Latte sehr hoch angelegt, was dieses Verhalten angeht. Die Mannschaft hat das überragend umgesetzt.“

Großes Lob für die eigene Mannschaft, denn der 46-Jährige pochte darauf, dass der einseitige Spielverlauf mehr mit der eigenen Stärke als mit der vielerorts analysierten Schwäche von Sturm zu tun hatte.

„Ich glaube, dass es extrem schwierig war, gegen uns zu spielen“,  erklärte Schmidt, „wenn wir taktisch auf diesem Niveau spielen, dann auch noch die Spielfreude mit rein kommt und die Spieler gute Beine haben, wird es für die gegnerische Mannschaft schwierig. Ich glaube nicht, dass das an Sturm lag.“

Zu „optimistisch“ nach der Pause

Gerade im Hinblick auf das Ajax-Spiel gefiel dem RBS-Coach das taktische Verhalten - zumindest vor der Pause. Auch nach dem Seitenwechsel dominierten die Salzburger, wenngleich ein bisschen weniger zielstrebig. Schmidt verneinte jedoch, dass es seine Mannschaft ein wenig ruhiger angegangen sei:

„Wir haben überhaupt nicht zurückgeschaltet, sondern weiter versucht, auf das vierte Tor zu spielen. Das ist dann auch gefallen. Vom taktischen Verhalten her war es aber nicht mehr so perfekt wie in der ersten Halbzeit.“

Besagtes 4:0 resultierte aus einem Eigentor von Philipp Hütter, dem ein unglaublicher Lapsus von Goalie Benedikt Pliquett vorausging.

„Die zweite Halbzeit fand ich nicht mehr so berauschend“

In der Schlussphase gelang den Hausherren nicht nur der Ehrentreffer, sie fanden auch die eine oder andere Konter-Chance vor. „Hinten raus hat man gesehen, wie viel Qualität in der Sturm-Mannschaft steckt, dass sie nach Ballgewinn sehr gut im Umschalten sind, da sind wir das eine oder andere Mal zu optimistisch gewesen, was das taktische Verhalten angeht“, analysierte Schmidt.