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"Jetzt sind wir wieder am Boden der Realität"

Ein klassischer Fall von bezahltem Lehrgeld.

Nach dem 1:4 beim SK Sturm ist Aufsteiger Wolfberg erstmals in seiner noch jungen Bundesliga-Historie mit Gegenwind konfrontiert.

Kritik, die auch berechtigt ist, zu wehrlos ergaben sich die Kärntner den in allen Belangen überlegenen Steirern.

Kritik, die jedoch vornehmlich aus dem eigenen Lager kommt. Denn nach dem Schlusspfiff gingen sowohl Trainer Nenad Bjelica als auch seine Schützlinge hart mit sich selbst ins Gericht.

„Hätten auch gegen Ferlach verloren“

„Wir haben uns bei den Gegentoren wirklich ganz, ganz billig ausspielen lassen und uns wie kleine Buben angestellt. Das darf einfach nicht passieren“, fluchte etwa Routinier Michael Liendl.

„Wir haben in der ersten Halbzeit zu viele Geschenke verteilt. Mit solchen Fehlern hätten wir auch gegen Ferlach verloren“, mutmaßte Bjelica sauer.

Der Ärger war umso größer, weil die Lavanttaler einen Start nach Maß hinlegten und bereits in der 2. Spielminute durch Jacobo in Führung gingen.

Was folgte, bezeichnete Michele Polverino als „blöd und naiv“. Etwa der zweite Gegentreffer durch Rubin Okotie, als man es verabsäumte, vor einem Freistoß für Sturm den Ball zu sperren. Oder das dritte Grazer Tor durch Richard Sukuta-Pasu, als der Liechtensteiner Nationalspieler selbst den Ball gegen Manuel Weber vertändelte.

„Wir wurden zu oft gelobt“

„Die ganze Mannschaft muss sich an die eigene Nase fassen. Fakt ist, dass wir zu weit von unseren Gegenspielern weg waren und einfach nicht aggressiv in die Zweikämpfe gekommen sind. Vielleicht haben wir geglaubt, es geht alles einfach, aber es ist eben doch die Bundesliga“, vermutete Liendl.

Trotz harten Auftaktprogramms zogen sich die Kärntner bislang achtbar aus der Affäre. Gegen die Großklubs Austria und Salzburg setzte es zwar Heimniederlagen, in denen man sich jedoch ordentlich präsentierte. Bei Europacup-Starter Ried gelang sogar ein Auswärtserfolg.

Entsprechend zuversichtlich reiste der WAC, begleitet von einer respektablen Anzahl an Anhängern, über die Pack in die steirische Landeshauptstadt zu einem Gegner, bei dem zuletzt nicht alles eitel Wonne war.

Möglicherweise ein Fall von unrealistischer Erwartungshaltung. „Wir wurden zu oft gelobt, vielleicht war das ein Problem. Wir dachten, jetzt fahren wir auch zu Sturm und holen ohne Probleme etwas. Jetzt sind wir wieder auf dem Boden der Realität, müssen hart arbeiten und nächste Woche gegen Mattersburg eine Antwort geben“, erklärte Polverino.

Liendl warnt

Wobei auch in dieser Partie nicht alles schlecht war. Abseits der beiden Doppelschläge Sturms hielten die Wolfsberger phasenweise gut dagegen, zeigten auch die eine oder andere gute Kombination.

Sich stur hinten reinzustellen, ist ohnehin nicht der Stil des Neulings, wie Polverino betont: „Das wäre nicht die Philosophie unseres Trainers. Wir möchten gegen jeden Gegner auf Sieg spielen.“

Gegen Mannschaften auf Augenhöhe sollten selbige auch gelingen, sofern man sich geschickter anstellt als in Graz.

„Wenn wir uns in Zukunft so präsentieren, kann das ganz bitter ausgehen“, warnte Liendl, „wir müssen einfach den Kampf annehmen. Wenn wir das nicht tun, werden wir uns sehr schwer tun.“

Wurde diese Lektion gelernt, war es gut investiertes Lehrgeld…

Peter Altmann