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"Wir haben es nach wie vor selbst in der Hand“

Da schmilzt er dahin, der Vorsprung der Wiener Austria in der Tabelle.

Nach dem 2:2 im 305. Wiener Derby gegen Rapid  beträgt der Polster auf Verfolger RB Salzburg „nur“ mehr sechs Punkte. Zur Erinnerung: Vor drei Wochen, nach dem direkten Duell gegen den Titelverteidiger, betrug der Vorsprung noch satte 13 Zähler.

Und das Remis gegen den grün-weißen Erzrivalen schmerzte doppelt.

Denn gegen die Hütteldorfer wäre mehr drinnen gewesen. Zweimal brachte Tomas Jun die Veilchen in der ausverkauften Generali-Arena in Führung  (28., 56.), doch zweimal kämpfte sich Rapid durch Deni Alar (53.) und Marcel Sabitzer (66.) zurück.

Zwei individuelle Fehler

Beide Male unter Mithilfe der violetten Hintermannschaft.

„Zwei individuelle Fehler haben zu dummen Gegentoren geführt. Beim zweiten Treffer bin ich mitschuldig. Das nehme ich auf meine Kappe. Es waren die einzigen beiden Chancen von Rapid. Diese haben sie eiskalt ausgenützt. Das ist bitter in so einem Spiel, wo du die bessere Mannschaft bist und dir Chancen herausarbeitest“, erklärte Heinz Lindner gegenüber LAOLA1.

FAK-Coach Peter Störger ärgerte sich ebenfalls über den zweiten Gegentreffer. „Wir hatten die Möglichkeiten, das Spiel vorzeitig zu entscheiden. Diese haben wir nicht genutzt – vor allem in der ersten Hälfte. Rapid hat nach der Pause Kampfgeist ins Spiel gebracht, hat gut darauf reagiert, wie wir gespielt haben. Sie haben uns auch mit einfachen Bällen in Probleme gebracht.  Und wenn man solche Stellungsfehler wie vor dem 2:2 macht, wo man mit einen hohen Pass ausgehebelt wird, darf man sich nicht wundern, wenn man das Spiel nicht gewinnt“, erläuterte der Wiener.

Enttäuschte Spieler

Angesichts des Spielverlaufs gab es im violetten Lager lange Gesichter. „Wir hätten uns die drei Punkte verdient, waren in der ersten Hälfte klar besser und hätten eigentlich mit 2:0 in die Pause gehen müssen. Nach dem Ausgleich ist uns auch gleich wieder das 2:1 gelungen. Leider fangen wir uns quasi mit einem langen Ball das 2:2 ein. Wir waren die bessere Mannschaft“, so Alexander Grünwald, der beide Tore der Gastgeber vorbereitete.

„Wir sind riesig enttäuscht, weil dieses Spiel zu gewinnen gewesen wäre“, meinte Kapitän Manuel Ortlechner. Markus Suttner sprach von “zwei verlorenen Punkten“.

Selbst Jun konnte sich nicht richtig über seinen Doppelpack freuen. „Es wäre schöner gewesen, wenn wir heute gewonnen hätten. Ich hatte noch zwei andere gute Möglichkeiten. Leider habe ich sie nicht verwertet. So ist Fußball. Heute ist es leider nur ein Punkt geworden“, gestand der Tscheche.

Aufbauende Worte

Man hatte fast den Eindruck, als hätten die Veilchen das Spiel verloren. Aufbauende Worte kamen prompt vom Trainer.

„Die Mannschaft ist enttäuscht. Ich sehe es anders. Ich war in meinen Meisterjahren nie sechs Runden vor Schluss sechs Punkte vorne. Das Glas ist also halbleer oder halbvoll. Bei den Spielern ist es halbleer, bei mir halbvoll. Jetzt schauen wir, dass wir es wieder auffüllen“, so Stöger, der bei dieser Gelegenheit auf die schweren letzten Aufgaben mit den Duellen gegen Salzburg, WAC, Sturm und eben Rapid verwies.

„Wir haben von den letzten 23 Spielen eines verloren. Das Remis gegen Salzburg  kann passieren. Ein Remis in Graz ist okay, auch ein Unentschieden im Derby geht in Ordnung. Wir können uns schon einschätzen und wissen, dass wir einen unglaublichen Lauf hatten. Wir arbeiten solide weiter.“

Führt Nervosität zu Fehlern?

Zudem sei  in der jüngsten Vergangenheit jeder noch so kleine Fehler bestraft worden. „Fehler passieren, gehören zum Fußball. Und wir sind in den letzten Wochen für unsere Fehler gnadenlos bestraft worden. Da ein Fehler gegen Salzburg und schon ein Gegentreffer. Beim 0:4 gegen den WAC haben die Kärntner aus jeder unserer Unsicherheit ein Tor erzielt.“

Dass die möglicherwiese steigende Nervosität im Meisterschaftsfinish zu Fehler führt, glaubt der 47-Jährige nicht.

„Ich kann nicht in die Köpfe der Spieler hineinsehen, glaube aber nicht, dass es Nervosität ist. Fehler passieren eben. Es ist aber auch klar, dass man, wenn man etwas Großes erreichen will, etwas Außergewöhnliches leisten muss  - entweder vorne sehr viele Tore schießen, oder hinten wenig erlauben.“

„Haben es nach wie vor selbst in der Hand“

Daher glaubt der violette Chefcoach im Titelkampf weiterhin felsenfest an seine Truppe. „Ich sehe keinen Grund, alles zu hinterfragen. Wir werden unsere Spiele wieder gewinnen.“

Sechs Punkte Vorsprung seien aufgrund des Restprogramms  noch immer ein guter Vorteil. „Der Rückstand von Salzburg wird kleiner, dafür ist auch wieder eine Runde mehr absolviert. Wir sind vorne, das ist wichtig“, meinte Suttner. Und Jun: „Wir haben es nach wie vor selbst in der Hand, sind nicht nervös.“

Und obwohl die Enttäuschung über das Derby-Remis nicht zu übersehen war, machte dieses 2:2 auch Mut für die restlichen sechs Runden.

„Ich sehe eine positive Tendenz, weil ich unsere Leistung sehe“, so Stöger abschließend.

 

Martin Wechtl/Harald Prantl/Alexander Karper