LAOLA1: Sind solche Manipulationen für die heimischen Wettbüros eher eine Image-Schädigung als sie wirklich finanziellen Schaden verursachen?

Irsigler: Genau so ist es. Primär ist es eine Katastrophe für das Image. Viele nehmen an, dass die Wett-Unternehmen bei solchen Manipulationen die Täter sind. Der normale Bürger hat hier eine falsche Wahrnehmung. Deshalb sind solche Vorfälle für das Image immer verheerend.

LAOLA1: Könnte man für die Zukunft etwas verbessern, damit solche Dinge nicht mehr passieren?

Irsigler: Verhindern wird man so etwas nie können. Die Wettabgabe findet ja nicht in Österreich, sondern irgendwo anders auf der Welt statt. Man muss einfach bestmöglich versuchen, diese Dinge im Vorfeld mit präventiven Maßnahmen zu unterbinden. Bei den Vereinen muss schon im Jungendalter aufgeklärt werden. Das wird in Österreich jetzt auch schon gemacht. Solche Dinge gehören im Sport einfach immer thematisiert. Das ist auch kein spezifisches Fußball-Problem, sondern ein generelles im Sport. Hier geht es um die Integrität des Sports. Wenn hier nichts getan wird, geht das Vertrauen in den Sport völlig verloren. Schließlich trägt auch der Sport einen fürchterlichen Image-Schaden davon.

LAOLA1: Wie schätzen Sie die österreichische Wettkultur ein? Ist diese im Vergleich zu anderen europäischen Ländern eher negativ bewertet?

Irsigler: Nein, das würde ich gar nicht sagen. Das Wetten hat sicher nicht dieses Image wie in England, wo es zum guten Ton dazugehört. In Großbritannien hat das Wetten eine andere Tradition. Bei uns das Wetten zwar nicht positiv besetzt, aber auch nicht massiv negativ.

LAOLA1: Welche Konsequenzen haben die schuldigen Spieler straf- und zivilrechtlich zu erwarten?

Irsigler: Schadenersatzansprüche kann es aus unserer Sicht nicht geben, weil wir keinen konkreten Schaden haben. Das müssten erst die Ermittlungen beweisen. Für die Personen hat es natürlich strafrechtliche Konsequenzen. Dafür sind aber die Behörden verantwortlich.

LAOLA1: Wie schaut der strafrechtliche Rahmen für solche Vorfälle aus?

Irsigler: Keine Ahnung. Im Grunde gibt es in Österreich keinen Präzedenzfall. Der aktuelle Vorfall könnte jetzt einer werden. Bisherige Verdachtsmomente sind am Ende des Tages im Sande verlaufen. Offensichtlich hat dort die Beweislage nicht ausgereicht. Mir ist kein Fall in Österreich bekannt, wo jemand strafrechtlich verurteilt worden wäre.

LAOLA1: Ihrer Meinung nach wäre es aber auf jeden Fall sinnvoll, wenn es zu einer strafrechtlichen Verurteilung kommen würde.

Irsigler: Absolut. Es müssen auch abschreckende Maßnahmen gesetzt werden. So etwas wirkt durchaus. Es kann das Ganze zwar nicht verhindern, es ist aber ein Signal – und es sind auch Signale zu setzen. Irgendwann muss man einmal ein Präjudiz (Anm.: richtungsweisender Gerichtsentscheid) schaffen. Die Gefahr ist, dass der Sport darunter massiv leidet.

LAOLA1: Besteht in Österreich bereits Grund zur Sorge oder ist das eher ein Problem, welches Länder wie Italien betrifft?

Irsigler: Nein, in Österreich ist es nicht so schlimm. Sie haben aber gerade ein Land erwähnt, wo es ein massives Problem ist. Es ist traurig, dort gehört es aber schon fast zur Tagesordnung. Erst gestern habe ich wieder einen Bericht gelesen, dass es Untersuchungen in Zusammenhang mit 26 Spielen gibt.

LAOLA1: Ausgerechnet dort sind allerdings die Spieler-Gehälter noch deutlich höher als in Österreich. Eigentlich sollte es dort für die Akteure ja gar keinen Grund geben, bei solchen Manipulationen mitzumachen.

Irsigler: Ich kann sehr viel Geld verdienen und trotzdem Probleme haben. Meist betrifft es Leute, die auch private Probleme haben – in welcher Form auch immer. Ich kann sehr gut verdienen, aber trotzdem verschuldet sein.

Das Gespräch führte Christian Frühwald