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'Ich weiß ja auch nicht, wie Markus reagiert"

'Ich weiß ja auch nicht, wie Markus reagiert

Bei Sturm Graz muss und wird sich in dieser Sommerpause vieles ändern.

Architekt dieses Projekts ist Gerhard Goldbrich, der dem Kader Schritt für Schritt in den kommenden Transferzeiten bis Sommer 2014 ein neues Gesicht verpassen will.

Der Anfang ist mit Anel Hadzic und Daniel Offenbacher getan, weitere neue Personalien sollen in den kommenden Wochen einer desolaten Mannschaft wieder auf die Beine helfen. Der eine oder andere Akteur mit laufendem Vertrag darf sich wiederum nicht sicher sein, tatsächlich eine Zukunft an der Mur zu haben, wie der General Manager im LAOLA1-Interview ankündigt.

Eine Schlüsselentscheidung am Weg zurück zu alter Stärke wird die Besetzung des Trainer-Postens. Diesbezüglich erscheinen mehrere Varianten denkbar, auch eine Fortsetzung des Engagements des bislang glücklosen Markus Schopp.

LAOLA1: Sturm ist dank des Europacup-Startplatzes mit einem blauen Auge davon gekommen. Aber der Schlusspunkt gegen Wiener Neustadt passte ins Bild einer verkorksten Saison…

Gerhard Goldbrich: Das kann man so stehen lassen. Es gibt keinen Grund zum Feiern. Wir sind am Weg, uns richtig aufzustellen, dann gibt es vielleicht im nächsten Jahr wieder ein Zuckerl für die Fans von Sturm Graz. Der Europacup freut mich für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Verein, die rund um die Uhr den Einsatz zeigen, den ich am Feld ab und zu vermisst habe. Alles weitere gehört jetzt analysiert. Es wird definitiv einige Konsequenzen geben.

LAOLA1: Wie werden diese Konsequenzen ausschauen? Wird es einen größeren Umbruch geben?

Goldbrich: Ein Umbruch ist immer nur dann möglich, wenn das die Vertragssituationen auch erlauben. Man kennt mich schon, aus der Emotion heraus gibt es dazu sicher kein Statement. Man wird sehen, wie und mit wem wir planen. Es kann auch sein, dass wir durchaus dem einen oder anderen, der glaubt, er ist in seiner Komfortzone und verbleibt dort, weil er einen Vertrag bis 2014 oder länger hat, sagen werden, dass wir nicht mehr mit ihm planen.

LAOLA1: Gibt es nur bei den Spielern Konsequenzen, oder muss man als Verein etwas anders machen als bisher?

Goldbrich: Man darf nicht alles in einen Topf hauen. Ich werde nicht müde zu betonen, dass im letzten Jahr auch sehr viele gute Dinge im Verein passiert sind, viele positive Geschichten umgesetzt worden sind. Als Speerspitze bleibt immer die Kampfmannschaft über. Und die hat trotz der Qualifikation für die Europa League einen Vierer mit einem dicken Minus eingefahren.

LAOLA1: Hat man im Laufe der Saison den Punkt, an dem es kippt und man reagieren muss, zu spät erkannt?

Goldbrich: Wir werden nie draufkommen, ob wir zu spät oder vielleicht falsch reagiert haben, weil wir die Trainersituation belassen hätten sollen. Wir haben reagiert, weil wir das Gefühl hatten, wir müssen reagieren. Das Ergebnis der ganzen Saison ist einfach ernüchternd und nicht genügend für die Ansprüche von Sturm Graz. Da täuscht dieser Platz nicht darüber hinweg. Wir haben uns möglicherweise auch schon im Herbst mit neun Spielen, die wir nicht verloren haben, über das eine oder andere hinwegtäuschen lassen. In Summe ist das Spiel von Sturm Graz ja schon seit dem Spätherbst schlechter geworden.

LAOLA1: Markus Schopp hat eine schwierige Situation vorgefunden, das Ruder aber nicht rumreißen können. Wie sind seine Chancen, auch in der kommenden Saison auf der Trainerbank zu sitzen?

Goldbrich: Genau wie bei den Personalien Anel Hadzic und Daniel Offenbacher nehme ich erst Stellung dazu, wenn ich etwas fertig verhandelt habe und die Tinte unter einem Vertrag trocken ist. Markus hat in den letzten Wochen sehr viel gemacht, wo sich auch innerhalb der Mannschaft Positives getan hat. Für ihn war es nicht leicht, das Ruder noch herumzureißen. Natürlich haben wir uns mit der Entscheidung etwas anderes erwartet, aber das an einer Einzelperson festzumachen, geht gar nicht. Denn es sind einige dabei, von denen der eine oder andere vielleicht doch über den Schweinehund drüber gehen und Sturm in den letzten zwei, drei Spielen hätte helfen können, den Europacupplatz auf sportliche Art und Weise zu erreichen. Denn dafür, dass wir ihn so erreicht haben, möchte ich keinen feiern sehen.

LAOLA1: Wie ist das Prozedere in der Trainersuche? Die Geschäftsführung präsentiert dem Aufsichtsrat ihren Kandidaten?

Goldbrich: Genau. Wir präsentieren unseren Kandidaten, denn wir sind ja eine Doppel-Geschäftsführung. Das ist die statutenkonforme Vorgehensweise. Grundsätzlich schauen sich die Gremien Hand in Hand die Leute an, da sind wir schon abgestimmt.

LAOLA1: Präsident Christian Jauk kann also nicht eigenmächtig auf Trainersuche gehen?

Goldbrich: Nein, geht er nicht, das machen schon wir. Wir haben Markus Schopp als Trainer, alles weitere wird man sehen.

Das Gespräch führte Peter Altmann

LAOLA1: Ist Schopp trotzdem derjenige, der seine Expertise bei Spielerverhandlungen und möglichen Transfers einbringt?

Goldbrich: Natürlich bringt er sich ein, es bringen sich auch andere im Verein ein. Letztverantwortlich bin ich dafür. Ich hatte mit Peter Hyballa vor vier Monaten auch schon mal über Offenbacher geredet, bin mit ihm drei Monate in Kontakt gewesen, dasselbe gilt für Anel Hadzic. Wir schauen uns sehr viele Spieler an. Ob Markus Schopp jetzt sechs Spiele erfolgreich war oder nicht, oder ob Peter Hyballa vorher erfolgreich war oder nicht, sie sind ja trotzdem Fachleute. Wir schauen uns schon sehr genau an, wen wir brauchen könnten, wo wir vielleicht eine Position verändern müssen, und da deckt sich zum Teil die Meinung ohnedies. Markus Schopp ist jetzt unser Trainer, wir werden uns in Ruhe zusammensetzen, werden seine Vorstellungen, wie wir in die nächste Saison gehen können, besprechen. Dann werden wir sehen, wie wir reagieren.

LAOLA1: Sprechen Sie gleichzeitig mit anderen Kandidaten?

Goldbrich: Es obliegt schon der Sorgfaltspflicht, dass man sich den einen oder anderen anschaut. Ich weiß ja auch nicht, wie Markus reagiert. Er hat gesagt, er muss überzeugt sein, dass er das Ruder herumreißen kann. Es kann ja auch passieren, dass Markus sagt, er glaubt nicht daran. Das werden wir aber in den nächsten Tagen besprechen.