LAOLA1: Lukas Hinterseer steht nach dem tollen Herbst weiter im Fokus. Gibt es von Ihrer Seite schon ein klares Ja, dass er weiterhin beim FC Wacker bleibt?

Streiter: Das kann ich nicht beurteilen. Es würde mich natürlich sehr freuen, weil er sehr gut in die Mannschaft passt. Auf der anderen Seite hat man gesehen, wie schnell es bei Grödigs Philipp Zulechner gegangen ist. Zuerst hat es geheißen, dass er doch nicht interessant ist, dann hat er einen tollen Auftritt im Trainingslager gegen Ahlen gehabt. Plötzlich hat es funktioniert. Ich bin nicht so blauäugig, es geht dann am 31. Jänner sehr schnell, wenn ein Verein Interesse hat oder ein anderer Spieler weggeht und sie das Loch stopfen wollen. Deshalb weiß ich nicht, wo Lukis Reise hingeht.

LAOLA1: Es wäre aber sicher kein Nachteil, wenn Hinterseer bleiben sollte.

Streiter: Überhaupt nicht, kann man nicht sagen. Finanziell wäre es natürlich toll für den Verein, aber genauso toll wäre es, wenn er bei uns bleibt.

LAOLA1: Wäre man gerüstet, sollte ein Abgang Hinterseers doch noch eintreten?

Streiter: Deshalb habe ich auch Edomwonyi geholt, der nach vorne zwar ein bisschen ein anderer Typ ist, aber ich denke trotzdem, dass wir gewappnet sind, wenn so etwas passieren sollte. Ein lachendes Auge wäre dabei, wenn er bleibt, ein weinendes, wenn er geht. Aber trotzdem wäre es für den Verein gut, wenn wir ihn adäquat ersetzen können.

LAOLA1: Mit Armin Hamzic, Kevin Nitzlnader (beide 20) und Rohdiamant Simon Pirkl (16) konnten sich junge Amateure empfehlen. Wer hat das größte Potenzial?

Streiter: Alle drei, die ich mitgenommen habe. Sie haben eine tolle Leistung im Trainingslager abgerufen und sind voll mitgegangen. Hamzic hat mir über weite Strecken gut gefallen, mit Pirkl haben wir einen Rohdiamanten mit erst 16 Jahren, der – denke ich – in den nächsten Jahren aufhorchen lassen wird. Genauso Nitzlnader, der sich sofort auf die Aufträge im Spiel eingestellt hat. Das hat mir gefallen. Sie waren sehr frech und agil am Platz, so was braucht man dann. Jetzt müssen wir sie weiterschleifen, dann werden wir sehen, ob es der eine oder andere gleich schafft, Fuß zu fassen.

LAOLA1: Roman Wallner war im Herbst unglücklich mit seiner Situation. Welche Bedeutung hat der Spieler für Sie und den Verein allgemein noch?

Streiter: Jeder Spieler, der da ist, hat eine Bedeutung. Es liegt jetzt am Spieler selber, ob er seine Leistung abrufen kann. Wer in dem Moment die beste Formkurve hat und der Mannschaft am meisten helfen kann, wird beginnen. Jeder hat bei mir die Chance, in eine Richtung zu stoßen, da ist Roman dabei. Es geht im Fußball sehr schnell in die eine als auch in die andere Richtung.

LAOLA1: Die Vorbereitung wurde durch das Punkt-Wirr-Warr der Admira gestört. Ist der erste Ärger schon verflogen?

Streiter: Absolut, das haben wir gleich weggesteckt, weil es einfach nichts bringt. Wir hätten als Neunter genauso Siege holen müssen wie jetzt als Zehnter. Von der Ausgangsposition her hat sich nichts geändert, außer dass wir jetzt einen Punkt hinten sind. Ich habe auch mit den Spielern geredet und bemerkt, dass das kein Faktor ist. Das ist auch gut so. Wir haben es selber in der Hand.

LAOLA1: Hat sich ihre Entscheidung für den FC Wacker nach den ersten Wochen bestätigt?

Streiter: Das war bis jetzt ein ganz tolles Arbeiten mit sehr großem Elan und viel Spaß, weil ich gesehen habe, wie die Mannschaft das annimmt. Dann weiß man, dass man wirklich Potenzial hat, um uns anders zu orientieren. Es ist absolut top und ich bin stolz, Trainer von Wacker Innsbruck zu sein.

LAOLA1: Nach Wackers Rückschlägen in den letzten Jahren fragen sich viele, warum man sich das antut. Was entgegnen Sie diesen Kritikern?

Streiter: Ich habe immer Herausforderungen gesucht, sowohl als Spieler als auch als Trainer. Dieser stelle ich mich sehr gerne. Ich will einfach weiterhelfen, dass sich der Verein in den nächsten Jahren neu aufstellen kann. Das Ziel muss man haben. Wir wollen wieder eine Adresse im österreichischen Fußball werden, das muss auch der Anspruch sein, wenn man von den Titeln her der dritterfolgreichste Klub ist.

LAOLA1: Will man einfach seinen Beitrag dazu leisten, wenn man den Verein so im Herzen hat wie Sie?

Streiter: So ist es. Es waren wunderschöne Jahre als Spieler, außerdem bin ich hier sehr erfolgreich gestartet als Trainer, als wir nach dem Zwangsabstieg gleich wieder hochgekommen sind. Mit dem Verein ist über die Hälfte meines Lebens verbunden. Deshalb kommt man gerne zurück und versucht, die Situation zu ändern. Einfach, um wieder attraktiven Fußball zu spielen, dass die Leistung stimmt und man wieder in anderen Sphären in der Bundesliga spielt.

LAOLA1: Nach dem Aus beim SV Horn waren Sie seit Sommer ohne Job. War es wieder an der Zeit?

Streiter: Absolut, es hat unglaublich unter den Fingernägeln gebrannt. Ich bin mit sehr großem Feuer am Platz. Es ist gerade richtig gewesen, ich habe ausgeatmet, alles Revue passieren lassen und jetzt ist es einfach wieder Zeit.

LAOLA1: Mit Andreas Schrott und Christian Stoff haben Sie zwei Co-Trainer. Warum ist die Wahl auf die beiden gefallen?

Streiter: Ein Co-Trainer muss loyal sein, aber auch die Leidenschaft und Verrücktheit haben, mit mir diese Dinge anzugehen. Sie müssen hungrig und wissbegierig sein. Schrott habe ich als jungen Spieler bei Wacker geformt und weiß, dass er ein Arbeiter ist, der im Trainerjob seinen Teil beitragen will. Stoff ist mit seinem Individualtraining schon einige Zeit beim Verein. Da haben wir eine sehr gute Mischung, um das Training abwechslungsreich zu gestalten.

LAOLA1: Mit dem Herbst konnte Wacker nicht zufrieden sein. Warum wird das gerade unter Michael Streiter anders?

Streiter: Weil wir hoffen, dass wir mehr Siege als in der Hinrunde einfahren. Dann weiß man, dass man gut gearbeitet hat und in der richtigen Richtung ist. Das ist das große Ziel, die Mannschaft hat die Qualität.

LAOLA1: Was wird es für Sie für ein Gefühl sein, am 8. Februar endlich wieder Bundesliga-Luft einzuatmen?

Streiter: Es ist erfreulich und sehr befreiend, wieder draußen zu stehen und in der Bundesliga unterwegs zu sein. Ich freue mich riesig darauf. Jetzt müssen wir schauen, unseren Teil beizutragen, dass Wacker in der Liga bleibt. Dann wird die Freude noch größer werden.


Das Gespräch führte Alexander Karper