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"Überraschen können wir uns nicht mehr"

„Die Vorbereitung im Winter ist wegen der schwierigen Trainingsbedingungen ein bisschen mühsam. Entsprechend froh sind wir, dass es wieder losgeht“, sagt Peter Schöttel.

Und auch Peter Stöger ist heilfroh, dass die Kugel endlich wieder rollt: „Die Wintervorbereitung ist so ziemlich das grauslichste, das es für einen Fußballer gibt.“

Der Auftakt der beiden ist gleich ein richtiger Kracher, steht doch das große Wiener Derby (So., 16 Uhr) auf dem Programm.

Die ersten zwei Saisonduelle konnten die Violetten für sich entscheiden. Geht es nach dem SCR-Coach, wird sich das ändern: „Wir wollen die Austria im eigenen Stadion ganz sicher nicht noch einmal jubeln sehen. Diese Bilder haben wir noch im Kopf, das ist zusätzliche Motivation.“

LAOLA1 hat die Trainer zum bevorstehenden Aufeinandertreffen, dessen Bedeutung für den Titelkampf, die prominenten Rückkehrer und Konkurrent RB Salzburg befragt.

LAOLA1: Sind Sie froh, dass bereits zum Auftakt das Derby ansteht? Und wie vorentscheidend ist dieses Duell wirklich?

Peter Stöger: Das passt gut. Die Temperaturen sind zwar nicht ideal, aber das Stadion wird voll sein. Wenn wir Meister werden wollen, wird es keine leichten Aufgaben für uns geben. Wir müssen uns diesen Aufgaben stellen. Mir persönlich passt das Derby sehr gut. Sollten wir das Derby gewinnen, wird es für Rapid sehr, sehr schwer, uns noch zu überholen – das traue ich mich zu sagen. Wenngleich ich weiß, dass im Fußball alles möglich ist.

Peter Schöttel: In der ersten Runde ist sowieso kein Gegner leicht. Vielleicht ist es gut, dass wir sie in der ersten Runde haben. Ihr Lauf aus dem Herbst wurde durch den Winter und die Vorbereitung gestoppt. Mit einem Sieg wäre für uns in dieser Meisterschaft noch sehr viel möglich. Im Falle einer Niederlage haben wir überhaupt nichts mehr mit dem Titelkampf zu tun. Dann werden wir schauen, dass wir so rasch wie möglich die Punkte für einen internationalen Startplatz machen.

LAOLA1: Welche Lehren haben Sie aus den ersten beiden Saisonduellen gezogen?

Stöger: Wir haben im ganzen Herbst gelernt, dass wir guten Fußball spielen können, wenn wir bereit sind, wirklich permanent zu arbeiten. Wenn man unsere Spiele beobachtet hat, sieht man zwar, dass wir sehr viele Tore geschossen und attraktiv gespielt haben, aber auch, dass wir das nur durch über unser Laufarbeit, unseren Einsatz und unseren Willen zustande gebracht haben. Uns geht nichts leicht vom Fuß. Wenn wir dieses Engagement wieder hinbringen, werden wir ähnlich erfolgreich sein wie im Herbst.

Schöttel: Wir sollten es tunlichst vermeiden, der Austria das erste Tor ganz einfach zu schenken. Das erste Tor wird im Fußball immer wichtiger. In den ersten beiden Duellen ist die Austria früh in Führung gegangen und hat danach sehr dominant gespielt. Ich würde gerne sehen, dass wir einmal in Führung gehen. Da waren wir im Herbst nämlich sehr stark, wenn wir einmal vorne waren.

LAOLA1: Kann Sie Ihr Gegenüber noch überraschen?

Stöger: Nein, das kann er nicht. Ich glaube aber auch, dass er so viel über die Austria und mich weiß, dass die großen Überraschungen von unserer Seite auch ausbleiben werden. Es geht darum, wie wir unsere Mannschaften auf den Gegner einstellen und wie es die Burschen dann umsetzen. Wir kennen den Kader des jeweils anderen und kennen auch die Neuzugänge und deren Qualitäten. Es wird keine Überraschungen geben, es ist alles angerichtet für den Showdown.

Schöttel: In unserer Liga kennt sowieso jeder jeden sehr gut. Es kommt ein bisschen auf die Aufstellung, die der Kollege wählt, an. Aber richtig überraschen können wir uns nicht mehr.

LAOLA1: Wie sieht es mit den Rückkehrern Nacer Barazite und Branko Boskovic aus?

Stöger: Mal schauen, ob überhaupt einer der beiden zum Einsatz kommt. Beide haben im körperlichen Bereich noch Aufholbedarf. Es ist da wie dort nicht sicher, ob sie beginnen.

Schöttel: Möglicherweise spielt Boskovic von Start weg. Die Entscheidung ist noch nicht gefallen. Er hat sich in den ersten Wochen aber sehr gut präsentiert. Das Spiel der Austria ist sicher nicht abhängig von Barazite, sie haben in der Offensive viele Möglichkeiten, mit ihm eine mehr. Wenn er wieder an die Leistungen, die er damals bei der Austria abgerufen hat, anschließen kann, ist der Austria ein guter Transfer gelungen. Ich als großer Konkurrent hoffe natürlich, dass er ein bisschen Probleme hat, in die Gänge zu kommen.

LAOLA1: Und was denken Sie über Red Bull Salzburg?

Stöger: Das ist eine überragende Mannschaft, eine außergewöhnliche Truppe mit individuell ausgezeichneten Spielern. Mit Alan und Dusan Svento sind zwei Spieler dazugekommen, die die Qualität enorm heben können. Wir sind ganz einfach stolz, sieben Punkte vor einer Mannschaft mit solchen Möglichkeiten zu sein.

Schöttel: Sie waren vor Saisonbeginn der große Favorit und sind jetzt – für mich überraschend – doch einige Punkte hinten. Viele Ausrutscher dürfen sie sich nicht mehr erlauben. Ich gehe aber auch nicht davon aus, dass die Austria so dominant sein wird wie im Herbst.


Das Gespräch führte Claus Schlamadinger