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"Was hier aufgebaut wird, ist Weltklasse!"

Das Fußball-Business ist mitunter ein äußerst schnelllebiges.

Kevin Kampl kann davon ein Lied singen.

Vor genau zwei Monaten war er noch der umjubelte Held in Aalen, schoss gegen Bochum das Goldtor zum 1:0-Sieg und sich damit noch tiefer in die Herzen der VfR-Fans.

Fünf Tage später war Kampl weg und unterschrieb bei Red Bull Salzburg.

"Als ich diese Chance bekommen habe, wusste ich, dass ich sie nützen muss", hat der 21-Jährige seinen Wechsel noch keine Sekunde bereut.

Sein Start in der Mozartstadt war zwar statistisch nicht ganz so überragend wie jener in Aalen (zwei Tore, zwei Assists in drei Partien), aber leistungstechnisch nicht minder verheißungsvoll.

Im LAOLA1-Interview erklärt der slowenische Teamspieler, warum RBS der richtige Klub ist, er gewisse Diskussionen nicht versteht und die Mannschaft bald ganz schwer zu schlagen sein wird.

LAOLA1: Kevin, du bist seit fast zwei Monaten in Salzburg. Fühlst du dich schon richtig heimisch?

Kevin Kampl: Ja, total. Ich wurde hier von allen super aufgenommen. Mittlerweile habe ich auch meine eigene Wohnung. Es läuft momentan alles richtig gut.

LAOLA1: Was braucht es, damit du dich wohl fühlst?

Kampl: Auf dem Trainingsplatz muss die Chemie passen. Die Jungs akzeptieren, dass ich hier bin und haben mich gleich gut aufgenommen. Jeder ist sofort auf mich zugekommen, ich habe mich gleich als Teil der Mannschaft gefühlt. Das ist wichtig, damit du gleich Leistung bringen kannst. Ich hatte mich gleich nach den ersten Trainingseinheiten so gefühlt, als würde ich schon ewig hier spielen.

LAOLA1: Dabei hast du innerhalb kürzester Zeit zwei Mal den Verein gewechselt. Bist du ein speziell anpassungsfähiger Mensch?

Kampl: Das weiß ich nicht (schmunzelt). Ich habe mich jedenfalls in Aalen auch sofort wohl gefühlt. Dass ich den Klub so schnell wieder verlassen werde, habe ich nicht gedacht. Aber im Fußball kann es eben sehr schnell gehen. Als ich diese Chance bekommen habe, wusste ich, dass ich sie nützen muss. Obwohl ich natürlich am Anfang schon überlegt habe, weil ich erst so kurz in Aalen war.

LAOLA1: Gab es viele, die den Schritt nicht verstanden haben?

Kampl: Nein, eigentlich gar nicht. Fast alle meine Mitspieler in Aalen haben gesagt, dass es der richtige Schritt ist und sie dasselbe gemacht hätten. Nur der Trainer (Ralph Hasenhüttl, Anm. d. Red.) war nicht so begeistert und hat gemeint, ich solle noch da bleiben.

LAOLA1: Du hast gegen Ried ein starkes Debüt abgeliefert, die Lobeshymnen danach waren groß. War dir das fast schon unangenehm?

Kampl: Überhaupt nicht. In Aalen war es ähnlich, da bin ich auch gut reingekommen. So etwas beeindruckt mich nicht. Ich versuche weiter, mich zu verbessern. Die Saison ist noch ziemlich lange, es werden sicher noch Spiele kommen, wo die Leistung nicht so berauschend ist.

LAOLA1: Du hast auch das Zeug zum Publikumsliebling. Ein Umstand, der dir gefällt?

Kampl: Natürlich freut es mich, wenn die Fans mich und meine Art, Fußball zu spielen, mögen. Das gefällt doch jedem Spieler. Primär sollen die Fans aber die Mannschaft anfeuern. So lange das der Fall ist, ist es mir egal, ob ich Publikumsliebling bin.

LAOLA1: Aber ist es als Neuzugang nicht doppelt wichtig, dass man gleich einschlägt?

Kampl: Natürlich. Ich hatte am Anfang schon Schiss, wie ich aufgenommen werde. Du kommst neu dazu, hast noch viel Geld gekostet – da sagst du dir schon immer: „Komm‘ du musst zeigen, was du kannst.“ Zum Glück hat es gegen Ried gleich ganz gut geklappt. Ich konnte den Fans zeigen, dass ich vielleicht doch ganz okay kicken kann.

LAOLA1: Red Bull Salzburg polarisiert und wird oft gerne als Feindbild genommen. Wie hast du das bislang erlebt?

Kampl: Damit muss man umgehen können. Die großen Klubs, die viel investieren, werden oft nicht gemocht. Aber egal wer und wie viele gegen uns sind, wir halten als Mannschaft immer zusammen. Das zeichnet uns derzeit aus. Wir wurden zwar neu zusammengemischt, sind aber mittlerweile schon richtig zusammengewachsen.

LAOLA1: Was war letztlich ausschlaggebend für den Wechsel nach Salzburg?

Kampl: Es macht einfach Spaß, endlich mal um Titel mitzuspielen. Bei Aalen wäre es so gewesen, dass ich bis zum Schluss um den Klassenerhalt hätte kämpfen müssen. Außerdem war der Anreiz, im europäischen Geschäft dabei sein zu können, sehr groß.

LAOLA1: Wobei dieser Anreiz zumindest in diesem Jahr nicht gegeben ist. Hat dich das frühe Aus gegen Düdelingen zweifeln lassen, ob Salzburg der richtige Schritt ist?

Kampl: Nein, gar nicht. Salzburg ist meiner Meinung nach die beste Mannschaft in Österreich. Außerdem bauen wir gerade eine neue Truppe auf – das kann was richtig Großes werden. Wir haben so viele gute, junge Spieler in der Mannschaft, es macht einfach richtig viel Spaß.

LAOLA1: So wie du in Aalen eingeschlagen hast, hättest du aber möglicherweise auch bald ein Angebot aus der deutschen Bundesliga bekommen. Hätte die zweite deutsche Liga nicht auch ein ideales Sprungbrett werden können?

Kampl: Natürlich, man kann immer spekulieren. Vielleicht wäre ein Angebot aus der Bundesliga gekommen. Aber es kann auch schnell in die andere Richtung gehen. Du brauchst dich nur verletzen. Ich habe die Chance in Salzburg bekommen und wollte sie unbedingt nützen. Es ist ja nicht so, dass Salzburg irgendein Klub wäre, der international keinen Namen hat. Was hier aufgebaut wird, ist Weltklasse. Solche Gegebenheiten findest du kaum irgendwo, nicht einmal in der Bundesliga.

LAOLA1: Es werden oft die Vergleiche Kommerz gegen Tradition bemüht. Verstehst du diese Diskussion?

Kampl: Nein, ich verstehe diese Diskussion eigentlich nicht. Solche Gegebenheiten, wie wir sie in Salzburg haben, wünscht sich doch jeder Klub. Wir haben super Trainingsbedingungen, ein tolles Stadion – ich verstehe diese Diskussionen nicht, muss sie aber auch nicht verstehen. Jeder soll seine eigene Meinung dazu haben.

LAOLA1: Am Sonntag kommt es zum Duell mit Rapid, der sogenannte Klassiker in der „Tradition gegen Kommerz“-Diskussion. Ist da schon ein besonderes Kribbeln vorhanden?

Kampl: Ja, natürlich. Vor solchen Spielen entwickelt man immer ein besonderes Kribbeln. Rapid hat viele Fans, das Hanappi-Stadion soll ja ein richtiger Hexenkessel sein. Wir haben dennoch nichts zu befürchten, sind derzeit richtig gut drauf. Wir wollen drei Punkte mitnehmen und uns weiter von Rapid absetzen.

LAOLA1: Die Leistungen in den vergangenen Partien waren sehr ansprechend. Überspitzt gefragt: Wer oder was soll euch am Weg zum Titel stoppen?

Kampl: Wenn wir so weitermachen, dann wird es tatsächlich schwer, gegen uns zu gewinnen. Wir sind eine sehr offensiv eingestellte Mannschaft und wollen den Zuschauern etwas bieten. Jetzt müssen wir nur noch abstellen, dass wir den Gegnern zu viele Konterchancen ermöglichen. Dann wird es wirklich schwer, gegen uns etwas zu holen.

LAOLA1: Deine Bilanz ist mit zwei Assists gut, allerdings fehlt dir noch ein Tor. Bei Aalen hast du einmal den Balotelli-Jubel gemacht - gibt's den auch in Österreich zu sehen?

Kampl (lacht): Ich habe schon mit Stefan Maierhofer ausgemacht, dass ich ihn wieder mache, wenn ich in Österreich mein erstes Tor schieße.

Das Interview führte Kurt Vierthaler