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Linz: "Daxbacher hatte eine andere Meinung als ich"

Linz:

Die Beurlaubung von Austria-Cheftrainer Karl Daxbacher kam für viele schon unvorhersehbar, wenn nicht sogar überraschend. Von Weihnachtsruhe keine Spur.

Selbst Nachfolger Ivica Vastic zeigte sich ob dieser Mitteilung alles andere als darauf vorbereitet, obwohl er sich auf die neue Herausforderung freut.

Und die Mannschaft? Diese wurde im erst kürzlich angetreten Urlaub mit der neuen Personalsituation konfrontiert. So auch Roland Linz.

Das Verhältnis des Stürmers mit Daxbacher war angeschlagen. Zuletzt avancierte der 30-Jährige zum Bankerldrücker und soll nach dem Spiel in Wiener Neustadt sogar mit dem Chefbetreuer in der Kabine aneinander geraten sein.

Im Gespräch mit LAOLA1 gibt der Kapitän Einblick, was der Trainerwechsel für die Austria und für ihn persönlich bedeutet.

LAOLA1: Wie hast du als Kapitän vom Trainerwechsel bei der Austria erfahren?

Roland Linz: Ich bin bereits auf Urlaub in Thailand und habe es telefonisch erfahren. Es ist auch für mich überraschend gekommen, aber okay. Es ist nun einmal so. Die Ergebnisse waren in den letzten Runden leider wirklich nicht positiv. Deshalb hat sich der Verein so entschieden.

LAOLA1: War die Entscheidung aus Sicht der Mannschaft abzusehen?

Linz: Nein, es war eher nicht abzusehen, es kam schon aus dem Nichts. Aber es ist die Entscheidung vom Verein, vom Vorstand. Daran kann man nichts ändern. Ich habe auch noch nicht mit Kollegen geredet, wie sie das aufgenommen haben.

LAOLA1: War es einfach an der Zeit, dass dieser Schritt gesetzt werden musste und was bedeutet dieser für die Austria?

Linz: Ich glaube, dass es auf jeden Fall wieder ein Neuanfang ist. Ivica Vastic ist ein junger Trainer, der eine ganz neue Philosophie verfolgt. Er hat in den letzten Jahren, überall wo er als Trainer tätig war, einen sehr großen Erfolg gehabt. Das ist mit dieser jungen Mannschaft, die wir derzeit bei der Austria haben, auch möglich. Ich glaube, dass die Zusammenarbeit sehr gut funktionieren wird. Und hoffentlich auch sehr erfolgreich.

LAOLA1: Muss man sich den Vorwurf gefallen lassen, dass die Austria unter Daxbacher zu wenig aus ihren Möglichkeiten herausgeholt hat?

Linz: Wir haben sportlich gesehen letztes Jahr sicherlich den Meistertitel leider in den letzten Runden verspielt. Heuer haben wir in der Europa League leider nicht den Aufstieg geschafft, da war ein bisschen Pech dabei. Ich bin aber der Meinung, dass wir international sehr gute Ergebnisse erzielt haben. Aber in der Meisterschaft sind wir alle nicht zufrieden, da hätten wir uns alle mehr erhofft. Wir werden im Frühjahr noch einmal voll angreifen und vielleicht gelingt uns ja diesmal der große Triumph. Es sind ja nur vier Punkte Rückstand. Das ist auf jeden Fall machbar, obwohl Salzburg sicherlich im Aufwind ist und es sehr schwierig wird. Aber wenn wir gute Stimmung in der Mannschaft haben und das Glück wieder zurückkommt, dann werden die Ergebnisse auch wieder passen.

LAOLA1: Trotzdem holte die Austria unter Daxbacher den Cup und qualifizierte sich zwei Mal für die EL-Gruppenphase. Fehlte trotzdem die Weiterentwicklung?

Linz: Das ist momentan schwierig zu sagen. Das Trainerteam hat sicherlich alles versucht, um die Spieler weiterzuentwickeln. Es haben auch einige Spieler den Sprung ins Ausland geschafft, wo sie jetzt Stammspieler sind. Die Arbeit hat sicherlich auch positive Ergebnisse geliefert.

LAOLA1: Wie ist es in der Kabine abgelaufen? Konnte er euch noch motivieren oder war bereits Ratlosigkeit zu spüren?

Linz: Wir haben uns natürlich auch erhofft, dass wir im Liga-Herbst mehr Punkte machen. Es ist sicherlich auch Verletzungs-Pech dazugekommen. Wenn die Ergebnisse nicht passen, wird irgendwann einmal der Trainer in Frage gestellt. Das ist im Fußball nun einmal so, nicht nur in Österreich.

LAOLA1: Wie stehst du der Berufung von Ivica Vastic gegenüber?

Linz: Ich freue mich schon auf die Zusammenarbeit mit ihm. Er bringt sicherlich neuen Schwung in die Mannschaft und den Verein. Er kennt die Austria jetzt schon sehr lange, von daher ist das sicherlich die richtige Entscheidung und die beste Lösung.

LAOLA1: Birgt die Tatsache, dass die Austria seine bisher größte Trainerstation ist, ein Risiko?

Linz: Nein, das glaube ich nicht. Vastic hat als Spieler sehr viel erlebt und vor allem bei Ivica Osim eine sehr gute Schule genossen. Das wird für ihn sicherlich kein großer Schritt werden. Vom Verhältnis her wird das passen, deshalb bewerte ich den Wechsel sehr positiv.

LAOLA1: Du kennst Vastic noch aus aktiven Zeiten. Wie würdest du euren neuen Trainer beschreiben?

Linz: Ich kenne „Ivo“ eh schon sehr lange. Ich habe mit ihm auch schon im Nationalteam zusammengespielt. Ich weiß, dass er ein hundertprozentiger Profi ist und das sicherlich auch von seinen Spielern verlangen wird. Die Mannschaft ist selbst noch sehr jung und hungrig, er wird das sicherlich vorleben. Er ist wahrscheinlich der beste Trainer, der jetzt zu uns passt.

LAOLA1: Unterschiedlicher könnten die Trainertypen Daxbacher und Vastic wohl nicht sein.

Linz: Wahrscheinlich. Die zwei sind sicherlich komplett konträre Charaktere. Die Umstellung wird sicherlich der ganzen Mannschaft gut tun.

LAOLA1: Dein Verhältnis zu Daxbacher galt nicht als das beste, zuletzt warst du nur mehr Ersatzspieler. Siehst du den Trainerwechsel für dich als Vorteil?

Linz: Wenn ich gespielt habe, habe ich eigentlich auch immer getroffen. Die letzten Wochen, vor allem das letzte Monat, waren für mich natürlich nicht sehr leicht, aber ich glaube, dass ich mich sehr professionell verhalten habe, so wie sich ein Kapitän verhalten muss. Ich werde sicher wieder voll angreifen und bin davon überzeugt, dass mir das auch gelingen wird.

LAOLA1: Die Reservistenrolle machst du aber klar am Trainer fest oder war die Nicht-Berücksichtigung deiner Meinung nach berechtigt?

Linz: Das ist immer so eine Sache. Ich möchte dem Trainer gegenüber jetzt nicht irgendwie blöd nachreden, das wäre auch nicht korrekt. Ich habe immer versucht, im Training und auch im Match mein Bestes zu geben. Daxbacher hat eine andere Meinung gehabt, das war halt leider so. Man kann jetzt nie sagen, ob das die richtige Entscheidung von ihm war oder nicht.


Das Gespräch führte Alexander Karper