news

"Es geht nicht um den Namen Christoph Freund"

Nicht nur am Spielersektor setzt Salzburg auf junge Nachwuchshoffungen.

Christoph Freund darf sich ab Sommer mit nur 37 Jahren sportlicher Leiter von Red Bull Salzburg nennen und übernimmt gemeinsam mit Geschäftsführer Jochen Sauer die Agenden des scheidenden Sportchefs Ralf Rangnick.

„Wir wollen den Hochtalentierten, die es nicht nur auf dem Spielfeld gibt, die Chance geben, sich hier weiterzuentwickeln. Das ist eine bewusste Entscheidung“, sagt Sauer über die Beförderung.

Der Deutsche hat ob des Alters und des bisweilen hintergründigen Arbeitens gar keine Bedenken.

„Vorne zu stehen bedeutet nicht automatisch, einen guten Job zu machen. Er hat im Hintergrund viele Dinge richtig gemacht. Er ist trotz jungen Alters fast zehn Jahre im Verein, hat zahlreiche Trainer und Sportdirektoren hier erlebt und viel Erfahrung gesammelt. Er kennt die Mannschaften, er kennt das Umfeld, er kennt den österreichischen Fußball. All das befähigt ihn, diesen Job hier zu machen und etwas mehr in den Vordergrund zu rücken.“

Freund gilt in der im Sommer endenden Rangnick-Ära als dessen rechte Hand, als jener Mann, der das Knowhow im österreichischen Fußballwesen mitbringt. Bei LAOLA1 spricht der frühere Zweitliga-Spieler von Wattens und Untersiebenbrunn über seinen neuen Job.

LAOLA1: Willkommen im Rampenlicht. Hat es schon eine Medienschulung gegeben?

Christoph Freund: Wir haben ja noch ein, zwei Monate, um sich auch darauf vorzubereiten. Bislang war ich im Hintergrund tätig, aber von der tagtäglichen Arbeit wird sich gar nicht so viel ändern. Es kommen eben ein paar Aspekte dazu, sicher auch die Medienarbeit. Da muss man ein wenig reinwachsen, aber mit der Aufgabe wächst man bekanntlich (lächelt).

LAOLA1: Hat sich für Sie ein Traum erfüllt?

Freund: Sicher ist es ein Traum. Es ist ein großer Vertrauensvorschuss für einen jungen Menschen und ich bedanke mich, dass sie mir das zutrauen. Ich habe hier schon viel kennengelernt, kenne alle Details, aber es sind sicher große Fußstapfen. Wir haben es bislang im Team bewerkstelligt und ich bin mir sicher, dass wir auch jetzt im Team der Herausforderung gewachsen sind.

LAOLA1: Die Kaderplanung läuft bekanntlich immer. Was wird in Ihrer ersten Transferzeit passieren?

Freund: Es wird keinen großen Umbruch geben. Wir wollen jetzt einmal die zwei Monate noch nützen, um die Mannschaft und Spieler weiterzuentwickeln. Wir sind überzeugt, dass wir mit diesem Team keinen großen Umbruch im Sommer haben sollten. Zumal dann nach einer kurzen Vorbereitungszeit gleich wichtige Spiele warten.

LAOLA1: Sie haben Ihre aktive Karriere früh beendet. Was ist Ihnen im Funktionärswesen wichtig?

Freund: Ich habe die gesamte Akademie-Zeit in Salzburg verbracht, war mit 17 Jahren auch einmal kurz unter Otto Baric in der Kampfmannschaft dabei. Ich habe aber mit 24 aus privaten Gründen meine Profikarriere beendet. Als Funktionär geht es natürlich um etwas anderes. In diesem Bereich ist es einfach wichtig, sich am Markt und im Business gut auszukennen.

LAOLA1: Schauen Sie als Österreicher noch mehr auf ihre jungen Landsmänner?

Freund: Wir wollen die talentiertesten jungen Österreicher bei uns haben und sollte einer ins Ausland gehen, was immer wieder passieren kann, dann soll er den Sprung über uns schaffen. Wir wollen junge österreichische und natürlich auch internationale Talente hier weiterentwickeln. Aber auch da wird sich nicht groß etwas ändern.

 

Das Gespräch führte Bernhard Kastler

LAOLA1:Wie sind Sie denn im Verein gewachsen?

Freund: Ich habe 2006 hier als Teammanager begonnen, viel rund um die Mannschaft und ihre Spiele organisiert. Ich bin dann immer mehr ins Vertragsmanagement hineingewachsen, etwa was Spielerverträge, Transfers, Human Resources, juristische Dinge betrifft. Es ist dann immer mehr in den sportlichen Bereich gegangen. Im Winter 2012 haben Oliver Glasner und ich schon als Sportkoordinatoren übernommen, waren aber auch eher im Hintergrund. Aber die Arbeit inkludierte schon die Abwicklung von Verträgen. Seit Ralf Rangnick 2012 da ist, habe ich dann noch mehr im sportlichen Bereich mitgewirkt und mich stetig weitergebildet.

LAOLA1: Viele werden sich fragen, ob Sie für diese Aufgabe bereit sind.

Freund: Ich sehe es so: Es geht nicht um meinen Namen, es geht um die Sache und dass wir den Weg, den wir vor zweieinhalb Jahren mit Ralf eingeschlagen haben, weiterführen. Da bin ich ein Teil davon. Es geht darum, die bestmögliche Mannschaft auf den Platz zu bringen. Es geht nicht um Christoph Freund, es geht um die Weiterentwicklung und dass wir so gut wie möglich Fußball spielen und die größtmöglichen Erfolge einfahren.

LAOLA1: Wie blicken Sie auf die Rangnick-Ära zurück und nun voraus?

Freund: Es hat einfach Spaß gemacht, mit Ralf, Jochen und dem ganzen Team im Nachwuchs und in Liefering zusammenzuarbeiten. Das wird aber auch so weitergehen. Ralf war die letzten Monate viel in Leipzig. So wird es vom Tagesgeschäft her nicht viel anders sein. Anders wird sein, dass wir nun mehr in der Verantwortung stehen. Das ist einfach so. Bislang war Ralf das Sprachrohr, das Schutzschild. Es ist ein großer Name, er hat viel Erfahrung und ich konnte extrem viel lernen. Ich hoffe, ich kann es auf meine Art so weiterführen. Ich bin ein anderer Mensch, möchte mich da auch nicht verstellen. Ich werde dazulernen. Vielleicht wird es irgendwann mal mehr auf mich einprasseln, was bislang nicht der Fall war. Lassen wir uns überraschen. Ich freue mich sehr.