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"Habe Fußball nie als eindimensional betrachtet“

Der Kreis hat sich sozusagen geschlossen.

Oliver Glasner wurde 1974 in Salzburg geboren, nun arbeitet der langjährige Profi auch erstmals dort. Die vergangenen beiden Wochen hat der 37-Jährige Energie dafür getankt.

Am Mittwoch kehrte das Rieder Urgestein, das im vergangenen Spätsommer seine Karriere nach einer Gehirnblutung beenden musste, nach zwei Wochen Urlaub aus der Dominikanischen Republik zurück nach Österreich.

Kommenden Montag startet Glasner, der 2006 sein Wirtschaftswissenschafts-Fernstudium auf der Universität Hagen als Diplom-Kaufmann abschloss, als Assistent der Geschäftsführung bei Red Bull Salzburg.

„Ich freue mich schon riesig drauf“, schildert der langjährige Vorzeige-Profi, der mit einer kurzen Unterbrechung 18 Saisonen für die SV Ried auf dem Feld stand.

Der Vizemeister scheint sich zu so etwas wie „Ried Bull“ zu verwandeln. Als Geschäftsführer ist nämlich Ried-Ehrenpräsident Peter Vogl ebenfalls neu an Bord.

Wie sein neues Aufgabengebiet aussieht, was die ersten Schritte sein werden und wie die wirklichen finanziellen Verhältnisse aussehen – das erklärt Glasner im LAOLA1-Interview.

LAOLA1: Wie kam es überhaupt zur Bestellung Ende des Jahres?

Oliver Glasner: Es war genau das, was ich gesucht habe. Ich wollte nach dem aktiven Fußball etwas, das mich wirklich fordert, wo ich mich wirklich reinhängen kann. Das habe ich hier gefunden. Es ist eine tolle Herausforderung mit großen Möglichkeiten. Das war ausschlaggebend.

LAOLA1: Was hatte dir dein langjähriger Verein Ried angeboten?

Glasner: In Ried hätte ich Amateur-Trainer werden und ein Projekt mit erweiterten Funktionen mitbegleiten können. Das wäre rein sportlicher Natur gewesen, was auch in Ordnung gewesen wäre. Ich habe auch gesagt, dass ich bei einem Verbleib in Ried die Trainer-Laufbahn eingeschlagen hätte. Bei Salzburg ist aber eben die Management-Option dazugekommen und da habe ich mir, ob meines siebenjährigen Wirtschaftswissenschafts-Studiums, gedacht, dass ich die langjährige Erfahrung als Fußball-Profi mit dem wirtschaftlichen Know-How verknüpfen kann. Deswegen habe ich mich für Salzburg entschieden, auch wegen der Perspektive aufgrund der großen Möglichkeiten. Wie dieses Angebot konkret wurde, ist es relativ rasch gegangen.

LAOLA1: Worin liegt dein wirtschaftliches Interesse im Sport?

Glasner: Alle Vereine in der höchsten Spielklasse in Österreich sind ja in Wahrheit keine Vereine mehr sondern mehr Wirtschaftsunternehmen. Einfach auch vom Umfeld und vom Geld, das bewegt wird. Das Thema meiner Diplomarbeit ging in eine ähnliche Richtung. Das habe ich in Deutschland betrachtet. Dort gibt es ja fast nichts anderes mehr, als dass die Profi-Abteilung ausgegliedert und in eine Kapitalgesellschaft umgewandelt ist. In Österreich sollte das in den nächsten Jahren auch passieren. Wie ich gehört habe, soll es Lizenzvorschrift werden. Diese Verknüpfung von Sport und Wirtschaft hat mich schon immer interessiert.

LAOLA1: Wie hat Ried das Salzburg-Engagement aufgenommen?

Glasner: Ried war von Anfang an eingeweiht und überhaupt mein erster Ansprechpartner. Als mich Stefan Reiter (Ried-Manager, Anm.) auf ein möglich aufkommendes Red-Bull-Interesse ansprach, habe ich ihm gesagt, dass er sich sicher sein könne, er werde als Erster davon erfahren. Das war beim ersten losen Interesse so und er war dahingehend immer informiert.

LAOLA1: Was ist dein konkretes Aufgabengebiet als Assistent der Geschäftsführung?

Glasner: Wir werden ab Montag in Ruhe noch die ganz genauen Zuständigkeiten aussprechen. Ich werde aber der sportliche Berater von Peter Vogl sein, sozusagen das Bindeglied zum Trainer und zur Mannschaft. Wie das im Detail ausschaut, wird sich noch herauskristallisieren. Meine Aufgaben liegen aber ganz klar im sportlichen Bereich.

LAOLA1: Hattest du ein längeres Gespräch mit Trainer Ricardo Moniz?

Glasner: Wir sind nach dem letzten Meisterschaftsspiel gegen die Austria bis Mitternacht zusammengesessen und haben uns da schon einmal ausgetauscht. Das war recht positiv. Ich fliege auch mit der Mannschaft ins Trainingslager nach Belek. Ich halte es für gut, das Trainer-Team und die Spieler, mit denen ich als früherer Gegenspieler eigentlich noch eher zu tun hatte, kennenzulernen. Hier will ich einen Überblick und ein Gefühl für die Mannschaft bekommen. Ricardo Moniz war von der Idee sehr begeistert.

LAOLA1: Hast du das Gefühl, dass du mit Moniz auf einer Wellenlänge bist?

Glasner: Ja, sehr. Wir haben eigentlich schon sehr viele Übereinstimmungen gefunden, bei diesem Gespräch war auch Peter Vogl mit dabei. Wir sind doch alle miteinander auf einer Wellenlänge und deswegen bin ich hinsichtlich der künftigen Zusammenarbeit zuversichtlich, so dass wir etwas weiterbringen können.

LAOLA1: Du bist das Rieder Urgestein, Vogl Ried-Ehrenpräsident. Inwieweit denkst du, Didi Mateschitz und Co. haben sich bewusst das Innviertler Know-How ins Boot geholt?

Glasner: Schwer zu sagen, da müsste man wohl Didi Mateschitz fragen. Aber er wird sich natürlich von uns erhoffen, dass wir Red Bull Salzburg wieder einen Schritt nach vorne bringen. Ich denke, er sieht in uns engagierte und kompetente Leute. Ich freue mich jetzt auch schon riesig drauf, habe zuletzt auch schon viel telefoniert und mehr und mehr Einblick – noch von außen – bekommen. Es ist sehr interessant.

LAOLA1: Mit Heinz Hochhauser wäre ein dritter ehemaliger Rieder gleichzeitig in Salzburg tätig gewesen. Wie hast du seinen Abgang aufgenommen?

Glasner: Ich habe es so hingenommen, wie es ist, und mir auch keine großen Gedanken darüber gemacht. Ich bin einer, der immer nach vorne schaut, das war auch in meiner aktiven Karriere schon so. Ich werde am Montag völlig unbefangen dort anfangen, mir mein eigenes Bild machen und versuchen, meine Stärken wie Teamfähigkeit und Kommunikation einzubringen. So dass wir als großes Team auftreten, nicht nur die Mannschaft sondern alle miteinander an einem Strang ziehen und Schritt für Schritt unsere Ziele erreichen. Mit den Möglichkeiten, die wir in Salzburg haben, lässt sich so das Ziel, das wir uns stecken werden, leichter erreichen.

LAOLA1: Der Sportdirektor-Posten wurde nicht nachbesetzt, sondern die Aufgaben auf Moniz, Vogl und dich verlagert. Spielertransfers sind folglich dann eure Angelegenheit.

Glasner: Genau, das wird zwischen uns drei abgesprochen. Wir sind dabei, unsere ganz genaue Philosophie zurecht zulegen, demzufolge wir auch den Kader zusammenstellen werden, weiterentwickeln wollen und Spieler gezielt holen.

LAOLA1: Hat Red Bull diesbezüglich Fehler in der Vergangenheit gemacht?

Glasner: Da maße ich mir nicht an, ein Urteil zu fällen. Dafür war ich zu weit weg, hatte als Spieler der SV Ried keinen Einblick, was in Salzburg los war, und nur über die Medien das Ganze verfolgt. Ich denke, dass die Verantwortlichen mit bestem Wissen und Gewissen die Entscheidung getroffen haben.

LAOLA1: Das Team-Ziel ist noch nicht ausgesprochen. Muss es als RB Salzburg aber nicht jenes sein, eine Meisterschaft nach der anderen einzufahren und so oft wie möglich in die Champions League zu gelangen?

Glasner: Bayern München will auch eine Meisterschaft nach der anderen einfahren und letztes Jahr ist es Dortmund geworden. Manchester United will das ebenso wie Real Madrid, aber aktuell hat der FC Barcelona die Nase vorne. Solche Vereine mit solchen Mitteln wollen immer Nummer 1 der Liga sein, aber das spielt es halt nicht immer so. Die Budget-Rangliste ist nicht immer gleich der Tabellenrang. Da gehört mehr dazu. Natürlich ist in Salzburg der Anspruch da, ganz vorne zu sein, aber es ist nicht damit getan, das meiste Geld in eine Mannschaft zu stecken. Damit ist man nicht automatisch Erster.

LAOLA1: Stimmen beim Vergleich Salzburgs mit Klubs wie Bayern die Relationen hinsichtlich des Budget-Vorsprungs gegenüber den anderen Teams in der Liga?

Glasner: Das denke ich schon. Bayern hat 300 Millionen Euro Umsatz, die nächsten liegen, glaube ich, bei 150, Dortmund etwa 110, also fast ein Drittel. Es herrschen also auch dort gewaltige Differenzen. Ich kenne das Budget Salzburgs nicht, aber Rapid hat auch relativ viel, zuletzt habe ich etwas von mehr als 20 Millionen Euro Umsatz 2011 gelesen. Austria als Aktiengesellschaft hat ebenfalls ein großes Budget. Es ist nicht immer so, dass das eine g‘mahde Wies’n ist.

LAOLA1: Auf was freust du dich bei deiner post-aktiven-Zeit nun am meisten? Dass es womöglich nicht mehr so eindimensional zugeht?

Glasner: Ich habe Fußball nie als eindimensional betrachtet. Ich habe mich als aktiver Spieler schon mit viel mehr beschäftigt, als dass ich etwa nur ins Training fahre. Mir war das Drumherum immer schon wichtig. Das ist jetzt trotzdem eine ganz neue Aufgabe für mich. Ich bin jetzt sozusagen nicht mehr nur „Befehlsempfänger“, sondern in einer leitenden Funktion tätig. Am augenscheinlichsten ist jetzt aber gerade, dass ich nicht in einer intensiven Vorbereitung stehe, die mir überhaupt nicht abgeht. Da denke ich, war es auch an der Zeit, den warmen Bürosessel vorzuziehen (lacht).

 

Das Gespräch führte Bernhard Kastler