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"Wir sind richtig dicke Freunde"

Fast drei Jahre lang haben sie sich eine Wohnung geteilt, doch das ist Geschichte.

Im 299. Wiener Derby sind die früheren WG-Partner Guido Burgstaller und Alexander Grünwald Gegner.

Und für diese 90 Minuten wird die Freundschaft vergessen. „Da wird keiner geschont“, sagt der Austrianer.

Im LAOLA1-Doppelinterview erinnern sich die beiden Kärntner an ihre gemeinsame Zeit, als sie noch über den Abwasch und TV-Serien diskutierten.

LAOLA1: Guido, du wirst am Sonntag dein erstes Wiener Derby bestreiten. Bist du schon nervös?

Guido Burgstaller: Die Vorfreude ist natürlich riesengroß. Ich hoffe, dass es gut ausgeht für uns. Bisher bin ich noch nicht nervös, aber das wird am Sonntag etwas anders sein.

LAOLA1: Du, Alex, hattest am 21. August deinen ersten Derby-Einsatz. Wie sind deine Erinnerungen daran?

Alexander Grünwald: Gut natürlich! Wir haben auswärts mit 3:0 gewonnen, ich habe die Stimmung so richtig mitgekriegt.

LAOLA1: Rapid-Coach Peter Schöttel hat die Austria zum Favoriten erklärt. Wie seht ihr das?

Grünwald: In einem Derby gibt es keinen Favoriten, egal, wo die Teams in der Tabelle stehen. Das Derby hat eigene Gesetze. Wir wollen das Spiel aber natürlich gewinnen.

Burgstaller: Die Austria spielt natürlich einen super Offensivfußball. Mit Barazite, Jun und Junuzovic haben sie einen ganz starken Angriff, auf den wir höllisch aufpassen müssen. Wenn wir die im Griff haben, glaube ich aber daran, dass wir ganz gute Chancen haben.

LAOLA1: Seit wann kennt ihr euch?

Burgstaller: Wir haben uns schon mit 14 Jahren kennengelernt. Seitdem kreuzen sich unsere Wege. Wir haben zusammen bei der Kärntner Auswahl Fußball gespielt, da war er noch bei der Austria Akademie und ich in der Kärnten-Akademie. In den Sommerferien haben wir uns immer getroffen und viel gemeinsam gemacht.

LAOLA1: Worum drehen sich eure Gesprächsthemen, wenn es gerade nicht um den Fußball geht?

Burgstaller: Um allgemeine Themen, wie es bei den Frauen ausschaut, weil wir sind beide noch Singles. Da wird viel Spaß und Theater gemacht.

Grünwald: Das Komische ist, dass ich eine Freundin hatte, als ich in der WG gelebt habe. Jetzt wohne ich alleine und bin Single.

LAOLA1: Was macht den jeweils anderen aus?

Grünwald: Man kann von ihm alles haben. Er ist immer für einen da, wenn man etwas braucht. Er lässt dich nie im Stich.

Burgstaller: Als Mensch ist er immer hilfsbereit. Wenn ich was gebraucht habe, war er immer da. Er lässt einem nie im Stich. Das war super von ihm.

LAOLA1: Und als Fußballer?

Grünwald: Seine Beidbeinigkeit ist seine große Stärke. Außerdem ist er sehr dynamisch, geht dorthin, wo es weh tut. Hervorzustreichen ist auch seine Siegermentalität – er will nie verlieren.

Burgstaller: Fußballerisch passt er genau ins Spiel der Austria. Er hat einen super Pass, ist sehr zweikampfstark und mittlerweile auch sehr torgefährlich geworden. Er spielt eine ganz wichtige Rolle bei den Violetten.

LAOLA1: Da lag es auf der Hand, sich eine Wohnung zu teilen, als ihr gemeinsam in Wiener Neustadt gespielt habt.

Grünwald: Als wir beide zu Wiener Neustadt gewechselt sind, waren wir zuerst im Hotel. Dann ist die Idee entstanden, eine WG zu machen. Das haben wir schließlich im zwölften Wiener Gemeindebezirk auch realisiert.

LAOLA1: Wie hat das Zusammenleben funktioniert?

Grünwald: Der Guido ist ein ganz unkomplizierter Typ, ich auch. Wir haben uns gut verstanden. Wir haben alles geteilt.

LAOLA1: Gab es nie Streit?

Burgstaller: Ein bisschen haben wir immer gestritten – wer den Abwasch macht oder die Wohnung putzt. Diese Diskussionen hat es immer gegeben, aber das waren eigentlich nur Kleinigkeiten.

LAOLA1: Wer war der Herr über die Fernbedienung?

Burgstaller: (lacht) Es hat gewisse Zeiten gegeben, in denen ich meine Serien schauen durfte und  Zeiten, in denen Alex seine Serien geschaut hat. Fußball haben wir sowieso immer zusammen geschaut. Ansonsten war das ganz unkompliziert.

LAOLA1: Um welche Serien ging es?

Grünwald: Wenn er „Big Brother“ geschaut hat, war ich nicht so einverstanden.  „Vampire Diaries“ wollte er wiederum nie sehen, mit der Zeit hat er es aber gut gefunden. Er hat immer „GZSZ“ geschaut, damit war ich am Anfang gar nicht einverstanden. Am Schluss hat es mir dann aber auch gefallen.

LAOLA1: Wer war der bessere Koch?

Grünwald: Wenn ich ehrlich bin, haben wir beide nicht viel gekocht. Ein bisschen mehr Ahnung vom Kochen habe ich aber schon noch. Obwohl ich auch nicht gerade ein Gourmet-Koch bin. Im Endeffekt sind wir fast immer Essen gegangen oder haben uns etwas bestellt.

LAOLA1: Wie hat sich euer Verhältnis verändert, seit ihr nicht mehr zusammenwohnt?

Burgstaller: An der Freundschaft hat sich überhaupt nichts verändert. Das einzige ist, dass wir uns nicht mehr so oft sehen wie früher. Aber der Kontakt besteht natürlich, weil ich ihn ja wirklich schon mindestens sechs Jahre kenne. Wir haben auch gemeinsame Freunde in Kärnten. Wir sind richtig dicke Freunde.

LAOLA1: Viele sagen, dass sie die Freundschaft während der 90 Minuten auf dem Platz vergessen. Funktioniert das bei euch auch?

Burgstaller: Sicher kann man das vergessen. Da geht’s um einiges, da schaltet man den Kopf für 90 Minuten aus, danach kann man sich wieder die Hand geben. Aber während den 90 Minuten gibt es keine Freundschaft.

Grünwald: So ist es. Natürlich kennt man die Person, die einem gegenüber steht, aber diese 90 Minuten spielt jeder für seinen Klub, will drei Punkte holen. Da wird keiner geschont.

LAOLA1: Hast du, Guido, eine Abneigung gegenüber der Austria entwickelt, seit du bei Rapid spielst?

Burgstaller: Ja. Wenn man Rapidler wird, hat man schon eine gewisse Abneigung gegenüber der Austria. Ich glaube, das ist einfach ganz normal. Wir wollen die Nummer eins in Wien sein, das gehört vor so einem Duell dazu.

LAOLA1: Wie siehst du das, Alex?

Grünwald: Ich will auch nicht, dass Rapid gewinnt. Und schon gar nicht im Derby!

LAOLA1: Wird nach dem Derby Funkstille herrschen, wenn einer von euch verliert?

Burgstaller: Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Ich gehe nicht davon aus, dass wir das Derby verlieren. Deswegen stelle ich mir das gar nicht vor.

Grünwald: Nachdem er beim letzten Derby nicht gespielt hat, konnte ich ihm leider keine Nachricht zukommen lassen. Nach diesem Derby wird aber bei einem von uns sicher zumindest eine SMS aufleuchten.


Alexander Karper/Harald Prantl