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"Gebe mein Bestes, um mit Arnautovic zu spielen"

Als Darko Bodul im Sommer bei Sturm Graz anheuerte, wurde er als willkommene Alternative für die drohende Doppelbelastung gesehen. Chancen auf Einsätze sollte er schon bald bekommen.

Acht Monate später führt der 23-jährige Offensivspieler die Torschützenliste an und ist aus dem Spiel der „Blackies“ kaum noch wegzudenken.

Dabei blickt der gebürtige Bosnier auf eine eindrucksvolle Vita zurück. Von der Vienna-Jugend schaffte er den Sprung nach Holland, wo er unter anderem bei Ajax Amsterdam Erfahrungen sammelte und schlussendlich via Portugal in Graz landete.

Für LAOLA1 nahm sich Bodul Zeit, seine bisherige Stationen und seinen Durchbruch bei Sturm Revue passieren zu lassen.

Außerdem schwärmt er von seinem ehemaligen Angriffs-Partner Luis Suarez und hofft auf ein Wiedersehen mit Marko Arnautovic im ÖFB-Nationalteam.

LAOLA1: Was hättest du entgegnet, wenn dir bei deinem Wechsel wer gesagt hätte, dass du mit neun Treffern die Torschützenliste anführen wirst?

Darko Bodul: Ich habe nicht erwartet, dass es so schnell gehen würde. Aber wichtiger ist mir, dass ich Spielminuten kriege und wir mit Sturm am Saisonende etwas erreichen. Wenn ich dann auch noch den Titel Torschützenkönig mitnehmen kann, wäre das sehr schön für mich. Ich bin Sturm sehr dankbar, dass sie mich im Sommer geholt und mir die Chance gegeben haben. Es läuft sehr gut. Der Trainer gibt mir die Möglichkeiten zu spielen und ich nütze sie. Ich bin zur Zeit sehr fit und hoffe, dass es in dieser Tonart weitergeht.

LAOLA1: Hast du eine Erklärung, wie dir der Durchbruch gelingen konnte?

Bodul: Eine Erklärung habe ich nicht wirklich. Ich war in Holland, auch in Portugal konnte ich mein Talent meiner Meinung nach nicht zeigen. Franco Foda hat mich dann zu Sturm geholt. Ich wollte das, was ich drauf habe, ausspielen und bei Sturm meine Karriere neu anfangen.

LAOLA1: Dabei ließ dich Sturm nach dem Probetraining lange Zeit zappeln.

Bodul: Ich war ein ablösefreier Spieler und hatte auch ein paar Möglichkeiten bei anderen Klubs. Beim Probetraining hat bei Sturm irgendwas noch nicht gepasst, aber im Endeffekt hat es doch noch geklappt, worüber ich sehr froh bin.

LAOLA1: Aufgrund des Erfolgs war die Rückkehr nach Österreich also kein Rückschritt für dich?

Bodul: Als Rückschritt kann man es nicht bezeichnen. Sturm ist für mich keine schlechte Mannschaft, schließlich war sie Meister. Ich würde in Österreich auch nicht zu einer anderen Mannschaft wechseln, ich würde bei Sturm bleiben und von hier aus meinen Weg machen. Ich war in Holland bei Ajax. Das war mein Ziel, als ich klein war. Irgendwie hat es aber nicht funktioniert. Ich sehe Sturm auch als Sprungbrett für mich.

LAOLA1: Mit deinen 23 Jahren bist du schon viel herumgekommen. Was war bisher der prägendste Moment?

Bodul: Ich wurde unter Marco van Basten zu Ajax geholt, wo ich viele Spiele für die B-Mannschaft machen durfte. Alles ist gut gegangen und ich habe meine Tore gemacht. In der A-Mannschaft habe ich unter ihm auch ein Spiel gemacht, dann ist allerdings ein anderer Trainer gekommen, der sich seine Spieler geholt hat. Somit hat es nicht geklappt. Mein Charakter war früher auch nicht der beste, zum Glück hatte ich einen Bruder, der hinter mir stand. Ich habe aus den Fehlern gelernt und wollte wieder neu starten. Ich bin ein ganz cooler Typ und mache mein Ding, ich will einfach Fußball spielen.

LAOLA1: Du hast unter Marco van Basten und Martin Jol trainiert. Was ist Franco Foda für ein Trainer?

Bodul: Franco Foda ist für mich eine sehr wichtige Person, die mir wirklich viel geholfen hat. Ich bin sehr froh, mit ihm arbeiten zu können. Ich werde alles versuchen, um ihn mehr und mehr davon zu überzeugen, dass ich spielen will. Man wird sehen, was dabei herauskommt.

LAOLA1: Du hast bei Ajax auch mit dem jetzigen Liverpool-Stürmer Luis Suarez zusammengespielt. Wer hat sich von wem etwas abgeschaut?

Bodul: Wir waren Sturmpartner. Ich konnte sehr viel von ihm lernen. Er war vielleicht technisch ein bisschen schwächer als ich und konnte somit auch von mir etwas mitnehmen. Ich habe sehr viel gelernt, was einen Stürmer betrifft, wie ich mich im Feld bewegen muss. Seine Annahmen sind ein Wahnsinn. Es ist sehr schön, mit so einem Spieler zu arbeiten.

LAOLA1: Suarez spielt bei Liverpool, du bei Sturm. Geht da noch was auf der Karriereleiter?

Bodul: Warum nicht? Ich bin 23. Ich habe noch Zeit, und wer weiß? Wenn ich meine Spiele und Tore mache, kann alles kommen.

LAOLA1: Angefangen hat alles bei der Vienna mit Marko Arnautovic und Yasin Pehlivan – noch heute gute Freunde von dir.

Bodul: Marko und Yasin sind sehr gute Freunde von mir. Wir sind gemeinsam aufgewachsen, wir waren früher wie Brüder. Wir haben noch immer ab und zu Kontakt. Marko ist jetzt in Deutschland. Und wer weiß, vielleicht ende ich auch einmal dort.

LAOLA1: Du wärst für Österreich spielberechtigt. Wie wichtig ist das Nationalteam in deiner Planung?

Bodul: Ich würde gerne für Österreich spielen. Ich bin in Bosnien geboren und 1992, als der Krieg ausgebrochen ist, nach Österreich geflohen. Ich bin eigentlich ein ganzer Österreicher, bin hier aufgewachsen und habe hier mein Brot gegessen. Deshalb hoffe ich natürlich, dass ich für das Land spielen und ihm weiterhelfen kann. Ich werde mein Bestes geben, um dorthin zu kommen und neben meinem alten Kollegen Marko Arnautovic zu spielen.

LAOLA1: Zum Rückrundenstart gab es drei 0:0 und einen Sieg. Ist die Titelverteidigung noch möglich?

Bodul: Wir wollen dieses Jahr wieder etwas erreichen. Wenn wir auch auswärts punkten, bin ich sehr zuversichtlich, dass auch noch der Meistertitel drin ist. Wir spielen unser Spiel.


Das Gespräch führte Alexander Karper