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"Charkiw wird uns unterschätzen"

Mit dem 3:0 im Wiener Derby liegt der letzte Sieg der Wiener Austria bereits vier Spiele zurück.

Seither läuft es bei den Veilchen nicht mehr rund.

Thomas Parits glaubt zu wissen, woran das liegt: „Wir schießen überhaupt nicht aus der Distanz, wollen die Aktion immer voll zu Ende spielen. Das ist im Moment unser Manko.“

Die Mannschaft würde zu naiv agieren, moniert der violette AG-Vorstand im LAOLA1-Interview.

Der Burgenländer spricht außerdem über den bevorstehenden Auftakt in die Gruppenphase der Europa League und will sich an den Teamchef-Spekulationen nicht beteiligen.

LAOLA1: Die Austria hat seit drei Pflichtspielen nicht mehr gewonnen. Zufrieden sind Sie derzeit sicher nicht, oder?

Thomas Parits: Natürlich nicht. Die letzten zwei Ergebnisse in der Meisterschaft tun weh, das ist klar. Auf der anderen Seite muss ich sagen, dass unser Start gut war und wir mit der Gruppenphase der Europa League ein kurzfristiges Ziel erreicht haben. Jetzt haben wir Punkte hergeschenkt. Aber es geht weiter. Was soll’s.

LAOLA1: Viele fühlen sich an die Vorsaison erinnert: Auch damals wurden gegen vermeintlich Kleine einige Punkte liegengelassen…

Parits: Das ist bitter. Man hat in Wiener Neustadt gesehen, dass wir nach der Pause fast nur auf ein Tor gespielt haben. Leider haben wir zu naiv agiert. Meiner Meinung nach wollen wir jedes Tor herausspielen. Wenn 20 Spieler auf einem Streifen von 25 Metern stehen, ist es unheimlich schwierig.

LAOLA1: Ist die Naivität das Hauptproblem, oder gibt es noch andere Ansatzpunkte?

Parits: Wir schießen überhaupt nicht aus der Distanz, wollen die Aktion immer voll zu Ende spielen. Das ist im Moment unser Manko. Wir kommen zwar in gute Schusspositionen, wollen aber nur Tore machen, wie das 1:0 in Wiener Neustadt, als Alex Grünwald den Querpass gegeben hat und Roland Linz den Ball nur noch reindrücken musste. Nach der Pause hatten wir die Möglichkeiten, aus 16 Metern zu schießen, wir wollten aber immer den letzten Pass anbringen. Das ist unser großer Fehler. Gegen defensiv eingestellte Mannschaften muss man auch einmal aus 20 Metern etwas riskieren.

LAOLA1: Das heißt, dass die Mannschaft vom Denken, immer schön spielen zu müssen, wegkommen muss und auch einmal die Brechstange auspacken sollte?

Parits: So ist es. Oft ist einfach kein Raum zur Verfügung. Wir haben in der zweiten Hälfte Einbahnfußball gespielt, im Endeffekt ist aber wenig dabei rausgekommen. Spielanteile interessieren keinen Menschen. Der letzte Pass ist oft nicht möglich, weil der Strafraum verrammelt ist. Da sollten wir cleverer spielen.

LAOLA1: Am Donnerstag kommt Metalist Charkiw nach Wien-Favoriten. Ein Team, das sich sicher nicht nur hinten reinstellen wird. Was kommt da auf die Austria zu?

Parits: In der Gruppenphase ist es, wie am Beginn der Meisterschaft: Ein guter Start ist Goldes wert. Wenn wir mit einem Sieg beginnen würden, wäre es für das Selbstvertrauen ein Wahnsinn. Wir haben daheim im Europacup eine gute Bilanz und immer gut gespielt. Und wir haben gute Mannschaften eliminiert. Man darf nicht vergessen, dass Gaz Metan Medias Mainz aus dem Bewerb geworfen hat. Ich bin davon überzeugt, dass wir daheim gegen jeden Gegner eine Chance haben.

LAOLA1: Charkiw ist zwar kein großer Name, hat in dieser Saison aber noch kein Pflichtspiel verloren und einige starke Südamerikaner im Kader. Glauben Sie, dass der Gegner in der öffentlichen Wahrnehmung unterschätzt wird?

Parits: Sie werden uns unterschätzen, da bin ich mir sicher. Charkiw ist eine Mannschaft, die gut besetzt ist. Aber auch Alkmaar und Malmö sind gute Mannschaften. Wir können aber daheim mit unseren Fans im Rücken Überraschungen liefern. Unterbewusst werden wir sicher unterschätzt. Wir sind in dieser Gruppe Außenseiter – das ist unsere Chance.

LAOLA1: Ein anderes Thema: Es scheint darauf hinauszulaufen, dass Franco Foda neuer Teamchef wird. Wie finden Sie das?

Parits: Dazu will ich keinen Kommentar abgeben. Ich habe am Sonntag erstmals von dem Gerücht gehört, es wurde aber noch nicht bestätigt.

LAOLA1: Fakt ist, dass sich der ÖFB vom SK Sturm die Erlaubnis geholt hat, mit Foda zu verhandeln. Wenn es um einen neuen Sturm-Trainer geht, gilt Ivo Vastic, der aktuell die Austria Amateure trainiert, als heißer Kandidat…

Parits: (lacht) Was soll ich dazu sagen? Es wurde nicht einmal noch Foda als Teamchef bestätigt. Ich möchte mich dazu gar nicht äußern.

LAOLA1: Wenn ein Bundesliga-Klub Vastic haben wollen würde…

Parits: Er hat bei uns einen Dreijahres-Vertrag.

Das Gespräch führte Harald Prantl