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Wohlfahrts Blick in die nächste Saison

Wohlfahrts Blick in die nächste Saison

Franz Wohlfahrt sieht alles durch die violette Brille.

Nicht nur aufgrund der Farbe seiner Sehhilfe, auch weil er sich der Austria eng verbunden fühlt.

„Ich habe keine Eingewöhnungsphase gebraucht. Es war für mich nicht neu, hier zu sein. Ich habe 17 Jahre für Austria Wien Fußball gespielt. Den Verein habe ich vielleicht körperlich verlassen, aber nie geistig“, erklärt der Austria-Sportdirektor nach den ersten vier Monaten seiner Amtszeit gegenüber LAOLA1.

Platz neun in der „Ogerl-Tabelle“

Umso mehr nimmt sich Wohlfahrt die aktuelle Krise zu Herzen. Das sportliche Zwischenfazit nach einer halben Saison im Amt falle „schlecht“ aus.

Konsterniert meint der 50-Jährige: „Es gibt nicht nur einen Grund für die momentane Situation, sondern mindestens hundert. Darüber werde ich aber nicht in der Öffentlichkeit reden, das mache ich mir mit der Mannschaft aus.“

Beim 0:1 gegen die Admira ist die Austria auf einem neuen Tiefpunkt angelangt. Die Leistung bezeichnete nicht nur Günter Kreissl als „peinlich“, auch wenn sich der Wr.-Neustadt-Manager mittlerweile für diese Aussage entschuldigte.

Seitdem Interimstrainer Andreas Ogris die Mannschaft von Gerald Baumgartner übernommen hat, gab es in acht Ligaspielen lediglich einen Sieg. In der „Ogerl-Tabelle“ nehmen die Veilchen mit sechs Punkten Platz neun ein.

„Es gibt konditionelle Defizite“

Seinen ehemaligen Teamkollegen nimmt Wohlfahrt aber unter Schutz. „Andreas Ogris macht eine tolle Arbeit“, lobt der Sportdirektor seinen Coach.

Kritik gibt es dafür am Fitness-Zustand der Mannschaft. "Es gibt konditionelle Defizite", meint Wohlfahrt. „Wir hatten im Trainerteam ein Problem mit einem zweiten Konditionstrainer, der plötzlich da war. Dieses Problem haben wir bereinigt. Meiner Meinung nach leider etwas zu spät. Ich hatte vorher aber keine Möglichkeit dazu.“

Wen der Kärntner damit meint, liegt auf der Hand: Heinrich Bergmüller. Der ehemalige Fitness-Trainer von Hermann Maier, der aktuell unter anderem Rubin Okotie betreut, wurde im Sommer von Baumgartner zur Hilfe geholt. Pikanterweise genau aus demselben Grund, den Wohlfahrt jetzt für Bergmüllers Abschied nennt: Die Mannschaft sei konditionell in einem schlechten Zustand.

Dieses Manko konnte scheinbar über die gesamte Saison nicht behoben werden.

Zehn Verträge laufen aus

Kondition hin oder her, am Sonntag muss sich die Austria gegen Ried in einer besseren Verfassung präsentieren als gegen die Admira. Zwar geht es für die Veilchen in der Meisterschaft um nichts mehr, doch für das Cup-Finale gegen Salzburg sollen langsam wieder positive Schlagzeilen geschrieben werden.

Darüber hinaus steckt Wohlfahrt voll in den Planungen für die neue Saison. Das betrifft nicht nur die nach Felix Magaths möglicher Absage noch immer vakante Trainerposition, sondern auch diverse Spieler.

Insgesamt laufen noch zehn Verträge aus, nachdem bei Lukas Rotpuller die Option auf zwei weitere Jahre gezogen und Daniel Royers Transfer zum dänischen Meister Midtjylland fixiert wurde. Die Abgänge von Heinz Lindner, James Holland, Florian Mader, Manuel Ortlechner und Sascha Horvath (Wohlfahrt: „Er hat scheinbar einen anderen Plan, das muss man akzeptieren“) sind so gut wie fix.

Suttner ins Ausland?

Bei Christian Ramsebner, Petar Gluhakovic, Tino Casali, David de Paula und Leih-Spieler Philipp Zulechner hätte die Austria jeweils eine Option auf eine Weiterverpflichtung. Vor allem den Spanier würde Wohlfahrt gerne halten, im Optimalfall länger als das eine Jahr, auf das die Veilchen eine Option haben:

„Er hat im Frühjahr bewiesen, dass man sich auf ihn verlassen kann. Zudem ist er auf mehreren Position einsetzbar. Alleine das sind wichtige Eigenschaften, weswegen wir ihn halten wollen. Da kommt es nicht auf das Alter (31 Jahre, Anmerkung) an.“

Gut möglich, dass die Austria dafür auf einer anderen Position aktiv werden muss. Für Linksverteidiger Markus Suttner, mittlerweile 28 Jahre alt, könnte dieser Sommer die letzte Chance sein, um sich den Traum vom Ausland zu verwirklichen.

„Es ist schon ein Thema, dass ein Spieler wie ‚Sutti‘ diesen Schritt anstrebt. Da liegt es an uns, so früh wie möglich an einen adäquaten Ersatz zu denken“, meint Wohlfahrt. Grundsätzlich hätte es aber auch schon Gespräche gegeben, Suttners bis 2016 laufenden Vertrag zu verlängern.

20.000 km in vier Monaten

Abgesehen von weiteren Abgängen will Wohlfahrt den Kader mit einem Verteidiger, einem Sechser und einem Zehner stärken. Ein neuer Stürmer wurde mit Olarenwaju „Lary“ Kayode („Ihn wollten wir unbedingt“) bereits verpflichtet.

Aufgrund der Spieler- und Trainersuche spulte der Sportdirektor in den vergangenen vier Monaten ganze 20.000 km mit dem Auto ab, dazu kommen 35 bis 40 Flüge und ca. 90 Telefonate pro Tag. „Bisher hatten wir noch keine echte Scoutingabteilung (siehe LAOLA1-Bericht). Deswegen habe ich mir den ein oder anderen Spieler im Ausland selbst angesehen“, so Wohlfahrt.

Für den ehemaligen ÖFB-Team-Torwart waren es keine leichten vier Monate in seinem neuen Job. Dennoch gefällt ihm die neue Aufgabe: „Sonst hätte ich mich nicht für diese Position beworben.“

 

Jakob Faber