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Die Erfolgsfaktoren für Rapids neuen Aufschwung

Die Erfolgsfaktoren für Rapids neuen Aufschwung

4:2 gegen Titelfavorit RB Salzburg.

Seit fünf Spielen ungeschlagen, dazu die einstige Torflaute mit zehn Treffern in den jüngsten fünf Duellen abgelegt.

Neben Salzburg auch Sturm daheim geschlagen, auswärts bei Austria und Ried remisiert und sich nur im Heimspiel gegen Wr. Neustadt mit dem 1:1 einen Ausrutscher erlaubt.

Platz drei wurde gefestigt, der Rückstand auf Spitzenreiter Admira auf drei Punkte verkürzt. Diese Fakten belegen, dass sich Rapid langsam aber doch auf dem richtigen Weg befindet.

Kreativität wird groß geschrieben. LAOLA1 nimmt die Erfolgsfaktoren für den jüngsten grün-weißen Aufschwung unter die Lupe:

  • „Hickes“ Freistoß-Repertoire

Gegen Salzburg gab es ein Déjà-vu-Erlebnis. In der 34. Minute düpierte Rapid die Salzburg-Abwehr mit einem einstudierten Freistoß-Trick, ein Traumtor durch Burgstaller war die Folge. Wie schon gegen Ried funktionierte das Überraschungsmoment auch diesmal in Perfektion, nur in anderer Ausführung. Wieder geht das Austüfteln dieses Schachzugs auf die Kappe von Co-Trainer Thomas Hickersberger. Während die Variante gegen die Innviertler von Valencia kopiert wurde, war diesmal Vorwärts Steyr das Vorbild. „Er hat es von Vorwärts Steyr aus dem Jahr 1998, wo meistens Amir Bradaric getroffen hat. Damals konnte keiner die Spiele im TV sehen, somit wurde der Trick jede Woche gemacht“, schwärmte Trainer Peter Schöttel vom Treffer zum 2:1. „Dass es so schön gelingt, ist super. Deshalb haben wir uns alle so gefreut.“ Auch der Torschütze strahlte: „Wir haben den Trick am Vormittag des Spieltages einstudiert und er ist wieder perfekt aufgegangen.“ Das Lob galt zum wiederholten Male jenem Mann, der detailgetreu das gegnerische Abwehrverhalten analysiert und dem Rapid-Spiel neue Kreativität verleiht. „Hicke hat wieder ein gutes Näschen bewiesen“, brachte es Mario Sonnleitner auf den Punkt.

  • Die gefestigte Zentrale

Für Schöttel war es keine leichte Aufgabe, in der neu formierten Truppe die Abstimmung herzustellen. Die immer wieder zitierte Entwicklungsphase wurde bereits von vielen belächelt, trägt nun aber Früchte. Im erfolgreichen 4-2-3-1-System haben sich Heikkinen, Prager und Hofmann etabliert. Die Harmonie zwischen den drei Mittelfeld-Akteuren ist am Spielfeld spürbar. Vor allem für den Finnen hatte der Trainer nach dem Sieg über Salzburg Lob parat: „Seit seiner Nebenhöhlenoperation ist Heikkinen wieder ein sehr wertvoller Spieler dieser Mannschaft. Das freut mich besonders.“ Auch Thomas Prager ist nach seiner verletzungsanfälligen Anfangszeit in Hütteldorf mittlerweile unverzichtbar und entlastet den Kapitän, der vor allem hinter der Solospitze aufblüht. Davon zeugen seine drei Assists gegen die Bullen. „Sie harmonieren gut. Generell sind wir im Zentrum gut aufgestellt, weil Heikkinen wieder stark ist und Prager mit seiner Kreativität sehr wichtig für unser Spiel ist. Er macht fast immer das Richtige“, lobte Schöttel.

  • Die zündenden Raketen

Zusätzlich zum kompakt stehenden Mittelblock kann sich Rapid seit Wochen auf die beiden antrittsschnellen Außenspieler Christopher Drazan und Christopher Trimmel verlassen. Beide stellen die gegnerischen Abwehrreihen vor Probleme, auch Salzburg kann davon ein Lied singen. Während sich Ersterer auf Assists konzentriert, hat Zweiterer in dieser Saison bereits vier Treffer beigesteuert. „Das passt gut. Links und rechts haben wir unsere beiden Raketen, die zünden. Also kann ich nicht klagen“, hat Schöttel auch schon einen Spitznamen für die beiden Namensvetter. Sie gestalten Rapids Spiel variabler und sind für den Gegner nur schwer auszurechnen. „Das ist gut so. Trimmel war über den ganzen Herbst sehr wertvoll, heute sind wir mehr über Drazans linke Seite durchgekommen“, merkte der Chefbetreuer nach dem 4:2 an.

  • Burgstaller als Solospitze

Mit der Nominierung von Guido Burgstaller als Solospitze heimste der Betreuerstab in den vergangenen Wochen viel Kritik ein. Zu unrecht, wie sich nun herausstellt. Der Kärntner ist nicht nur aufgrund seiner drei Treffer gegen den Vizemeister eine Bereicherung für das grün-weiße Offensivspiel, sondern stellt sich in den Dienst der Mannschaft. „Ich bin einfach irrsinnig glücklich, dass ich getroffen und meine ersten Tore im Hanappi erzielt habe. Man hat schon in den letzten Spielen gesehen, dass wir uns spielerisch weiterentwickelt haben, beim Abschluss hat es noch gehapert. Aber heute hat es geklappt“, stellte Burgstaller gegenüber LAOLA1 zufrieden fest. Auch sein Trainer freut sich, dass sich das Vertrauen in diese Variante ausgezahlt hat: „Burgi ist unbekümmert, will immer gewinnen, hat keine Angst, ist schnell und hält vorne Bälle. Er tut uns zur Zeit gut, aber auch er hat schlechte Seiten. Er ist dann oft sehr leichtsinnig und muss wieder eingefangen werden.“ Dass eine Solospitze auf Kosten der anderen Stürmer geht, ist Schöttel bewusst. „Auch ich bin nicht glücklich, wenn ich vier sehr gute Stürmer draußen sitzen habe. Aber für uns Trainer hat sich herauskristallisiert, dass wir so gegen die ganz starken Gegner in der Liga gut bestehen können.“ Zudem könne Burgstaller alle vier Offensiv-Positionen in dieser Ausrichtung einnehmen.

  • Vertrauen in abgeschriebene Leistungsträger

Ein Punkt lag dem Rapid-Coach nach dem Schlusspfiff besonders am Herzen. „Burgstaller ist heute der gefeierte Held. Aber ich freue mich nicht nur mit ihm, sondern vor allem für die Spieler, die schon oft abgeschrieben wurden und bei denen immer wieder Zweifel aufgekommen sind.“ Namentlich erwähnte Schöttel in diesem Zusammenhang die beiden Abwehrspieler Markus Katzer und Jürgen Patocka. „Sie haben wieder bewiesen, wie sehr man sich auf sie verlassen kann. Katzer hat schon die letzten Wochen hervorragend gespielt, Patocka ist immer da, wenn er gebraucht wird. Das ist für mich ein tolles Zeichen einer charakterstarken Mannschaft.“ Die Rotation hat Spuren hinterlassen – nicht nur im negativen, sondern auch im positiven Sinn. Der Konkurrenzkampf „funktioniert“ und spornt auch Reservespieler zu Höchstleistungen an. Auch Akteure wie Deni Alar schreibt die Rapid-Riege nicht ab, obwohl er derzeit einen schweren Stand hat. „Wir lassen ihn sicher nicht fallen, er wird uns sicher noch helfen.“

  • Hofmanns neuer Antrieb

Immer wieder steht Steffen Hofmann im Fokus, in der Vergangenheit wurde ihm viel Last aufgeschultert. Doch besonders im 4-2-3-1-System erinnert der Kapitän ansatzweise an alte Zeiten. So sieht es auch der Fan-Liebling. „Entscheidend ist nicht, was andere sagen, wie ich drauf bin. Ich habe gewusst, dass der Saisonstart nicht leicht wird. Ich bin erst von Spiel zu Spiel besser geworden und spätestens seit dem Derby bin ich in Form.“ Mit drei Torvorlagen beim 4:2 gegen Salzburg krönte er seine Leistung. Drei Mal war der Abnehmer Guido Burgstaller. „Ich spiele sehr gerne mit Steffen zusammen, er weiß genau, wie ich laufe und spielt mir die Pässe so rein, wie ich sie haben will“, streute der dreifache Torschütze seinem Teamkollegen Rosen. Und auch Schöttel hebt das Zusammenspiel der beiden hervor: „Dass sich Burgi und Hofmann sehr gut verstehen, haben wir schon an den ersten Trainingstagen gesehen.“ Für den Trainer war „Steff“ nie weg. Mit seinem Spielwitz, seinem Einsatz und seinem wiedergefundenen Selbstvertrauen nimmt er bei Rapid weiterhin eine „Ausnahme-Stellung“ ein.


Alexander Karper/Kurt Vierthaler