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Rapids Offensiv-Alternativen nutzen ihre Chance

Rapids Offensiv-Alternativen nutzen ihre Chance

„Jedes Tor ist wichtig, egal wie man es macht – ob aus 20 Metern oder so, Hauptsache der Ball ist drinnen. Das war schon eine Erlösung.“

Unmittelbar vor der Pause vollendete Deni Alar ein unwiderstehliches Solo von Lukas Grozurek und drückte den Ball zur 1:0-Führung Rapids über die Linie – die Basis seines Doppelpacks und des 3:0-Erfolgs der Hütteldorfer gegen Schlusslicht Kapfenberg.

Nach dem Schlusspfiff war im grün-weißen Lager allen Beteiligten die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Erstmals seit elf Liga-Spielen (4:2 gegen Salzburg im November) gelangen den Wienern mehr als zwei Treffer in einer Partie.

Es war womöglich kein Zufall, dass Alar und Grozurek den Bann gegen die Obersteirer gebrochen haben. Die beiden belebten wie der kurzfristig eingesprungene Boris Prokopic die Angriffsbemühungen Rapids.

Kein roter Teppich für Burgstaller

Vom Stamm des offensiven Quartetts war diesmal nur Steffen Hofmann dabei. Christopher Drazan fehlte gesperrt, Christopher Trimmel verletzte sich beim Aufwärmen und Guido Burgstaller musste wegen Fieberschüben w.o. geben, hätte aber ohnehin nicht von Beginn an gespielt.

„Man muss ihn nicht unbedingt gleich für die Rote Karte in Salzburg belohnen und ihm den roten Teppich ausrollen. Ein gewisser Lernprozess ist von Nöten“, verdeutlichte Trainer Peter Schöttel.

Dies eröffnete Alar die Chance, gegen seinen Ex-Verein, für den er in der Vorsaison 14 Treffer erzielt hat, auf seiner Lieblingsposition an vorderster Front zu agieren. Im Laufe dieser Saison musste er zumeist am Flügel ran.

„Ich habe immer ganz vorne gespielt. Natürlich fühlt man sich als Stürmer dort wohl, wo man immer gespielt hat. Das habe ich gegen Kapfenberg bewiesen“, betonte der 22-Jährige.

„Deni kann alle vier Positionen einnehmen“

Eine Garantie, dass der Steirer auch in Zukunft vermehrt als Stoßstürmer auflaufen wird, gibt es jedoch nicht. Schöttel hält an der „Mission“, auf den vier offensiven Positionen möglichst variabel aufzutreten und „dadurch schwer auszurechnen“ zu sein, fest.

„Ich glaube nicht, dass Deni auf der Flanke falsch aufgestellt ist. Die Endgeschichte sollte sein, dass alle Spitzen alle Positionen spielen können. Wenn wir im 4-2-3-1-System spielen, kann Deni alle vier Positionen einnehmen. Dass er in der Spitze spielen kann, weiß man aus Kapfenberg, aber er hat auch eine gute Übersicht, spielt die Pässe im richtigen Moment, kann auch die anderen gut in Position bringen“, will sich Schöttel diese Option nicht nehmen lassen.

Nachsatz: „Ich denke, dass es Deni relativ wurscht wäre, wo er spielt, wenn er einmal fix spielen würde. Er kann ja auch auf der Position dahinter seine Tore machen.“

„Ich freue mich besonders für ihn, das es ihm so gut gegangen ist und er wieder einmal zeigen konnte, dass er auch noch da ist“, lobte Schöttel, für den die Erkenntnis, dass er sich auf Spieler aus der zweiten Reihe verlassen kann, wichtig ist:

„Das ist ein tolles Zeichen. Speziell Boris war mit seiner Situation unzufrieden, weil er von uns permanent hört, wie gut er ist, wie sehr wir auf ihn bauen, ich aber kaum einen Platz für ihn in dieser Mannschaft finde. Manchmal gibt es eben solche Zufälle, und er hat seine Chance optimal genutzt und eine richtig tolle Leistung abgeliefert.“

„Man muss keine Angst um Drazan und Trimmel haben“

Den Konkurrenzkampf innerhalb des Kaders heizt dies an. Laut Schöttel hätten gegen den KSV „diejenigen Spieler gespielt, die vielleicht ein bisschen schwerer ausrechenbar sind.“

„Drazan und Trimmel haben andere Qualitäten – die körperliche Kraft, die physische Stärke, den unbedingten Willen. Man muss jetzt nicht Angst um die beiden haben. Sie haben gezeigt, dass man sich jederzeit auf sie verlassen kann“, so der 44-Jährige.

Auch um Alar muss man keine Angst haben, sollte ihm nun der Knopf aufgegangen sein. „Für jeden Stürmer ist es wichtig, wenn er Tore macht“, betont der 22-Jährige, „ich habe nie aufgesteckt und immer Gas gegeben.“

Ebenso wichtig ist aber tendenziell die Konstanz. Schon am Wochenende in Innsbruck kann Alar weitere Werbung in eigener Sache machen – auf welcher Offensiv-Position auch immer…

Peter Altmann

Auf den Positionen dahinter tat sich gegen Kapfenberg einiges. Grozurek präsentierte sich in seinem dritten Bundesliga-Spiel anders als beim nervösen Startelf-Debüt gegen Mattersburg als echte Bereicherung am linken Flügel. Auch Prokopic, der erst wenige Minuten vor dem Anpfiff für Trimmel (mit Muskelfaserriss einige Wochen out) ins Team rutschte, machte eine anständige Figur.

„Setzen in den nächsten Jahren auf Grozurek"

„Ich hoffe, dass ich jetzt mehr Verständnis dafür erhalte, dass ich mir Grozurek einmal anschauen wollte“, konnte Schöttel eine gewisse Genugtuung, dass das Experiment mit dem 20-Jährigen aufgegangen ist, nicht verbergen.

Die Vorzüge des Youngsters beschrieb der Coach wie folgt: „Luki kann ebenfalls ganz vorne in der Spitze spielen, ist also auch einer für vier Positionen, so  wie ich sie gerne habe. Er sucht das Eins gegen Eins, ist körperlich sehr gut beieinander. Ich bin froh, dass ihm zumindest ein Assist gelungen ist, und dass er generell seinen Gegenspieler vor große Probleme gestellt hat. Er ist mit Sicherheit einer, auf den wir in den nächsten Jahren setzen werden.“

Auffällig war, dass Grozurek nicht nur den Weg zum Tor suchte, wie fünf Torschüsse (nur Alar hatte mit deren sechs mehr) belegen, sondern auch direkten Duellen nicht aus dem Weg geht. Laut LAOLA1-Datenbank bestritt er mit 51 Zweikämpfen klar die meisten aller Spieler auf dem Feld. Die Quote von 37,2 Prozent gewonnenen Duellen Mann gegen Mann ist jedoch noch verbesserungswürdig.

„Finde für Prokopic kaum einen Platz in der Mannschaft“

Prokopic wiederum fiel durch eine Passquote von 90,7 Prozent auf – der beste grün-weiße Wert in dieser Kategorie gegen Kapfenberg. Insgesamt unterliefen dem 23-Jährigen nur vier Fehlpässe.

Insofern bemerkenswert, als dass der gebürtige Slowake nicht gerade über viel Matchpraxis verfügt. Abgesehen von der Nullnummer zum Frühjahrs-Auftakt gegen Wiener Neustadt war es erst seine zweite Partie seit Ende Oktober.