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"Noch lange nicht die Nummer eins der Steiermark"

„Ich habe lieber keine Stimme als keine Punkte“, krächzte Dominique Taboga.

Weniger der Jubel über den 3:0 Derby-Triumph gegen Meister Sturm hat die Stimmbänder des KSV-Abwehrchefs belastet, als seine lauten Anweisungen im Spiel. Das war auch nötig.

Denn für Kapfenberger Verhältnisse sorgte der Sensationserfolg für geradezu ausgelassene Stimmung auf den Tribünen – und das obwohl wegen Umbauarbeiten nur 5610 Zuschauer den Weg ins im Franz-Fekete-Stadion gefunden haben.

„Gegen die Schwarzen war es eh immer ein Auswärtsspiel“

„Diesmal war es einmal ein Heimspiel, denn gegen die Schwarzen war es eh immer ein Auswärtsspiel, weil zwei Drittel Sturm-Fans da waren“, freute sich Taboga, der hofft, dass dieser emotionale Sieg Aufbruchstimmung erzeugt:

„Wenn wir öfter solche Partien haben, hoffen wir natürlich, dass mehr Zuschauer kommen. Wir leben von den Fans. Wenn man sich die Infrastruktur anschaut, wird alles gemacht, dass das Stadion attraktiver wird.“

Gegen Sturm nahmen Kapfenbergs Spieler der Marketing-Abteilung in Sachen Fan-Akquise einiges an Arbeit ab. „Wir haben gezeigt, dass wir Fußball spielen können“, erklärte Goalie Raphael Wolf stolz.

Dem konnte sich Taboga nur anschließen: „Nicht nur das Ergebnis passt, sondern auch die Leistung. Sensationell, wie das 3:0 zustande gekommen ist. Ich glaube, wir haben Sturm gewaltig überrascht, denn es hat immer geheißen, wir können nicht kicken. Wer das jemals gesagt hat, sollte sich diese Partie nochmals anschauen.“

Inferiore Zweikampf-Bilanz von Sturm

Wobei gerade die bekannten Kapfenberger Tugenden wie Leidenschaft und Einsatzwillen für die Obersteirer sprachen. Nur inferiore 39 Prozent der Zweikämpfe konnte Sturm für sich entscheiden, macht 61 Prozent gewonnene Duelle Mann gegen Mann für den KSV.

Mit Thomas Burgstaller und Sandro Foda hatten nur zwei „Blackies“ eine positive Zweikampf-Bilanz – und das auch nur hauchdünn (jeweils elf gewonnene und zehn verlorene Duelle).

Eine Einschätzung, der sich auch Trainer Werner Gregoritsch anschließt. Im LAOLA1-Interview zeigt sich der Fußball-Lehrer dafür stolz, dass sich seine Mannschaft so viel Respekt erarbeitet hat.

LAOLA1: 3:0 im Derby gegen Sturm. Was war ausschlaggebend für diesen Triumph?

Werner Gregoritsch: Wir haben genau das gespielt, was wir trainiert haben. Wir haben die Räume eng gemacht, aggressiv gespielt, sehr schnell umgeschaltet und zum richtigen Zeitpunkt Tore gemacht. Gerade das 1:0 vor der Pause war sehr wichtig. Zudem hatten wir einen überragenden Tormann, der uns in schwierigen Situationen geholfen hat. Aber der gesamten Mannschaft gebührt ein Lob: Wie sie sich reingeschmissen hat, wie sie auch sehr gut Fußball gespielt hat - besser kannst du es nicht machen. Vielleicht war der Sieg um ein Tor zu hoch, aber wir haben schon fürchterliche Prügel gegen Sturm bezogen, wo im Prinzip auch keiner verstanden hat, warum wir so hoch verloren haben.

LAOLA1: Vor dem Spiel wurde viel über den „Fluch“, dass der KSV gegen Sturm nicht gewinnen kann, geschrieben. War das die nötige Extramotivation?

Gregoritsch: Wenn man in diversen Foren liest, dass jemand schreibt: Ein 4:0 oder 5:0 wird es nicht, weil Sturm momentan nicht so gut drauf ist, es wird nur ein 2:0 – das motiviert immer. Das Entscheidende ist aber nicht die Negativmotivation, sondern dass die Mannschaft willig ist, zu arbeiten. Mich freut es vor allem für die Neulinge. David Harrer hat Patrick Wolf neutralisiert, was uns in der Vorsaison nie gelungen ist. Danijel Micic hat ein super Tor gemacht und auch ausgezeichnet Fußball gespielt. Michal Ordos kommt als Joker und macht sein zweites Tor.

LAOLA1: Micic ist beim 1:0 ein Kunstschuss gelungen. Was zeichnet ihn grundsätzlich aus?

Gregoritsch: Er will ein guter Fußball-Profi werden, hat das Ziel, nach oben zu kommen. Er weiß ganz genau, was er will. Das sieht man auch im Training. Er ist ein Mensch, der meiner Meinung nach für sein Alter sehr reif ist und konzentriert an seiner Karriere arbeitet.

LAOLA1: Wie groß ist die persönliche Genugtuung, dass man zumindest vorübergehend tabellarisch die Nummer eins in der Steiermark ist?

Gregoritsch: Genugtuung ist ein falscher Begriff. Mich freut es ganz einfach, dass wir gegen eine der besten Mannschaften Österreichs gewonnen haben. Mein Kollege Franco Foda, den ich sehr schätze, ist nach Spielschluss sofort zu mir gekommen und hat respektvoll gratuliert. Das zeugt von Größe. Das ist für mich das schönste Lob, wenn ich sehe, dass wir als Verein so respektvoll behandelt werden. Das ist nicht immer so. In diesem Spiel hat die Mannschaft ein deutliches Zeichen gegeben.

LAOLA1: Ein Kuriosum war, dass beide Cheftrainer ihre Söhne am Feld stehen hatten. Welcher Filius war der Bessere?

Gregoritsch: Ich kann nur von meinem Sohn sprechen. Er hatte den Auftrag, die Abwehr ständig zu beschäftigen und auch die Luft-Duelle zu gewinnen. Er ist 17 Jahre alt, arbeitet ständig für die Mannschaft und ist immer ein Gefahrenherd. Ich freue mich sehr für ihn.

Peter Altmann

Taboga: „Wenn man gegen Sturm in die Zweikämpfe kommt und diese gewinnt, tut ihnen das weh. Das haben wir gewusst. Man hat schon gegen Mattersburg gesehen, dass sie da Probleme hatten. Daran wollten wir anknüpfen. Das haben wir sensationell gemacht. Sie haben sich nicht ausgekannt und keine Mittel gehabt.“

„Noch lange nicht die Nummer eins der Steiermark“

Die „Falken“ halten nach ihrem ersten Heimsieg gegen Sturm seit 1958 bei vier Punkten aus den ersten drei Bundesliga-Runden. „Der Start ist geglückt, wobei die Heimniederlage gegen Innsbruck jetzt natürlich noch mehr weh tut“, trauerte Taboga gar einem noch besseren Auftakt nach.

Wobei Kapfenberg immerhin zwei Zähler vor dem Rivalen aus der Landeshauptstadt liegt. „Die Nummer eins in der Steiermark sind wir aber noch lange nicht, da gehört noch viel Arbeit dazu“, grinste Wolf.