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"Mit diesem Team wäre guter Mittelfeldplatz drinnen"

Zwei Spiele im Frühjahr, vier Punkte gegen die Titelanwärter Austria Wien und Sturm Graz.

Mit der Schießbude der Liga aus der Hinrunde hat der Kapfenberger SV aktuell wenig gemeinsam. Das sah man nach dem Steirer-Derby auch im schwarz-weißen Lager so.

„Es ist kein Vergleich zum Herbst. Die haben die halbe Mannschaft ausgewechselt, gute Leute geholt und meiner Meinung nach einen Trainer, wo man eine Handschrift erkennen kann. Dementsprechend schwierig war es für uns“, lobte Jürgen Säumel.

Gutes Händchen in der Winterpause

Auch wenn Sturm nach der Pause klar überlegen war: Abstiegsreif präsentierte sich beim 0:0 im Sonntagsspiel lediglich der „Acker“, der ein Spielfeld mimte. Ein Umstand, der den Obersteirern in die Karten spielte, wie Säumel fand:

„Sie haben kleine, quirlige Spieler drinnen. Gerade auf diesem Boden war das sicher ein kleiner Vorteil für die Kapfenberger.“

Der größte Vorteil für die „Falken“ ist zurzeit jedoch, dass sie auf dem Transfermarkt ein gutes Händchen bewiesen haben dürften.

Während sich die „Winter-Panikeinkäufe“ von Abstiegskandidaten in der jüngeren Vergangenheit zu einem hohen Prozentsatz als Rohrkrepierer erwiesen, hinterließen die neuen Legionäre des KSV bisher einen qualitativ guten Eindruck.

Lovin als umsichtiger Stratege

Zum Beispiel Florin Lovin. Gegen Sturm kam der Champions-League-erprobte Rumäne auf famose 123 Ballkontakte – um sage und schreibe 45 mehr als der nächstbeste Mitspieler, bei Sturm erzielte Säumel (76) den besten Wert in dieser Kategorie.

Der 1,90 Meter große Hüne agiert als ebenso zweikampfstarker wie umsichtiger Stratege im defensiven Mittelfeld.

Als großes Talent in der Innenverteidigung erweist sich Gerson. Die Zahlen bestätigen den robusten Eindruck, den der erst 20-Jährige hinterließ: 81,8 Prozent gewonnene Zweikämpfe sind ein ausgezeichneter Wert.

Zehn Punkte beträgt – bei einer weniger ausgetragenen Partie – der Abstand auf die Stöger-Elf. Gegenüber Mattersburg ist man zwei Begegnungen im Rückstand, aufgrund des Erfolgslaufs der Burgenländer jedoch auch bereits zwölf Punkte.

Am wieder gewonnenen Glauben an sich selbst ändern diese Zahlen nichts. „Wir haben noch 15 Spiele vor uns, von dem her wissen wir, dass wir punkten müssen. Wir müssen aber trotzdem schauen, dass wir mit einer gewissen Leichtigkeit und mit Selbstvertrauen in die Spiele gehen“, betont Didi Elsneg.

„Mit dieser Mannschaft wäre guter Mittelfeldplatz drinnen gewesen“

Der 22-Jährige ortet zudem durchaus noch Steigerungspotenzial: „Wir können noch intensiver und konsequenter unser Spiel durchziehen. Dann haben wir eine hohe Qualität und können auch überraschen.“

Kapitän Sencar setzt neben den belebenden Verstärkungen auf den Trainer: „Natürlich sieht man die Handschrift von Thomas von Heesen. Er lässt der Kreativität der Spieler ihren Lauf und flößt uns Selbstvertrauen ein, das man normalerweise als Letzter nicht hat. Deswegen spielen wir momentan einen erstzunehmenden Fußball.“

Was wäre denn in dieser verrückten Meisterschaft möglich gewesen, wenn man von Anfang an mit diesem Kader ernstzunehmenden Fußball bieten hätte können?

„Mit dieser Mannschaft wäre sicher ein guter Mittelfeldplatz hinter den Top-Mannschaften drinnen gewesen.“

Glaube an das Wunder

So steht und fällt die Kapfenberger Fußball-Zukunft jedoch mit einer starken Frühjahrs-Saison. Wird der Mythos nicht wahr, wird diese Mannschaft kaum zu halten sein. Gerade bei den neuen Legionären besteht vorwiegend nur im Fall des Klassenerhalts eine Option auf eine Vertragsverlängerung.

Nach den ersten Frühjahrs-Eindrücken glaubt man in der Obersteiermark jedoch fest an das Wunder.

Elsneg: „Von den Spielern über die Trainer bis zum Zeugwart, den Masseuren und dem Platzwart: Das ganze Team von Kapfenberg versucht gegen den Abstieg zu kämpfen. Am Ende wird uns das auch gelingen!“

Peter Altmann

Zwölf Fehlpässe belegen jedoch, dass die von der zweiten Mannschaft von Atletico Madrid verpflichtete Abwehrkraft beim Rausspielen noch Luft nach oben hat.

Wird der Mythos wahr?

Stürmer Nathan Junior, Elfmeter-Torschütze beim 1:0-Sieg bei der Austria, hatte Sturms Hintermannschaft zwar weitestgehend im Griff, dennoch deutete auch der 22-Jährige in manchen Phasen sein Können an.

„In so einem Spiel hat Haruna Babangida ganz klar gefehlt, er ist ein toller Konterspieler“, verwies Trainer Thomas von Heesen darauf, dass er mit dem gesperrten Nigerianer noch einen hoffnungsvollen Stürmer in der Hinterhand hat.

Der Coach aus Deutschland wiederum ist es, in den die Anhänger ihre Hoffnungen setzen. „Mit Selbstvertrauen und TVH wird der Mythos wahr“, hieß es auf einem Transparent.

Bis der Mythos Nichtabstieg tatsächlich wahr werden kann, ist noch ein weiter Weg zu gehen. Dafür sind die vier Zähler gegen Top-Teams ein „Bonus“, wie es David Sencar formulierte.

„Können offensiv sicher noch mehr zeigen“

„Wir wollen Punkt für Punkt einhamstern. Gegen Mannschaften auf Augenhöhe können wir offensiv sicher noch mehr zeigen“, meint von Heesen wohlwissend, dass die wirklich entscheidenden Duelle seiner Mannschaft erst bevorstehen.

Aufgrund der beiden Spielabsagen zu Frühjahrs-Beginn warten auf den KSV nun drei englische Wochen. Darunter schon am Mittwoch das Gastspiel bei der Admira und sieben Tage später das eminent wichtige Heimmatch gegen Wiener Neustadt.