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"Einer der Besten, die ich in Österreich gesehen habe"

„Gott sei Dank haben wir einen Patrik Jezek in der Mannschaft!“

Philipp Hosiner sprach nach dem 3:2-Last-Minute-Sieg gegen Wacker aus, was sich bei Tabellenführer Admira derzeit wohl jeder denkt.

Mit zwei Toren, darunter dem Siegtreffer in der Nachspielzeit, avancierte der Tscheche zum Mann des Spiels. Wieder einmal. Denn mit inzwischen stolzen 34 Jahren erlebt der linke Flügelflitzer seinen x-ten Frühling.

Sechs Tore und vier Assists hat Jezek bislang zum sensationellen Erfolgslauf der Südstädter beigetragen, womit er in der Scorer-Wertung der Bundesliga hinter Zlatko Junuzovic (vier Tore, sieben Vorlagen) den zweiten Rang belegt.

„Mit einem Grinsen in die Kabine“

Taten, die das Schlitzohr lieber sprechen lässt als Worte. Denn Interviews lehnt der Schweiger aus Pilsen ebenso höflich lächelnd wie konsequent ab.

Umso mehr zählen seine Wortspenden innerhalb der Mannschaft. Neben Gernot Plassnegger zählt er zu den erfahrenen Leitwölfen eines ansonsten weitestgehend jungen Kaders.

„Er redet zwar nicht viel, aber man kann genug Spaß mit ihm haben“, berichtet Goalie Patrick Tischler, „er kommt jedes Mal mit einem Grinsen in die Kabine.“

„Ich glaube, im Alter macht es ihm riesigen Spaß mit uns jungen Spielern. Er ist einer von wenigen Routiniers bei uns und blüht noch einmal richtig auf. Er zeigt jede Woche, wie viel Spaß er am Platz hat“, erklärt Christopher Dibon, der im jungen Alter von 20 Jahren die Kapitänsschleife trägt.

„Er lebt seine Torjäger-Qualitäten aus“

Jezeks gute Laune ist wohl auch seinen Leistungen geschuldet. Es gibt kaum eine nennenswerte Offensivstatistik, in der er nicht die teaminterne Hitliste anführt, wie die LAOLA1-Datenbank belegt.

Seine sechs Tore werden nur von Hosiner egalisiert, seine vier Assists, 35 Torschüsse, 39 Torschussvorlagen und 26 Flanken sind allesamt Bestwert.

Womit er im Prinzip nahtlos an die Vorsaison anschließt. Denn mit 18 Toren und elf Assists war der Tscheche maßgeblich am Aufstieg beteiligt.

„Patrik hat seit eineinhalb Jahren einen Lauf. Er legt Torjäger-Qualitäten an den Tag, die er zwar immer leicht in sich schlummern hat lassen, aber jetzt so richtig auslebt“, hebt Trainer Didi Kühbauer hervor, dass der Oldie auf seine alten Tage eine beachtliche Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Gehäuse entwickelt hat.

„Sie kämpfen und rennen wie die ‚Wagelhunde‘“

Ein wertvolles Gut, denn wenn es bei der Admira nicht ideal läuft, wie am Samstag gegen die Innsbrucker, verfügt man mit dem 34-Jährigen über einen Rettungsanker.

„Wenn die Mannschaft hängt, wir die Chancen nicht konsequent nutzen, dann ist er da. Auf ihn kann man sich immer verlassen“, lobt Hosiner.

Als Schönwetterkicker, der von seinen technischen Qualitäten lebt, kann man Jezek jedoch nicht klassifizieren. Denn auch in den Duellen Mann gegen Mann beweist er Kämpferherz.

Immerhin 57,1 Prozent seiner Bodenduelle hat er für sich entschieden – ein guter Wert für eine Offensivkraft. Dass der nur 1,74 Meter große Akteur mit 22,7 Prozent gewonnen Kopfball-Duellen abgeschlagen Letzter im Admira-Kader ist, fällt da weniger ins Gewicht.

 „Bei uns passt einfach die Mischung. Plassnegger und Jezek sind Spieler, die immer noch kämpfen und rennen wie die ‚Wagelhunde‘“, zieht Tischler den Hut.

„Einer der Besten, die ich je in Österreich gesehen habe“

Mit insgesamt 310 Bundeliga-Einsätzen (51 Tore) ist der Mittelfeldspieler der Rekordhalter unter den Legionären. Bereits im Jänner 1998 heuerte er beim FC Tirol an, den er kurzzeitig in Richtung Austria Wien verließ.

Nach seiner Rückkehr nach Innsbruck wurde er zwei Mal Meister. Ein Kunststück, das ihm bei Red Bull Salzburg drei Mal gelang.

„Für mich ist er einer der Besten, die ich je in Österreich gesehen habe. Man kann sehr viel von ihm lernen“, zollt Dibon dem Routinier Respekt.

Bis Sommer 2012 läuft sein Vertrag in der Südstadt. „Ich mache mir langsam Sorgen. Nicht dass wir ihn im Winter verlieren“, fürchtet Kühbauer augenzwinkernd, dass finanzstärkere Vereine auf die Leistungen Jezeks aufmerksam wurden.

Die Wahrscheinlichkeit auf einen Abgang tendiert wohl ohnehin gegen null. Denn, so Kühbauer: „Er weiß ganz genau, was er an uns hat, und wir wissen, was wir an ihm haben.“

Peter Altmann