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"Die russische Liga ist immer mehr im Kommen"

„Nastrovje!“ Bislang beschränken sich die Russisch-Kenntnisse von Jakob Jantscher auf ein Wort.

In den kommenden Monaten werden definitiv weitere Vokabeln hinzukommen.

Nach gut zwei Jahren bei Red Bull Salzburg unterschrieb der amtierende Torschützenkönig am Mittwochabend beim russischen Verein Dynamo Moskau.

„Stressige Tage“

Der Steirer fiebert seinem Auslandsabenteuer im wahrsten Sinne des Wortes entgegen. Obwohl leicht grippig, nahm er sich am Donnerstag im Rahmen des ÖFB-Medientermins im Hinblick auf den WM-Qualifikations-Auftakt gegen Deutschland fünf Minuten Zeit, um zu seinem Transfer Stellung zu beziehen.

„Ich habe einige stressige Tage hinter mir“, gestand Jantscher, dessen Management das konkrete Interesse Dynamos schon vergangene Woche öffentlich gemacht hatte.

Nun überwiegt die Erleichterung: „Ich freue mich sehr auf ein neues Land, eine neue Kultur, eine neue Mannschaft und eine sehr gute Liga. Ich glaube auch, dass die Mannschaft eine sehr gute ist. Sie steht zwar zurzeit nicht sehr gut da, aber ich hoffe, dass wir das ändern können.“

Nach sieben absolvierten Runden ziert der Traditionsklub mit lediglich drei Punkten das Tabellenende, bislang galt es sechs Niederlagen zu verdauen.

Leihvertrag minimiert Risiko

Ein kapitaler Fehlstart. Dabei gehören dem Aufgebot einige prominente Namen an, allen voran Kevin Kuranyi. Der frühere DFB-Stürmer brachte es bei Dynamo inzwischen sogar zum Kapitän.

Zvjezdan Misimovic kickte jahrelang in der deutschen Bundesliga, der ungarische Internationale Balazs Dzsudzsak ist mit einem kolportierten Marktwert von 14 Millionen Euro der teuerste Spieler im Kader.

In Österreich in bester Erinnerung ist Gordon Schildenfeld, der im Sommer von Eintracht Frankfurt in die russische Hauptstadt übersiedelte. Der Kroate wurde mit Sturm Graz Meister und Cupsieger und versorgte seinen ehemaligen Mitspieler Jantscher mit wertvollen Tipps.

Das Risiko für den 23-Jährigen, der den obligatorischen Medizincheck in Wien absolvieren durfte, hält sich ob des ausgehandelten Leihvertrags plus Kaufoption in Grenzen: „Die Leihvariante ist sehr gut für mich. Auch für den Verein ist ein geringes Risiko da, wenn es nicht funktionieren sollte.“

„Der Trainer wollte mich sehr gerne haben“

Im Falle eines Scheiterns könnte der gebürtige Grazer also nach Salzburg zurückkehren, wo er noch bis Sommer 2014 unter Vertrag steht.

Eine Übersiedlung nach Moskau bahnte sich schon seit längerer Zeit an. Bereits im vergangenen Sommer klopfte Dynamo erstmals bei ihm an, ebenso in der Transferperiode im vergangenen Winter.

Seit Mitte August sitzt Dan Petrescu am Trainersessel. Der Rumäne sprach sich für eine Verpflichtung des ÖFB-Teamkickers aus, im dritten Anlauf klappte sie nun.

„Das Thema Dynamo Moskau gibt es schon seit einem Jahr bei mir“, sagt Jantscher, „ich weiß, dass sie mich öfters beobachtet haben und mich der Trainer sehr gerne haben wollte. Das ist für mich natürlich sehr wichtig. Ich hoffe, dass ich mich in Moskau und in der Mannschaft relativ schnell zurechtfinde.“

„Das ist ein guter Schritt für mich“

Und auch in einer Liga, die sich finanziell nicht gerade in Zurückhaltung übt. Für Schlagzeilen sorgte in den vergangenen Tagen Zenit St. Petersburg, wo Ex-Salzburg-Sportdirektor Didi Beiersdorfer für Porto-Star Hulk und den Belgier Axel Witsel (Benfica) kombiniert kolportierte 95 Millionen Euro auf den Tisch legte.

„Die russische Liga ist eine, die immer mehr im Kommen ist. Es sind sehr viele gute Spieler bei guten Vereinen. Ich glaube, dass es ein guter Schritt für mich ist“, sieht Jantscher die Chance, sich sportlich weiterzuentwickeln.

Dass der Flügelflitzer längst reif für den Sprung über die Bundesliga-Grenzen hinaus war, ist ein offenes Geheimnis. Ebenso, dass er bei seinem bisherigen Arbeitgeber zuletzt nicht mehr rundum glücklich war.

„Bei Salzburg funktionierten ein paar Sachen nicht“

„Bei Salzburg waren in letzter Zeit ein paar Sachen, die nicht so funktioniert haben. Außerdem hatte ich sowieso immer den Wunsch, ins Ausland zu gehen“, so Jantscher, der betont, dass es immer sein Ziel gewesen sei, sich in der Mozartstadt weiterzuentwickeln. Dies sei gelungen.

Mit derselben Ambition geht es nun nach Russland. Zumindest mit besseren Russisch-Kenntnissen wird er zurückkehren, wie er grinsend prognostiziert:

„Ich werde natürlich versuchen, die einfachsten Sachen der Sprache einzulernen, aber ich glaube nicht, dass das in einem Jahr sehr einfach wird.“

Peter Altmann