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Boghossian: "Ich will in Salzburg bleiben!"

Boghossian:

„Durchschlagskräftig, kopfballstark und sehr präsent. Er ist im Strafraum ein richtiger Krieger.“

Mit diesen lobenden, ja fast überschwänglichen Worten stellte Dietmar Beiersdorfer im Juli 2010 seinen damaligen „Königstransfer“ Joaquin Boghossian vor.

Der Uruguayer sollte die große Lücke schließen, die Marc Janko mit seinem Wechsel zu Twente hinterlassen hatte.

Sechs-Millionen-Flop?

Wie sehr der einstige Red-Bull-Fußballchef an den 1,97m-Hünen glaubte, zeigte die Tatsache, dass Salzburg für Boghossian über sechs Millionen Euro hinblätterte.

Eine teure Investition, die sich bislang aber noch nicht bezahlt machte.

„Bogho“ hatte zwar einen verheißungsvollen Start, sammelte in den ersten drei Partien auch gleich zwei Scorerpunkte (ein Tor, ein Assist), danach folgten jedoch viele unglückliche Auftritte.

„Es war ein schwieriges Jahr in Salzburg“, blickt der 25-Jährige im Gespräch mit LAOLA1 auf die Saison 2010/11 zurück, „ich weiß nicht, warum es nach dem guten Start nicht mehr so gelaufen ist. Es sind mehrere Sachen zusammen gekommen.“

Déjà-vu in Montevideo

„Das Jahr bei Montevideo war okay. Wir haben die Meisterschaft geholt, was mir in meinem Heimatland zuvor noch nie gelungen ist. Es war eine tolle Erfahrung.“

Gerade am Anfang schien Boghossian mit seiner Rückkehr alles richtig gemacht zu haben.

Regelmäßige Einsätze sowie drei Tore in den ersten drei Partien waren nach dem durchwachsenen Salzburg-Jahr die erhoffte Motivationsspritze.

Doch in den folgenden Monaten erlebte Boghossian ein Déjà-vu: Die Spielzeit schrumpfte wieder auf ein Minimum, die Torausbeute logischerweise gleich mit. Darum verzichtete Nacional auch darauf, die Kaufoption zu ziehen.

„Ich habe Salzburg vermisst“

„Bogho“ ist darüber gar nicht unglücklich: „Es war schön, zu Hause bei meiner Familie und meinen Freunden zu sein. Aber ich habe Salzburg vermisst. Ich habe hier Freunde gefunden und fühle mich sehr wohl. Darum bin ich glücklich, wieder hier zu sein.“

Kein Glück, kein Kredit

Zum einen fehlte Boghossian im Abschluss oft das nötige Glück, zum anderen der Kredit der Fans.

Bei jeder misslungenen Aktion erntete der Südamerikaner Pfiffe, mit jedem Pfiff wuchs die Verunsicherung.

„Im Stadion kann natürlich jeder schreien, was er will. Man darf sich davon nicht beirren lassen, sondern muss weiter fokussiert bleiben. Die Fans, die ich privat auf der Straße getroffen habe, haben mich immer aufgebaut und nur positiv gesprochen“, so Boghossian.

Gebessert hat sich seine Situation aber auch im Frühjahr 2011 nicht.

Nach einigen Kurzeinsätzen und nur 149 Minuten Spielzeit flüchtete er im Sommer in seine Heimat zu Nacional Montevideo, um dort wieder Selbstvertrauen zu tanken.

Ja, Boghossian ist tatsächlich wieder zurück in Salzburg. Und er ist diesmal gekommen, um zu bleiben.

„Ich will in Salzburg bleiben, das ist mein großer Wunsch. Ich werde versuchen, mich in die Mannschaft zu spielen und habe auch schon mit den neuen Verantwortlichen gesprochen. Es sind tolle Leute. Ich will eine erfolgreiche Saison mit ihnen spielen.“

Maierhofer und Boghossian?

Dass sich mit Stefan Maierhofer bereits derselbe Spielertyp in der Mannschaft befindet, sieht Boghossian nicht als Hindernis für einen weiteren Verbleib.

„Wieso soll nicht Platz für uns beide sein? Stefan ist ein großartiger Stürmer, ich kann von ihm viel lernen. Es gäbe Angebote aus Amerika, aber ich will hier bleiben.“

Ob Salzburgs neuer starker Mann, Ralf Rangnick, und Neo-Cheftrainer Roger Schmidt tatsächlich auf den Rückkehrer bauen, darf allerdings bezweifelt werden.

Sollte nämlich Rangnick Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz davon überzeugen können, Boghossian auch für weniger als den damaligen Kaufpreis wieder abzugeben, könnte der Uruguayer schneller wieder weg sein, als ihm lieb ist.

Kurt Vierthaler