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"Schön fürs Auge, aber nicht effektiv"

Kurz vor dem Beginn der Pressekonferenz nach dem 0:4 gegen Rapid. Neben dem Podium steht eine Taktiktafel. Mit zwei Handgriffen verdeutlicht Didi Kühbauer das Problem seiner Mannschaft.

Bis zum Strafraum der Hütteldorfer hätte man ansehnlichen Fußball geboten. Entscheidend war jedoch Handgriff Nummer zwei: Im Sechzehner lief wenig zusammen. Wirklich gefährlich wurden die Südstädter über 90 Minuten nicht.

„Ich sage nicht, dass wir besser waren, sondern dass wir bis zum Sechzehner schöneren Fußball als Rapid gespielt haben, das ist ein grundlegender Unterschied“, philosophierte der Admira-Coach.

„Nur wenn es nicht bis zum Tor geht und ich nicht zu Abschlüssen komme, ist es zwar ein schöner, aber ein brotloser Fußball. Es geht um die Tore. Was wir gezeigt haben, ist vielleicht schön fürs Auge, aber nicht effektiv“, so Kühbauer weiter.

„Sie haben gewartet, dass wir Fehler machen“

Damit hat der 40-Jährige das grundlegende Problem seiner Elf in dieser Partie auf den Punkt gebracht. Rapid agierte an diesem Abend nicht nur glücklicher, sondern auch cleverer. Vor allem das Eigentor von Patrick Mevoungou war natürlich ein für die Wiener günstiger Knackpunkt.

„Ich glaube, dass sich die Gegner inzwischen besser auf uns eingestellt haben. Sie wissen, dass wir den Offensiv-Fußball forcieren und immer viele Chancen herausgespielt haben. Man hat gesehen, dass Rapid sehr kompakt agiert und eigentlich nur darauf gewartet hat, dass wir Fehler machen. Teilweise haben wir ihnen in die Karten gespielt“, analysierte Innenverteidiger Daniel Drescher.

„Salzburg hat letzte Woche definitiv mehr mitgespielt. Rapid hat mit Stefan Kulovits und Markus Heikkinen versucht, schön die Defensive zu halten und auf Konter zu setzen“, rümpfte Kühbauer bezüglich der grün-weißen Strategie ein wenig die Nase, betonte jedoch gleichzeitig: „Jeder hat seine Ansicht, wie er es macht. Wenn du gewinnst, ist es absolut vertretbar.“

„Wusste, dass Rapid bei Standards gefährlich ist“

Problem Nummer zwei der Niederösterreicher war die Anfälligkeit bei Standards. Allen vier Gegentoren gingen entweder Eckbälle oder Freistöße voraus. Auch die beiden Verlusttreffer gegen Salzburg resultierten aus Standards.

„Daran müssen wir definitiv arbeiten“, ärgerte sich Kühbauer und versicherte, dass er diesbezüglich schon vor dem Kräftemessen mit Rapid Extraeinheiten geschoben habe: „Wir haben am Freitag und am Matchtag bei Wind Standards trainiert, weil ich wusste, dass Rapid da enorm gefährlich ist. Bis zum 0:1 habe ich echt keine Sorgen gehabt, dass auch nur annähernd etwas passieren könnte.“

Zudem wurden die Personalsorgen – Problem Nummer drei – nur unwesentlich geringer. Nach und nach meldeten sich seine Schützlinge bei Kühbauer ab. Richard Windbichler gab schon am Freitag w.o., Benjamin Sulimani verletzte sich im Abschlusstraining, Philipp Hosiner saß angeschlagen nur auf der Bank, ebenso wie Schlüsselspieler Stefan Schwab, der seinem Trainer am Matchtag mitteilte, dass er nicht spielen könne.

„Uns fehlen im Moment die Stürmer“

Da auch Issiaka Ouedraogo nicht zur Verfügung stand, nominierte Kühbauer Youngster Marcel Sabitzer an vorderster Front und Lukas Thürauer dahinter als hängende Spitze. Der wieder fitte Patrik Jezek blieb indes für Martin Zeman als Joker auf der Bank. Ein Schachzug, der nicht wirklich aufging.

„Man sieht sehr deutlich, dass uns im Moment die Stürmer fehlen. Die anderen haben die Laufwege vielleicht nicht so drinnen, aber da müssen wir durch“, so Kühbauer.

Denn am Ende steht das Ergebnis, und danach, wie es zustande gekommen sei, würde im Endeffekt keiner mehr fragen:

„Am nächsten Tag schlägst du die Zeitung auf und liest: ‚Vier Stück von der Frau Mück‘, und das ist die große Wahrheit.“

Peter Altmann