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Österreich-GP: Falsche Sieger, richtige Helden

Der GP von Österreich hat in diesem Jahrtausend schon viele Geschichten erlebt:

Österreich-GP: Falsche Sieger, richtige Helden Foto: © GEPA

Der Grand Prix von Österreich in Spielberg ist geschichtsträchtig! Auch in den letzten 20 Jahren hat das Rennen am A1- bzw. Red Bull Ring viele Geschichten geschrieben, obwohl zwischen 2004 und 2013 hier gar nicht gefahren wurde.

Von einem der negativen Höhepunkte der Formel-1-Geschichte bis hin zu zwei der größten Triumphe eines kommenden Weltmeisters sowie der zwei Hoffnung gebenden Rennen zum Auftakt der Corona-Saison 2020 - Österreichs Grand Prix hat sich in vielerlei Hinsicht in die Geschichtsbücher des Sports gebrannt.

LAOLA1 hat einige der denkwürdigsten Momente im Rückblick:

2001: Coulthard macht die WM spannend

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David Coulthard stand die längste Zeit seiner Karriere bei McLaren (1996-2004) im Schatten zweier Finnen: Erst Mika Häkkinen, dann Kimi Räikkönen. 2001 gelang es dem Schotten jedoch, aus dem Schatten des Zweifach-Weltmeisters auszutreten und erster WM-Kontrahent von Michael Schumacher zu werden. Dabei gelangen ihm allerdings nur zwei Siege: In Brasilien und Österreich. mit 123 zu 65 Punkten zugunsten "Schumis" wurde die WM am Ende zwar eine deutliche Angelegenheit, in der ersten Saisonhälfte war aber Spannung angesagt. Nach dem Österreich-GP betrug Schumachers Vorsprung auf Coulthard vier Punkte, und auch das nur aufgrund einer Stallorder, die dem Deutschen Rang zwei vor Rubens Barrichello einbrachte und im Folgejahr eine unrühmliche Wiederholung erfahren sollte.

2002: Ferrari gewinnt - und wird ausgebuht

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"Let Michael pass for the championship." - Der wohl berühmteste Funkspruch der Formel-1-Geschichte passierte 2001 in Spielberg, 2002 wurde es gar noch unrühmlicher, ging es doch um den Sieg. Rubens Barrichello im Ferrari dominierte das Rennen, den Sieg sollte aber sein um die WM kämpfender Teamkolllege Michael Schumacher einfahren. In der letzten Runde ereilte Barrichello der ebenso unmissverständliche wie umstrittene Befehl aus der Ferrari-Box. Der Brasilianer gehorchte - unter lauten Buhrufen der Zuschauer. Schumacher "feierte" den Sieg mehr als verlegen, übergab Barrichello sogar die Sieger-Trophäe und ließ ihn am obersten Treppchen stehen - sehr zum Missfallen der FIA, die ihren Sport diskreditiert sah. Schumacher wurde letztlich Weltmeister - mit rund doppelt so vielen Punkten wie Barrichello, der Vize-Weltmeister wurde. Die Stallorder wäre also wahrlich nicht notwendig gewesen. Kurze Zeit später wurde außerdem ein Teamorder-Verbot ausgerufen.

2002: Satos Schutzengel fährt mit

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Viele sprechen vom "Wunder von Spielberg", das sich beim Grand Prix im Jahr 2002 ereignete. Nick Heidfeld im Sauber verliert nach einem Fahrfehler in Kurve 3 die Kontrolle über seinen Boliden und kracht mit fast 270 km/h ungebremst in die Seitenwand des Jordan von Takuma Sato. "Ich habe gedacht, ein Meteor würde mich treffen", erklärte der Japaner im Nachhinein. "Das Cockpit war komplett gebrochen. Man konnte den Kies sehen, der durch das Loch im Monocoque gekommen war. Meine Beine waren im Monocoque etwas eingeklemmt, und ich dachte nur: 'Jesus!'". Zum Glück überstanden beide Fahrer den Unfall fast unverletzt.

2003: Schumachers heißer Ritt

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Auch 2003 hieß der Sieger in Spielberg Michael Schumacher. Vor mehr als 100.000 Zuschauern am A1-Ring ging es für Deutschen heiß her: Beim Boxenstopp fingen sowohl der Tankschlauch als auch Schumachers Auto Feuer. Der Rekordweltmeister zeigte sich davon relativ unberührt – und fuhr seinen 67. Grand Prix-Sieg vor Kimi Räikkönen im McLaren-Mercedes und Rubens Barrichello im zweiten Ferrari ein. "Schumi" wurde letztlich mit zwei Punkten Vorsprung erneut Weltmeister. Nach jenem Rennen 2003 folgten elf lange Jahre ohne Österreich-GP, ehe die Formel 1 2014 auf den als Red Bull Ring wiedereröffneten Kurs in der Steiermark zurückkehrte. 

2014: Gestatten, Valtteri Bottas

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Beim Grand Prix der Steiermark letztes Wochenende war Valtteri Bottas zum 60. Mal auf dem Podest eines Formel-1-Rennens zu sehen. Auch seinen ersten Auftritt unter den Top-3 hatte er einst in Spielberg: Die wiedererstarkten Williams eroberten 2014 im Qualifying mit Felipe Massa auf Pole und dem Finnen daneben die erste Startreihe überraschend komplett. Zwar mussten sich die Williams im Verlauf des Rennens hinter dem Mercedes-Duo Nico Rosberg und Lewis Hamilton einordnen, Bottas fuhr dennoch auf Rang drei. Fünf weitere Podeste folgten in diesem Jahr für ihn, der Aufstieg zu Mercedes folgte nach dem überraschenden Rosberg-Karriereende 2017. Danach konnte er den GP von Österreich sogar zweimal gewinnen (2017, 2020) und ist mit insgesamt sechs Podien auf dem Red Bull Ring Rekordhalter.

2015: "Auffahr"-Unfall mal anders

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Es war ein bizarres Onboard-Bild, das die Regie plötzlich von Kimi Räikkönens Ferrari einspielte: Der McLaren von Fernando Alonso befand sich nach Kurve drei der ersten Rund plötzlich AUF der Nase des Autos vom Finnen! Räikkönen verlor auf der Gerade die Kontrolle über sein Auto und drückte den Spanier in die Leitschiene. Unglücklich türmte sich der McLaren dabei auf und kam auf dem Ferrari zum Stillstand. Kräfte von 44G sollen während des Aufpralls kurzzeitig gewirkt haben, aber beide Routiniers kamen unverletzt davon, was vor der Ära des "Halo" auch schlimmer ausgehen hätte können.

2016: Es kracht schon wieder bei Mercedes

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2016 kostete Toto Wolff viel Nerven. Nico Rosberg und Lewis Hamilton fochten die WM wenig kollegial unter sich aus. Der Crash in Barcelona, bei dem sich die Teamkollegen im Kampf um die Führung gegenseitig rausschossen, wurde zu einem denkwürdigen Moment der Formel-1-Geschichte. Nur vier Rennen später krachte es schon wieder, allerdings erst in der letzten Runde: Der deutlich schnellere Hamilton attackierte Rosberg, der sich zu stark wehrte und bei der folgenden Berührung seinen Frontflügel verlor. Während der Brite dem Sieg entgegenfuhr, rutschte der spätere deutsche Weltmeister sogar vom Podest. Toto Wolff sah sich im Anschluss zum Eingreifen gezwungen, unterband allzu harte Duelle: "Wir müssen uns die Optionen ansehen, und eine davon ist es, die Reihenfolge ab einem bestimmten Moment im Rennen einzufrieden. Ich könnte kotzen, weil ich sie gern Rennen fahren sehe, aber wenn das nicht ohne Kontakte geht, sind das eben die Konsequenzen."

2018: Ein oranges Jubelmeer

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Spielberg ist in den letzten Jahren - ferner Zuschauer zugelassen sind - immer eine orange Hochburg. 2018 waren es 70.000 niederländische Fans, die ihren Camping-Urlaub in der Steiermark verbrachten, um ihren Neo-Hero Max Verstappen anzufeuern. Und ein besseres Rennen hätte es für sie in diesem Jahr auch nicht geben können. Begünstigt durch eine frühe taktische Entscheidung zum Reifenwechsel und einem schwarzen Tag für Mercedes, bei dem beide Silberpfeile nicht ins Ziel kamen, rang Verstappen auch die beiden Ferraris nieder und besorgte Red Bull Racing den ersten Heimsieg am Red Bull Ring.

2019: Die Wiederholung - Honda back in business!

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2019 sah eine Wiederholung des Verstappen-Sieges, die eigentlich noch denkwürdiger ausfiel. Denn mit einer seiner bis dato besten Leistungen fuhr der Niederländer gleich noch einmal zum Spielberg-Triumph. Nach einem Problem am Start fiel er auf Rang sieben zurück, aber schnappte sich - trotz behaupteter Probleme mit der Antriebseinheit - einen Gegner nach dem anderen. An der Spitze schien lange Charles Leclerc im Ferrari komfortabel zu seinem ersten Sieg zu fahren, aber zwei Runden vor Schluss musste er sich hinter Verstappen einreihen. Das harte Überholmanöver zum Sieg handelte Verstappen zwar eine stundenlange Untersuchung ein, sein Sieg wurde allerdings am frühen Abend bestätigt. Es war gleichzeitig der erste Sieg für Honda nach der Rückkehr, die die Jahre zuvor mit McLaren zum Prügelknaben unter den Motorenherstellern wurden.

2020: Der erste Schritt zur Normalität

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Ursprünglich hätte der Österreich-GP im vergangenen Jahr das elfte von 22 Rennen sein sollen. Am Ende wurde er zum Auftakt der ungewöhnlichsten Saison in der Geschichte des Sports. Erst zwei Stunden vor dem ersten Training zum Grand Prix von Australien wurde klar, dass 2020 nichts so laufen sollte, wie geplant. Fast die ganze erste Saisonhälfte fiel der Pandemie zum Opfer, notdürftig wurde ein kreativer Reserve-Kalender zusammengestellt, der mit zwei Rennen ausgerechnet in Spielberg begann. Als größte Sportveranstaltungen seit Pandemiebeginn richtete die ganze Sportwelt ihre Augen für zwei Wochenenden in die Steiermark, wo ohne Zwischenfälle zwei Rennen stattfinden konnten. Beim Auftakt, der als Grand Prix von Österreich betitelt war, holte sich Valtteri Bottas seinen zweiten Erfolg.

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