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Schröcksnadel: "Ich habe echt die Nase voll"

Der ÖSV-Präsident knöpft sich den Rechnungshof und die Langläufer vor:

Schröcksnadel:

 "Wenn wir den Rechnungshof klagen könnten, würden wir das tun."

Rumms! Peter Schröcksnadel hat die Pressekonferenz für die Skiflug-WM 2016 am Kulm im Hotel Sacher in Wien genutzt, um seine Meinung zum vernichtenden Urteil über die Alpin-WM 2013 in Schladming kundzutun.

"Man kann nicht sagen, dass die WM kein Erfolg war", echauffiert sich der wortgewaltige Tiroler am Bericht des Rechnungshofes.

Seiner Meinung nach gebe es sehr wohl eine nachhaltige Wirkung für die Region und für die gesamte Steiermark.

Klare Worte findet der Präsident des Österreichischen Skiverbandes auch in Bezug auf eine weitere Affäre im Langlauf-Bereich. "Ich habe echt die Nase voll", erklärt er im Interview mit LAOLA1

In diesem spricht der 74-Jährige auch über die Bedeutung der Skiflug-WM, seine Erwartungen an die Nordischen und warum die Rennen in Levi auf ganz einfache Weise hätten stattfinden können.

LAOLA1: Herr Schröcksnadel, welche Bedeutung hat die Skiflug-WM am Kulm für Sie?

Peter Schröcksnadel: Sie ist für eine unserer Sportarten ein Riesen-Highlight in dieser Saison. Skispringen ist ein wichtiger Teil des Skisports im Österreichischen Skiverband und das bedeutet damit auch für uns ein großes Highlight. Skifliegen ist halt doch noch mal etwas anderes als Skispringen und deshalb gehen wir davon aus, dass es ein großes Spektakel wird.

LAOLA1: Vieles hängt natürlich von den Leistungen der Österreicher ab. Was erwarten bzw. erhoffen Sie sich?

Schröcksnadel: So viele Medaillenentscheidungen gibt es bei einer Skiflug-WM ja nicht, aber wir hoffen natürlich auf eine Medaille, das ist ganz klar. Es sollte zumindest eine sein. Wir wünschen uns natürlich Gold, wir wünschen auch in der Mannschaft eine Medaille, aber das ist nicht so einfach.

LAOLA1: Vergangenes Wochenende fand in Klingenthal der Saisonauftakt statt. Ihr Resümee?

Schröcksnadel: Der war leider nicht gut, aber das kann schon bald wieder anders aussehen.

LAOLA1: Gilt es jetzt, die Ruhe zu bewahren?

Schröcksnadel: Das tun wir sowieso. Man hat gesehen, dass man sich einfach sehr bemühen muss, um ganz vorne zu sein.

"Natürlich bin ich es leid, dass es immer wieder etwas gibt. Ich habe echt die Nase voll."

Schröcksnadel über die Langläufer

LAOLA1: Gregor Schlierenzauer pausiert im Weltcup und legt stattdessen Trainingseinheiten in Lillehammer ein …

Schröcksnadel: … ja, der wird halt Abstimmungsprobleme haben und will sie in Ruhe lösen.

LAOLA1: Sollte dafür nicht genug Zeit im Sommer gewesen sein?

Schröcksnadel: Das ist immer schwierig. Ein Wettkampf im Weltcup ist ein ganz anderes Thema als ein Sommer Grand Prix oder generell, wenn man auf der Matte trainiert. Ich glaube, es ist richtig, dass er jetzt trainieren geht.

LAOLA1: Hätte man demnach vor der Saison Schneesprünge absolvieren sollen?

Schröcksnadel: Naja, das weiß ich nicht, das ist aber auch Angelegenheit der Trainer. Sie haben sich eben so entschieden.

LAOLA1: An diesem Wochenende starten die Kombinierer und Biathleten in die Saison. Was trauen sie ihnen zu?

Schröcksnadel: Bei den Kombinierern erwarte ich mir natürlich einiges. Wir haben eine sehr gute Mannschaft, aber auch viele Junge. Bei den Biathleten sind wir sehr stark aufgestellt, da wollen wir natürlich Weltcuperfolge und Podestplätze. Die haben ja auch jedes Jahr eine WM, daher muss natürlich das Ziel sein, eine Medaille zu gewinnen.

LAOLA1: Sorgen bereiten wieder einmal die Langläufer, es gibt ein Verfahren gegen Harald Wurm. Gibt es diesbezüglich Neues zu vermelden?

Schröcksnadel: Nein, da gibt es keine neuen Erkenntnisse. Bis zur Klärung des Falles ist er einmal suspendiert.

LAOLA1: Können Sie sich eine Rückkehr von Wurm in den ÖSV vorstellen?

Schröcksnadel: Wenn nichts herauskommt, ist natürlich klar, dass er wieder einen Platz bei uns hat. Wenn aber etwas herauskommt, werden wir ganz sicherlich rigoros sein.

LAOLA1: In der Vergangenheit haben sie den Ausschluss der Langläufer als Option erwogen. Ist diese Idee wieder aktuell?

Schröcksnadel: Nein, das ist derzeit kein Thema. Wir werden den Langlauf-Bereich aber ganz neu angehen. Dazu kann ich jetzt noch nichts Konkretes sagen. Diese Saison werden wir natürlich durchziehen, wir werden uns aber ein Konzept überlegen, wie wir in Zukunft mit dem Langlauf umgehen werden. Natürlich bin ich es leid, dass es immer wieder etwas gibt. Ich habe echt die Nase voll.

LAOLA1: Kommen wir zu den Alpinen.

Schröcksnadel: Von denen habe ich nicht die Nase voll.

LAOLA1: Das ist bekannt. Bekannt ist auch, dass es schon früh in der Saison Rennabsagen in Levi begann. Kann man dem entgegensteuern?

Schröcksnadel: Die Sache mit Levi wäre ein ganz einfache Geschichte. Wenn ich heute in Kitzbühel auf der Resterhöhe in unseren Breitengraden FIS-Rennen durchführen kann, sollte das in Levi auch funktionieren. Die haben acht, neun Monate des Jahres Winter und wenn man mit ihnen redet, wollen sie keinen Schnee konservieren.

Die Kritik des Rechnungshofes an unserer Arbeit ist unberechtigt.

Schröcksnadel über den Rechnungshof

LAOLA1: Stichwort fehlendes Schneedepot.

Schröcksnadel: Genau. Die rechnen damit, dass es eh immer kalt ist, aber dem ist nun mal nicht so, wie wir jetzt gesehen haben.

LAOLA1: Der Klimawandel und der frühe Start in die Saison spielen keine Rolle?

Schröcksnadel: Mit dem Klimawandel, das glaube ich nicht. Man muss sich überlegen, dass wir leider schon sehr früh im Winter mit den Rennen im Gletscher anfangen. Früher war Val d’Isere das Kriterium des ersten Schnees, das war mitten im Dezember. Davor wurden gar keine Rennen gefahren. Jetzt wird alles nach vorne gezogen.

LAOLA1: Was ja nicht unwichtig ist für den Skimarkt.

Schröcksnadel: Freilich, aber du kannst halt auch nicht damit rechnen, dass der Winter so früh beginnt. Früher sind wir zu Weihnachten Skifahren gegangen und nicht früher. Der Winterbeginn ist ja nicht von ungefähr am 21. Dezember. Und dann wird davon geredet, dass die Winter nicht mehr gut sind. Sie sind gleich wie immer, nur beginnt er mal früher und mal später.

LAOLA1: In Nordamerika haben sie keine Probleme mit dem Schnee, am Wochenende starten die Herren in die Speed-Saison. Wen haben SIe auf der Rechnung?

Schröcksnadel: Wir wollen natürlich Podestplätze, weil wir eine sehr starke Mannschaft haben. Es gibt einen Reichelt Hannes, einen Matthias Mayer, einen Max Franz - wir haben ja sieben, acht gute Abfahrer, die alle aufs Stockerl fahren können.

LAOLA1: Abschließend noch eine Frage zu Ihrer Kritik am Rechnungshof. Muss es denn nicht erlaubt sein, kritisch zu hinterfragen, ob ein Investitionsvolumen von mehr als 400 Millionen Euro für eine zweiwöchige Ski-WM gerechtfertigt ist?

Schröcksnadel: Ich finde es ungerechtfertigt, denn die Investitionen sind nicht für den Skiverband gemacht worden. Die Investitionen sind in die Infrastruktur der Region geflossen.

LAOLA1: Die Kritik betrifft aber doch nicht nur den ÖSV, dabei geht es natürlich auch um das Land Steiermark als größten Geldgeber. Da muss es doch erlaubt sein, das auch zu hinterfragen.

Schröcksnadel: Nein, nein. Da muss ich mich raushalten. Wenn das Land Steiermark befindet, dass Investitionen, die ohnehin in den nächsten zehn, 15 Jahren angestanden wären, zu tätigen, dann hat das nichts mit uns zu tun. Die Straßen waren furchtbar, viele Dinge lagen im Argen. Das anlässlich einer WM vorzuziehen, ist Sache des Landes, hat aber mit dem Event des Skiverbandes gar nichts zu tun.

LAOLA1: Das millionenteure Medienzentrum kam aber der WM zugute.

Schröcksnadel: Wir hätten mit dem alten auch leben können. Wenn Schladming befindet, dass es für die WM ein neues Mediencenter will, geschieht das nicht auf unser Verlangen hin. Das ist ein großer Unterschied. Wir machen die WM, dafür brauchen wir Sportstätten. Die müssen immer zur Verfügung stehen. Die Kritik des Rechnungshofes an unserer Arbeit ist unberechtigt.

LAOLA1: Wie wollen Sie sich zur Wehr setzen?

Schröcksnadel: Da kann man leider nichts machen. Wenn es dem Rechnungshof nicht passt, was wir sagen, freuen wir uns aber auf eine Klage.

LAOLA1: Vielen Dank für das Gespräch.


Das Interview führte Christoph Nister

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