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Kraft will "Garmisch-Fluch" bei Tournee mit Humor bekämpfen

Garmisch-Patenkirchen war bisher kein guter Boden für Stefan Kraft bei der Vierschanzentournee. Das soll sich heuer aber ändern.

Kraft will Foto: © GEPA

In der Jägerrolle fühlt sich Stefan Kraft wohl. Der als Topfavorit angereiste Überflieger der Weltcupsaison findet sich nach dem Auftakt der 72. Vierschanzentournee in ebendieser wieder, nach dem dritten Platz in Oberstdorf hält sich der Rückstand des Salzburgers zum deutschen Spitzenreiter Andreas Wellinger in Grenzen.

"Zehn Punkte, das kann schnell gehen. Es ist auf keinen Fall verloren", sagt der 30-Jährige und blickt mit Humor auf das anstehende Neujahrsspringen.

Kraft: "Warte, dass sie das Springen endlich absagen"

Denn in Garmisch-Partenkirchen hat Kraft die Tournee schon mehrmals verloren, zuletzt sogar sechs Mal in Folge. Der "Garmisch-Fluch" scheint unüberwindbar, mit den Plätzen 31, 49, 13, 28, einem Quali-Aus sowie Rang 18 in der Vorsaison wurde der Absturz des rot-weiß-roten Hoffnungsträgers nach Silvester jüngst zur ungeliebten Tradition.

Deshalb sprach Kraft nach seinem 106. Weltcup-Stockerlplatz am Freitag einen Herzenswunsch aus. "Ich warte seit Jahren, dass sie das Springen endlich mal absagen", meint der 30-jährige Pongauer mit einem Augenzwinkern.

In Oberstdorf fehlte noch die Lockerheit

Auch die Erwartungshaltung des Tourneesiegers von 2014/15 war vor dem Neujahrsspringen schon mal größer. "Keiner erwartet sich da was von mir, ich selbst auch nicht. Da schauen wir dann einfach, was passiert", betont der Gesamtweltcupführende und grinst.

Er sei natürlich in einer Mega-Form, beim Auftakt in Oberstdorf fehlte dem fünffachen Saisonsieger nach der langen Weihnachtspause aber noch die nötige Gelassenheit. "Ich war noch ein wenig verkrampft, aber die letzte Lockerheit kommt mit Sicherheit von Station zu Station zurück", sagt Kraft.

Wellinger hofft auf "richtig geilen Kampf" um den Tourneesieg

Am Ruhetag am Samstag reisen die ÖSV-Adler weiter ins nächste Teamquartier am Riessersee, dort soll die nötige Energie für die nächsten Bewerbe in Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck (3. Jänner) sowie Bischofshofen (6. Jänner) getankt werden.

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"Ich werde mich perfekt vorbereiten und ein kleines Krafttraining machen, damit ich für die nächsten Stationen genug Power habe", erklärt Kraft.

Sein Rückstand auf Wellinger, der die Hoffnungen beim deutschen Nachbarn auf den ersten Tourneesieg seit 22 Jahren nährt, beträgt 10,4 Punkte oder knapp sechs Meter. Dem Japaner Ryoyu Kobayashi, Gesamtsieger 2018/19 und 2021/22, fehlen nur 3,0 Zähler auf den Leader.

"Wir drei haben uns ein bissl herauskristallisiert. Das nehme ich gerne, wenn es so weitergeht", betont Kraft. Wellinger sah es nach seinem ersten Tournee-Tagessieg ähnlich. "Ich hoffe, dass es ein richtig geiler Kampf wird", meint der Olympiasieger.

ÖSV-Adler in "guter Position"

Man dürfe sich keine Fehler erlauben, wusste Wellinger, "weil zehn Meter sind schnell mal gewonnen oder verloren". ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl tritt zufrieden die Weiterreise an, auch wenn seine Schützlinge vom Windpech verfolgt waren.

"Vergangenes Jahr war nach Oberstdorf schon alles vorbei. Jetzt sind wir in einer guten Position", sagt der Tiroler voller Optimismus und gibt einen Einblick in seine Gefühlswelt. "Man merkt, dass es für alle Beteiligten schon eine Anspannung ist. Ich bin normal nie nervös, heute war ich voll nervös. Es macht etwas mit dir."

Mit Blick auf die vergangenen Kraft-Abstürze in Garmisch-Partenkirchen zeigt sich Widhölzl zuversichtlich. "Grundsätzlich mag er die Schanze sehr gerne", meint der Coach, in den Trainings sei Kraft mit weniger Anlauf als bei der Tournee auch schon an die Hillsize gesprungen.

In den vergangenen Jahren habe er oft "All-in" gehen müssen, um etwas aufzuholen. "Das ist dann in die Hose gegangen. Das hat aber nichts mit der Schanze zu tun", betont der Tourneesieger von 1999/2000.

Widhölzl: "Nächste Station Garmisch, wieder Angriff"

Der Rest der Mannschaft sei in Oberstdorf auch "sehr gut" unterwegs gewesen. Die ÖSV-Adler haderten aber mit dem verhältnismäßig starken Rückenwind.

"Da kannst du nichts machen, ich hatte zweimal Pech, aber die Sprünge waren gut", bilanziert der Salzburger Jan Hörl nach seinem achten Platz. "Die Sprünge passen, die Form stimmt, ich fühle mich gut. Wenn alles zusammenpasst, reicht es sicher wieder für ganz vorne."

Widhölzl gibt jedenfalls die Marschroute vor: "Nächste Station Garmisch, wieder Angriff."

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