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Fatale Sturz-Serie im Weltcup: Das würde Kilde ändern

"Meine Verletzungen hätten weniger schlimm sein können, wenn wir mehr geschützt wären", sagt Aleksander Aamodt Kilde und richtet einen Appell an die FIS.

Fatale Sturz-Serie im Weltcup: Das würde Kilde ändern Foto: © GEPA

Es muss immer erst etwas passieren, damit etwas passiert.

Darauf hofft Aleksander Aamodt Kilde nach seinem schweren Sturz bei der Lauberhorn-Abfahrt in Wengen Anfang Jänner, bei dem er sich eine Schulter-Luxation und einen tiefen Schnitt an der Wade zugezogen hat.

Während sich der Norweger Schritt für Schritt zurück in ein normales Leben ohne Rollstuhl kämpfen muss, macht er sich Gedanken, welche Lehren nicht nur aus seinem Sturz gezogen werden können.

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"Wir haben diesen Winter viele Verletzungen erlebt, das wollen wir alle nicht haben", sagt Kilde und appelliert: "Wir müssen uns mit den handelnden Personen zusammensetzen und schauen, was wir besser machen können, damit unser Sport sicherer wird."

Der 31-Jährige wünscht sich, dass die Athleten mehr in Entscheidungen einbezogen werden.

Viel Programm, wenig Regeneration

Erster Ansatzpunkt ist für Kilde die Kalenderplanung bzw. Programmgestaltung an den Rennwochenenden.

"Es ist zu viel, was abgeht", sagt Kilde über die Belastung der Top-Läufer.

Diese müssen nicht nur Rennen fahren und Medientermine wahrnehmen, sondern abends oft auch ein intensives Programm mit Siegerehrung und Startnummern-Auslosung absolvieren.

"Wir haben jeden Abend Programm. Das ist ok, wenn es einen Tag lang ist, aber drei Tage in Serie, das geht irgendwann nicht mehr", merkt Kilde an.

Die Regenerations-Zeiten für die Spitzen-Athleten kommen zunehmend zu kurz. "Wir müssen am nächsten Tag Rennen fahren und die Leute erwarten, dass du gewinnst. Das macht viel Druck."

"Vielleicht ist mein Sturz Auslöser, etwas zu ändern."

Aleksander Aamodt Kilde

Ein weiterer Punkt, den Kilde anspricht, ist die Rennbekleidung.

Kreuzbandrisse oder Knochenbrüche werden durch bessere Schutzausrüstung wohl nicht verhindert werden können. Gefährliche Schnittverletzungen wie bei Kilde oder seinem Landsmann Aksel Lund Svindal, dem einst aufgrund einer tiefen Schnittwunde am Gesäß ein künstlicher Darmausgang gelegt werden musste, könnten hingegen abgemildert werden.

"Meine Verletzungen hätten weniger schlimm sein können, wenn wir mehr geschützt wären", sagt Kilde. "Natürlich würde es Sinn machen, über schnittfeste Rennanzüge, über Protektoren nachzudenken. Vielleicht ist mein Sturz Auslöser, etwas zu ändern."

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Diskussion um Airbag-Pflicht

Der Gewinner von 21 Weltcup-Rennen war bis zu seinem Sturz ohne Airbag unterwegs.

"Vielleicht ist es Zeit, das zu probieren", meint Kilde nun, sagt aber auch: "Der Einschlag war so heftig, ich glaube nicht, dass der Airbag mir geholfen hätte. Aber das ist schwierig zu sagen."

Ab der kommenden Saison 2024/25 soll der Airbag laut Plänen der FIS in den Speed-Disziplinen Abfahrt und Super-G verpflichtend eingeführt werden. Hierüber herrschen bei Athleten und Experten geteilte Meinungen.

"Das, was hauptsächlich durch diesen Airbag geschützt wird, ist der Oberkörperbereich", sagt etwa Felix Neureuther. In dem komme es aber kaum zu Verletzungen. Der Rücken sei zudem schon durch den Rückenprotektor geschützt.

ÖSV fordert Regeländerungen

Die zahlreichen Verletzungen im Weltcup im Allgemeinen sowie in der vergangenen Woche bei den Frauen-Rennen in Cortina d'Ampezzo im Speziellen haben auch beim Österreichischen Skiverband (ÖSV) zu einer Diskussion über Änderungsvorschläge geführt.

"Wir sind am Formulieren gewisser Regeländerungsanträge an die FIS, um unserer Verantwortung als Sportverband nachzukommen", erklärt ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer am Donnerstag in Wien.

Das Material werde von Jahr zu Jahr besser, die Risikobereitschaft steige von Jahr zu Jahr. Es gehe darum, die Geschwindigkeit zu reduzieren.

Auch der ÖSV würde bei den Rennanzügen oder der Ski-Präparierung ansetzen. "Wenn man Fluor misst, muss man auch den Kantenwinkel regulieren können", führt Scherer aus. "Da sind auch die Experten gefordert, hier Sorge zu tragen, dass das Verletzungsrisiko abnimmt, weil es uns im Image nicht förderlich ist und auch schadet. Es ist nicht gut, wenn wir so viele Verletzte haben."

Da sind sich wohl alle einig.

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