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Kuttin: Schlierenzauer "nicht einmal Mittelmaß"

ÖSV-Cheftrainer spricht offen Klartext. Schlierenzauer fordert Änderungen:

Kuttin: Schlierenzauer Foto: © GEPA

Österreichs Skispringer flogen auch im Teambewerb mit Rang vier an einer Medaille vorbei und verlassen Südkorea ohne Edelmetall.

Damit gehen die ÖSV-Adler zum dritten Mal nach 1988 und 2002 bei Olympischen Spielen komplett leer aus.

„Wir wollten überraschen, das ist uns nicht gelungen. Es tut weh, wenn wir im Team so weit weg sind. Es ist besorgniserregend“, sagt ÖSV-Cheftrainer Heinz Kuttin im "ORF".

Nicht weniger als 94 Punkte fehlten Österreich am Ende auf die Bronze-Medaille. Mit Olympiasieger Norwegen, Deutschland und Polen konnte das rot-weiß-rote Quartett Stefan Kraft, Manuel Fettner, Gregor Schlierenzauer und Michael Hayböck bei Weitem nicht mithalten.

„Wir sind im Team nicht kompakt, die Kluft zu Norwegen, Deutschland und Polen ist im Laufe der Saison immer größer geworden“, weiß auch Kuttin.

Kuttin: "Die träumen nur von ganz oben"

Der Kärntner, seit 2014 Cheftrainer im ÖSV, findet nach dem Teambewerb ungewohnt offene und kritische Worte für zwei seiner Springer.

"Beschämend. Ganz einfach. Michael Hayböck und Stefan Kraft muss ich wirklich hervorheben. Die zwei Burschen tun mir leid. Und Manuel Fettner und Gregor Schlierenzauer... Was sie zurzeit machen, gefällt uns gar nicht. Sie zeigen im Wettkampf nicht die Leistung vom Training. Wenn es drauf ankommt, haben sie die Leistung nicht gebracht. Trotz so viel Routine bringen sie es nicht auf den Punkt“, moniert Kuttin.

Schlierenzauer und Fettner hätten schon während der Tournee das Vertrauen bekommen, alle möglichen Vorbereitungsprogramme und Kurse gehabt. "Dann springen sie im Training hier teilweise sehr gut, sind mit Plätzen wie sechs, sieben, acht nicht zufrieden. Dann kommt der Wettkampf und dann hupfen sie - Entschuldigung - das ist nicht einmal Mittelmaß, das verstehe ich nicht."

Man habe vor dem letzten Bewerb der Spiele in Südkorea gewusst, dass man nur positiv überraschen könne, da müsse aber jeder um die 130 Meter weit springen. "Aber da waren wir mit den zwei Leuten leider weit weg. Da bin ich mehr als enttäuscht“, sagt Kuttin. „Was einige zeigen ist zu wenig. Die träumen immer nur von ganz oben.“

Kuttin kündigt Konsequenzen an

Nach der nächsten Enttäuschung in dieser Saison – schon bei der Vierschanzen-Tournee und der Skiflug-WM ging Österreich leer aus – denkt Kuttin nun über Konsequenzen nach.

„Irgendwann muss man auch auf die Jungen schauen, das wird jetzt passieren“, deutet Kuttin eine Änderung im Team bei den nächsten Weltcup-Springen an. „Es wird Maßnahmen geben und die werden mit mir auch sicher umgesetzt", erklärt der ÖSV-Funktionär, der dies allerdings erst wieder in Österreich bekanntgeben will.

Kuttin lässt durchblicken, dass im Team doch "dicke Luft" herrscht. Darauf angesprochen, dass die Athleten eigentlich geschlossen von gutem Team-Spirit sprechen, meint Kuttin: "Da ist sehr viel gespielt. Wenn ich dann die Bilder im Fernsehen wieder sehe, dann stimmt vieles nicht. Da kann man nicht zufrieden sein, mit solchen Leistungen und dementsprechend werden wir auch agieren in Zukunft."

Störfaktor gebe es keinen im Team, versichert er, aber: "Wenn nicht alles gut ist, dann gibt es Diskussionen. Jeder sieht es ein bisserl anders, und jeder ist gescheiter."

Vettori äußert sich zur Trainer-Diskussion

Der Sportliche Leiter für Kombination und Skispringen, Ernst Vettori, wirkt ratlos. "Wir probieren seit der Tournee, irgendwas zu tun. Die Dinge sind teilweise ausgereizt. Wir tun es wirklich nicht zu Fleiß. Wir haben eine verkorkste Saison, wir probieren es jedes Mal wieder, uns aufzurichten."

Kuttin spricht in seiner Analyse einmal mehr die fehlende Lockerheit seiner Springer an: „Wir haben einen guten Speed und gute Anzüge, was uns fehlt ist die Lockerheit.“

Gregor Schlierenzauer spricht bei seiner Analyse auch von Änderungen, die nötig sind. Auf Nachfrage meint er: "Das sind gefährliche Fragen, weil ich da sehr emotional bin und ich habe mir da schon einmal die Finger verbrannt. Da müssen wir uns alle bei der Nase nehmen, das Ganze akribisch analysieren."

Der 53-fache Weltcupsieger ist der Meinung, man müsse einen Plan zurechtlegen, brauche eine Klarheit und Vision, wie es ausschauen muss. Ob es diese Vision im Trainerstab momentan nicht gibt? "Da gebe ich jetzt keine Antwort drauf."

In der Öffentlichkeit werden die Rufe nach einem Trainerwechsel im ÖSV-Team immer lauter.

„Ich hinterfrage meine Arbeit, ich bin der Kopf des Teams“, sagt Kuttin. Vettori stellt klar: "Ja, die Sachen werden sicherlich überlegt, aber jetzt müssen wir einmal die Saison fertig machen."

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