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Vor Ungarn-Duell: Diese Punkte prägen Österreichs WM

Bernd Freimüller zieht vor dem letzten WM-Gruppenspiel ein Zwischenfazit. Drei Auffälligkeiten hat der LAOLA1-Experte bemerkt:

Vor Ungarn-Duell: Diese Punkte prägen Österreichs WM Foto: © GEPA

Noch heißt es abwarten, um das Wort-Case-Szenario abzuwenden - Deutschland muss gegen Ungarn (Sonntag, 15:20 Uhr im LIVE-Ticker) zumindest einen Punkt holen, damit das ÖEHV-Team am Montag gegen die Magyaren (19:20 Uhr im LIVE-Ticker und auf ORF Sport +) in ein Abstiegsspiel geht.

Es folgen also noch ein paar Stunden des Bangens, ob das DEB-Team die klare Favoritenrolle erfüllen kann.

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller mit einem Blick zurück auf die Auffälligkeiten in den bisherigen sechs ÖEHV-Spielen:

Punktemangel

Ein Punkt bisher aus dem Auftaktspiel gegen Frankreich, maximal sind also vier Zähler möglich. Damit würde man zwischen den Abschneiden der letzten WMs - Bratislava (1 Punkt) und Tampere (7) liegen, was auch die Leistungen bei diesen Turnieren widerspiegelt.

Hätten es mehr sein können? Ja und nein - ein 2:6 gegen Dänemark kann schwer als moralischer Sieg reklamiert werden, auch wenn das Spiel weit knapper war. Gegen Deutschland (2:4) und Finnland (1:3) fielen die Entscheidungen erst in der Schlussphase, einerseits durch einen Empty Netter, andrerseits durch ein Tor, das erst durch die Videokontrolle (und da eher zweifelhaft) musste.  

Beide Gegner waren nicht gerade übermächtig, es reichte aber doch, wobei vor allem das Deutschland-Spiel stark schmerzte. Viele Chancen vergeben, andrerseits auch viele Abwehr- und Torhüterfehler - das reicht halt auch für ein relativ kraftloses DEB-Team nicht, bei dem gar nicht die Top Guns das Spiel entscheiden mussten.

Lediglich das 0:5 gegen Schweden und das 1:4 gegen die USA waren klare Angelegenheiten, auch wenn vom Auftreten und Ergebnis keineswegs so debakulös wie in Bratislava. Aber unter dem Strich bleibt ein Punkt, einer mehr als Slowenien zur Stunde in der Parallelgruppe, aber trotz teilweise brauchbarer Leistungen zu wenig.

Taktische Auf und Abs

Bezeichnend für die Gesamtleistungen sind auch einzelne Szenen im Positionsspiel, wo das Team von solide bis vogelwild herumwaberte.

Ein Tiefpunkt dabei der dritte Gegentreffer gegen Deutschland: Wojtech Stachowiak (mit einer guten WM, aber sicher kein Solokünstler) fährt im österreichischen Drittel von der verlängerten Torlinie über den Bully-Kreis die rechte Bande entlang. Steven Strong verfolgt ihn länger ("contains him" im taktischen Sprachgebrauch), übergibt ihn dann an der blauen Linie: Nur: Thomas Raffl befindet sich völlig im Niemandsland, will mit Stachowiak ebenso wenig zu tun haben wie Lucas Thaler auf der anderen Seite, der nur mit dem Stock in die Gegend deutet. David Meier - etatmäßig rechter Defender - steht festgefroren in der Mitte des Eises, auch ohne jeglichen Plan. Stachowiak findet dadurch natürlich endlos Raum vor, kann vors Tor ziehen, wo sich wieder einmal eine Lücke zwischen den Beinen Kickerts auftut. Nur Strong und Benjamin Nissner, der vor dem Tor Justin Schütz bearbeitete, waren in dieser Szene entschuldigt, der Rest völlig geistesabwesend und das Resultat ein Gegentor, wie es selbst im Nachwuchsbereich nicht vorkommen dürfte. Die Körpersprache der Österreicher nach dem Tor bestätigte dies nur.

Das Gegenstück dazu - und es braucht nicht immer Tore und Gegentore für auffällige Szenen - das Spiel gegen Finnland: Faceoff im gegnerischen Drittel, rechte Seite. Vor Ausführung zeigt Marco Rossi zu David Reinbacher, der sich eher gegen die Mitte des Eises orientierte: "Komme weiter zur Seitenbande, die Scheibe kommt dorthin." Gesagt, getan, Rossi versucht das Bully nicht nach hinten zu gewinnen, sondern geht mit der Scheibe seitlich, spielt dann einen kontrollierten Pass auf Reinbacher. Der wiederum passt als Rechtsschütze problemlos ("rimmed") die Bande entlang auf Dominic Zwerger, der inzwischen hinter dem Tor aufgetaucht war, sofort auf Rossi, der den Slot aufgesucht hatte, passte - alles wie aufgemalt, leider ohne Torerfolg.

Zeitweise mit geistigen Aussetzern, dann wieder mit solchen Lehrbuchangriffen - das beschreibt das Spiel der Österreich bei dieser WM, wo noch am ehesten gegen Finnland die Konzentration über 60 Minuten hochgehalten wurde.

Umstellungen

Gefühlt nahmen Teamchef Roger Bader und seine Assistenten, von denen Harry Lange und Arno Del Curto hinter der Bande sehr aktiv agieren, viele Umstellungen in den Reihen vor. War es wirklich so?

Grundsätzlich: Die Sturmreihen bzw. Verteidigerpaare änderten sich wirklich von Spiel zu Spiel, allerdings nicht krass. Bei den Defendern sorgte natürlich der Ausfall von David Reinbacher für drei Spiele für Umstellungen, der äußerst wackelige Philipp Wimmer hatte damit einen Stammplatz, allerdings mit limitierter Eiszeit.

Die Paare Heinrich-Zündel und Wolf-Nickl änderten sich nie, Reinbacher war immer mit Brunner zusammengespannt. Strong-Maier wäre ein weiteres Pärchen gewesen, wobei Strong gegen Schweden einen Ruhetag bekam. Unter den Defendern war also Konstanz angesagt.

Im Angriff spielten zwei Paare immer zusammen - Raffl (saß nur das Finnland-Spiel aus) und Nissner, Zwerger und Rossi. Schneider wechselte nach drei Spielen von der Nissner- in die Rossi-Formation, Thaler übernahm für ihn. Zu Ganahl und Haudum (ein weiteres Pärchen) gesellten sich Henrik Neubauer oder Mario Huber, gegen Finnland stand Ganahl neben Achermann und Neubauer. Diese vierte Linie machte die meisten Umstellungen durch - Achermann war gegen die USA Zuschauer, für ihn übernahm Ali Wukovits in der Mitte. Dieser spielte dort sonst am Flügel, dazu kam noch Paul Huber, der gegen Finnland ebenfalls höher spielte wie Wukovits (Ganahl eben in der vierten Linie, Raffl mit Off-Day).

Sehr konstant die Special Teams: Die erste (starke) PP-Formation war mit Heinrich am Point, Schneider und Rossi an den Flanken, sowie mittig Nissner und Raffl besetzt. Im zweiten Unit waren Zwerger, Mario Huber und Haudum Fixpunkte, Ganahl übernahm als Bumper von Neubauer, Maier vertrat Reinbacher. Erwarte bei Strafen gegen Ungarn vor allem die erste Formation mit viel Eiszeit.

In Unterlegenheit erste Wahl: Achermann-Paul Huber, Wukovits-Ganahl, danach Nissner-Raffl und mit kürzeren Auftritten Thaler, Rossi, Mario Huber und Neubauer. Strong-Maier und Wolf-Nickl sind hier die erste Wahl, Brunner-Zündel danach. Heinrich (gar nicht) und Reinbacher (gegen Finnland) sollten sich für ihre offensive Rollen ausruhen.

Überraschend, dass David Madlener gegen Finnland im Tor stand und nicht turnusmäßig Bernhard Starkbaum. Der soll sich offenbar auf das Ungarn-Spiel vorbereiten, Madlener agierte in seinem ersten WM-Spiel seit 2018 sehr solide.


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