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Die Eindrücke der U18-Weltmeisterschaften

Bernd Freimüller über die U18-WMs: Wer fiel auf? Wie schlug sich Österreich?

Die Eindrücke der U18-Weltmeisterschaften

24 Spiele in 16 Tagen - Reisestress, aber drei U18-Weltmeisterschaften als Chance, den besten Eishockey-Nachwuchs der Welt zu sehen.

Ein Blick auf 22 Teams und die unterschiedlichen Levels im Junioren-Eishockey:

A-WM: 13.-23. April in Poprad und Spisska Nova Ves (Slowakei)

10 Teams
Absteiger: Lettland
Anwesende NHL-Scouts: Etwa 180
Wie viele Spieler könnten im nächsten Juni gedraftet werden: 50-60

B-WM: 7.-13. April in Bled (Slowenien)

6 Teams
Aufsteiger: Frankreich
Absteiger: Ungarn
Anwesende NHL-Scouts: Etwa 35
Wie viele Spieler könnten im nächsten Juni gedraftet werden: 3

C-WM: 15.-21. April in Bled (Slowenien)

6 Teams
Aufsteiger: Slowenien
Absteiger: Polen
Anwesende NHL-Scouts: 1 (Washington Capitals)
Wie viele Spieler könnten im nächsten Juni gedraftet werden: 0

A-WM als Abschluss des Scouting-Jahres

Die A-WM ist immer der Jahres-Abschluss für die NHL-Scouts, jedes Team ist mit mehreren Mann vor Ort vertreten. Dies ist für viele nordamerikanische Talente-Späher auch oft die erste Chance, einige der europäischen Top-Cracks zu sehen. Umgekehrt können die europäischen Scouts einige kanadische Cracks zum ersten oder zum letzten Mal unter die Lupe nehmen. Wichtiges Crossover-Scouting also, das für die Erstellung der finalen Liste einer NHL-Organisation unerlässlich ist. Das Team USA hingegen bestritt schon zuvor zwei Turniere in Europa.

Noch ein kategorischer Unterschied zwischen den beiden nordamerikanischen Teams: Kanada tritt beim Ivan-Hlinka-Turnier zu Saisonbeginn immer mit dem stärksten Team an, bei der WM fehlen die Playoff-Teilnehmer der Junioren-Liga. Bei den USA ist es genau umgekehrt: Beim "Hlinka" werden einige Spieler getestet, die nicht zum im Plymouth basierten US-Programm gehören. Lediglich fünf Spieler nahmen an beiden Turnieren teil.

Das Level einer A-WM scheint von Jahr zu Jahr höher zu werden, obwohl das heurige Draft-Jahr kein gutes ist. Zahlreiche dieser Spieler werden sich in den nächsten Jahren in der NHL wiederfinden, und ein Trend stach auch in der Slowakei ins Auge: Die Zeit der großen unbeweglichen Defender ist vorbei - kleine, mobile Transition-Spieler sind der Trend, Cracks wie Quinton Hughes (USA), Erik Brannström und Timothy Liljegren (Schweden) oder Miro Heiskinen (er bringt auch Größe mit) skaten wie der Wind und verlagern das Geschehen so schnell aus der eigenen Zone.

Überhaupt sind kaum mehr schwache Eisläufer bei den Top-Nationen zu finden, ohne flinke Beine geht man bei diesem Turnier unter. Die USA hatten im Finale die durchaus starken Finnen auf süß, das 4:1 bedeutete die siebte Goldmedaille in den letzten neun Jahren! Gegen die US-Boys wirkten die klobigen Kanadier, die im Viertelfinale gegen Schweden mit 3:7 untergingen, wie Dinosaurier.


Roger Bader über die Gegner bei der B-WM:

(Text wird unterhalb fortgesetzt)


Top-8 - und dann lange nichts

Die Abstiegs-Duelle zwischen Weißrussland und Lettland (beide in der Vorrunde punktelos) sind für übersättigte NHL-Scouts (die meisten von ihnen überschreiten in einer Saison die 200-Spiele-Grenze) oft Hardcore.

Die Top-8 der Welt haben sich auf dem Junioren-Niveau über die Jahre festgefahren, auch die Slowakei dürfte ihre dunkelsten Zeiten überwunden haben. Weißrussland, Lettland und Dänemark sind Pendler-Teams, Norwegen ist zuletzt etwas zurückgefallen. Dass Frankreich heuer sowohl mit der U18, als auch der U20 in die A-Gruppe aufstieg, beweist, dass dort in letzter Zeit vieles richtig gemacht wurde. Auch Kasachstan ist nach Jahren des Dahin-Darbens wieder im leichten Aufwind.

Deutschland hingegen – über Jahre DAS Fahrstuhlteam im Nachwuchs-Eishockey – wird von Jahr zu Jahr schwächer, sie gewannen heuer bei der B-WM nur das Spiel gegen den punktelosen Absteiger Ungarn.

Drei gute Cracks bei B-WM

Wie bei den Spielen zwischen Weißrussland und Lettland stöhnten die Scouts auch bei der B-WM über das Niveau der Spiele dort, das liegt natürlich im Auge des Betrachters. Der Besuch dieses Turniers ist jedoch eine Pflicht für sie, einige Teams reisten sogar mit mehreren Scouts an. Der Grund dafür: Sie wollten Spieler wie die beiden Dänen Malte Setkov und Jonas Röndbjerg nochmals sehen, sie spielten bereits bei der U20-A-WM. Auch wichtig als Follow-up-Report: Frankreichs Center Alexandre Texier, zuletzt im Februar in Graz sogar beim Seniorenteam im Einsatz. Röndbjerg und Texier sollten sichere Draftpicks sein.

Nach zwei Tagen bei einem B-Turnier ziehen die Scouts gleich weiter, nur der Vertreter der Washington Capitals nahm noch den ersten Tag des C-Turniers mit. Kein Wunder: Ein Team wie A-Gruppen-Absteiger Lettland, von dem wohl kaum ein Crack gedraftet wird, würde die C-Teams schlagen, ohne dabei ins Schwitzen zu kommen.

Österreich: Große Chance zum Aufstieg verpasst

Zum rot-weiß-roten Team: Mit einem zweiten Endrang bei der C-WM wurde der Wiederaufstieg verpasst. Ausgerechnet gegen Absteiger Polen und die ebenfalls nicht gerade starken Italiener wurden die nötigen Punkte liegengelassen, Aufsteiger Slowenien dagegen mit 4:3 bezwungen. Doch inklusive der beiden Testspiele gegen Polen lieferte das Team von Coach Andi Brucker kein einzig souveränes Spiel ab. Alle Siege fielen mit lediglich einem Tor Differenz aus, gegen Japan und Polen musste überhaupt erst die Overtime her.

Insgesamt 14 Tore in fünf Spielen waren der zweitschwächste Wert des Turniers, das spiegelte sich auch in den Einzel-Leistungen wieder. Die gesamte offensive Last hing an der Paradelinie um Marcel Zitz, Benjamin Baumgartner und Center Marco Rossi. Rossi, einer von lediglich zwei 2001 geborenen Cracks bei allen drei Turnieren (Deutschlands Moritz Seider war der andere), wurde auch gleich zum Topscorer des Teams und gab einen Vorgeschmack darauf, was von ihm in den nächsten Jahren zu erwarten ist.

Rossis Spielwitz, die Dynamik von Baumgartner und Zitz sowie die brave Rollenarbeit von Cracks wie Rene Tröthan oder Jakub Mitsch waren positiv hervorzuheben. Benjamin Lanzinger, eine Goalgetter-Hoffnung, ließ dagegen ebenso aus wie das Caps-Duo Fabio Artner und Alexander Maxa, die keinerlei Torpräsenz aufwiesen. Julian Pusnik konnte mit zwei späten Toren eine bis dahin sehr schwerfällige Leistung nur teilweise aufwerten.

In der Defensive waren wie erwartet Schweden-Legionär David Maier, Lukas Schreier und Julian Payr (Davos) die einzigen Puckmover, die beiden letzteren habe ich aber auch schon besser gesehen.

Die Kombination des durchschnittlichen 99er- und des sehr guten 2000er-Jahrganges bekamen also den Aufstieg nicht gebacken, doch neues Jahr, neue Chance: Der ÖEHV will sich mit dem Standort St. Pölten um die Ausrichtung des nächstjährigen Turnieres bewerben. Die Kombination 2000/2001 vereint dann auch zwei sehr starke Jahrgänge, eine derart große Chance auf den Aufstieg in die B-Gruppe und damit die Top-16 der Welt wird so schnell nicht wiederkommen…

Noch zwei Kuriosa

Wer sich fragt, warum erstmals in der Geschichte gleich zwei Turniere an einem Ort stattfanden: Für die B-WM fand sich kein Veranstalter, so dass Slowenien mit Bled dieses Turnier gleich mitübernahm.

Bemerkenswert: Als einzige europäische Organisation stellte die Red Bull Academy Spieler in allen drei Turnieren: Marek Pospisil (Slowakei), Benjamin Beck und Sebastian Streu (Deutschland) sowie die Österreicher Lukas Schreier, Marcel Zitz, Patrick Stückler, Elias Wallenta und Niklas Gehringer.

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