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Was geschah zwischen Kapfenberg und Wien?

Bernd Freimüller blickt auf die Geschichte der Junioren-WM zurück. Scouting Report:

Was geschah zwischen Kapfenberg und Wien?

Den österreichischen Eishockeyfans steht ein vorweihnachtliches Fest ins Haus:

Vom 13. – 19. Dezember steigt in Wien die Junioren-WM der Division I, Gruppe A.

Was verbirgt sich hinter diesem sperrigen Namen und warum ist dieses Turnier ein Pflichttermin für Fans, Coaches und Funktionäre?

Erstes Kennenlernen

Bis auf eine U20-WM in Sheffield, die für mich aus Kostengründen (Lockout!) flachfiel, kann ich mich an keine Weltmeisterschaft in den letzten 15 Jahren erinnern, bei der ich nicht dabei war.

Die U18-WMs sind oft das erste Kennenlernen der rot-weiß-roten Cracks, aber die U20-WMs sind dann schon weit näher am Erwachseneneishockey dran.

Ein Rückblick auf einige Turniere und die dabei herausragenden Cracks.

2014: 14. – 20. Dezember, Asiago (ITA)
Endstand: BLR-NOR-LAT-ITA-AUT-SLO

Gottseidank war das Wetter im letzten Dezember noch frühlingshaft, denn die Fahrt ins italienische Asiago wäre bei Schneefall kaum zu bewältigen gewesen. Im ersten Turnier unter Roger Bader gingen die ersten beiden Spiele gegen Lettland und Norwegen erwartungsgemäß verloren, das 4:5 nach Overtime gegen Italien war nach einer 4:1-Führung aber ein Selbstfaller. Thomas Stroj stabilisierte die bis dahin wechselhaften Goalieleistungen gegen Slowenien, der 7:3-Sieg bedeutete dann den Klassenerhalt. Ein aberkannter Last-Second-Treffer von Lukas Haudum bei der 4:5-Overtime-Niederlage gegen Weißrussland brachte das Team dann um den vierten Platz.

Sowohl die Torhüter- als auch die Verteidigungsleistungen (Thomas Vallant und Philipp Lindner als Platzhirsche) waren eher wechselhaft. Mit Mario Huber, Marco Richter (beide heute in Übersee), Lukas Haudum und Stefan Gaffal standen aber gute Offensivkräfte zur Verfügung, vor allem Haudum als zweitjüngster Spieler überzeugte.

Coach: Roger Bader

Bekannteste Spieler: Mario Huber, Mario Richter, Florian Baltram, Lukas Haudum, Dominic Hackl, Thomas Vallant

Stars der Gegner: Joachim Ramoser (ITA, heute Red Bull München)

 

2013: 15. – 21. Dezember, Sanok (POL)
Endstand: DEN-LAT-BLR-AUT-SLO-POL

Das polnische Sanok war ein weiter Trip aus Wien, der vierte Platz war aber die beste Platzierung der letzten Jahre. Die Niederlagen gegen Dänemark (1:3), Weißrussland (1:4) und Lettland (0:3) sahen auf dem Papier zwar knapp aus, der einzige Grund dafür war aber Goalie David Kickert, dessen Leistungen ihm auch Nachfolgebesuche von NHL-Scouts in Wien bescherten. Doch das Team von Dieter Kalt schlug in den richtigen Spielen zu, das 5:3 gegen Slowenien und das 3:1 gegen Polen sorgten für den ungefährdeten Klassenerhalt. Ein ähnlicher Turnierverlauf könnte heuer auch als Blaupause herhalten, erst warten mit Lettland, Norwegen und Deutschland drei starke Gegner, danach kommen Italien und Aufsteiger Kasachstan in unserer Kragenweite.

Neben dem überragenden Kickert (bester Goalie des Turniers) noch erinnerungswürdig: Mit Christoph Duller, Layne Viveiros, Patrick Peter, Lindner und dem blutjungen Bernd Wolf eigentlich die beste Defensive der letzten Jahre, vorne mit Ali Wukovits, Alexander Cijan, Richter und Huber auch bekannte Namen. Von den gleich sieben Klagenfurtern im Team spielen heute Michal Filipic und Patrick Berr nicht mehr im Profi-Eishockey

Coach: Dieter Kalt

Bekannteste Spieler: David Kickert, Layne Viveiros, Philipp Lindner, Ali Wukovits, Alexander Cijan, Patrick Peter

Stars der Gegner: Oliver Bjorkstrand (DEN, Columbus-Draftpick, heute AHL), Edgars Kulda (Arizona-Draftpick, heute Dynamo Riga), Nikolaj Ehlers (heute Winnipeg Jets, NHL)

 

2012: 9. – 15. Dezember, Amiens (FRA)
Endstand: NOR-BLR-DEN-SLO-AUT-FRA
Amiens in Frankreich war ein pittoresker Rahmen, das Turnier aber eine schweißtreibende Angelegenheit. Unter Jason O`Leary gingen die ersten vier Partien allesamt verloren, das 3:4 nach Overtime gegen Slowenien - mit dem Ausgleich 19 Sekunden vor Schluss - sorgte für ein Abstiegsendspiel gegen die Gastgeber. Der 6:3-Sieg wurde erst im letzten Drittel festgezurrt, überragend nicht nur in diesem Spiel: Johannes Bischofberger (sechs Tore). Neben Layne kam auch Bruder Landan Viveros zu seinem einzigen WM-Turnier, er hat allerdings wie Verteidigerkollege Nicolas Paul seine Karriere inzwischen beendet. Heute noch geläufige Namen neben Kickert, Duller, Peter, Cijan: Alexander Rauchenwald, Niklas Mayrhauser, Bernhard Fechtig und Philipp Kreuzer. Insgesamt eine Punktlandung in einem durchwachsenen Turnier.

Coach: Jason O‘Leary

Bekannteste Spieler: David Kickert, Christoph Duller, Patrick Peter, Alexander Cijan, Alexander Rauchenwald

Stars der Gegner: Luka Gracnar (SLO, Red Bull Salzburg), Thomas Spelling (DEN, Rangers-Draftpick, DEN-Nationalteam)

 

2011: 11. – 17. Dezember, Garmisch-Partenkirchen (GER)
Endstand: GER-BLR-NOR-SLO-AUT-GBR

Das Olympia-Eiszentrum in Garmisch-Partenkirchern, anläßlich der Olympischen Spiele 1936 erbaut, gehört zu den Must-Sees für europäische Eishockeyfans. Das Turnier selbst bedeutete wieder ein Zittern bis zum letzten Spiel, da das Auftaktspiel gegen Slowenien im Shoot-Out verloren wurde. Gegen Deutschland (2:11!), Norwegen und Belarus gab es klare Packungen für das Team von Christian Weber, mit einem 3:1 gegen Großbritannien gelang der Klassenerhalt.

Interessant: Konstantin Komarek blieb bei seiner dritten WM punktelos, Schlüsselspieler in der Offensive war der von Weber sehr geförderte Patrick Obrist. Markus Pöck sowie das Villacher Sturmduo Marius Göhringer und Patrick Platzer sind heute in der EBEL tätig, ebenso Verteidiger Clemens Unterweger. Im Tor wechselten sich Wolf Imrich und Thomas Dechel ab.

Coach: Christian Weber

Bekannteste Spieler: Thomas Dechel, Clemens Unterweger, Marius Göhringer, Patrick Platzer, Markus Pöck, Patrik Oberst

Stars der Gegner: Tobias Rieder (GER, heute Arizona Coyotes, NHL), Marcel Noebels (GER, Flyers-Draftpick, heute Eisbären Berlin), Konrad Abeltshauser (Sharks-Draftpick, heute AHL)

 

2010: 12. – 18. Dezember, Bled (SLO)
Endstand: DEN-SLO-AUT-KAZ-CRO-LTU

Das letzte Turnier im alten Modus, seit der Saison 2002/03 wurde in zwei Sechsergruppen parallel gespielt. Der dritte Platz musste her, um die neue „B-Gruppe“ zu erreichen, das gelang im slowenischen Bled mit Siegen gegen Litauen, Kasachstan und Kroatien gleich in den ersten drei Spielen. Ein 2:3 gegen Slowenien verhinderte schon vor dem 5:8 gegen Dänemark ein Schielen auf den Wiederaufstieg in die Top Division. Beim letzten Turnier unter Langzeitcoach Didi Werfring waren Kevin Puschnik (11 Punkte) und Komarek (10) die Topscorer, Niki Hartl, Fabio Hofer, Marco Brucker und der heute in der ECHL tätige Peter Schneider gehörten zu den Teamstützen. An das Goalieduo Christoph Lindenhofer/Andreas Brenkusch habe ich keine guten Erinnerungen.

Coach: Dieter Werfring

Bekannteste Spieler: Niki Hartl, Fabio Hofer, Konstantin Komarek, Marco Brucker

 

2009: 26. 12. 2009 – 5. 1. 2010, Saskatoon & Regina (CAN)

Das letzte Mal in der Top Division und das noch im Mutterland des Eishockeys. Ein unvergessliches Ereignis für alle Beteiligen, der Abstieg war trotz guter Leistungen aber unvermeidlich. Bei den Gruppenspielen in Regina wurde unser Team als Außenseiter in den Spielen gegen Russland (2:6), Schweden (3:7), Tschechien (1:7) und Finnland (1:10) stürmisch angefeuert. In Saskatoon in der Abstiegsrunde forderte das Team von Didi Werfring die Slowaken beim 2:3 bis zum Schluss, ein durchaus möglicher Sieg hätte unseren Nachbarn den Abstieg beschert. Bei den Slowaken dabei: Die heutigen NHLer Tomas Tatar, Richard Panik (beide trafen) und Martin Marincin. Beim abschließenden 4:6 gegen Lettland war dann aber schon die Luft draußen.

Topscorer für Österreich? Dominique Heinrich, damals noch als Stürmer aktiv. Ebenfalls herausragend: Konstantin Komarek und Andreas Kristler. Im Tor stand Lorenz Hirn, Alexander Pallestrang, Fabian Scholz, Stefan Ulmer und Florian Mühlstein sind vier noch heute tätige EBEL-Defender.

Coach: Dieter Werfring

Bekannteste Spieler: Alexander Pallestrang, Florian Mühlstein, Dominique Heinrich (damals noch als Stürmer), Stefan Ulmer, Fabio Hofer, Konstantin Komarek, Andreas Kristler

 

2008: 15. – 21. Dezember, Aalborg (DEN)

Der letzte Aufstieg und ein tief besetztes Team: Stefan Bacher, Robert Lembacher, Daniel Mitterdorfer, Fabian Scholz, Ulmer, Mühlstein und Pallestrang in der Abwehr, Mario Fischer, Raphael Herburger, Michael Schiechl, Thomas Hundertpfund, Markus Pirmann, Alexander Feichtner, Heinrich und Kristler im Angriff, Martin Schumnig fiel mit einer Gehirnerschütterung sogar noch aus. Didi Werfring hatte immer entweder Bacher oder den überragenden Ulmer auf dem Eis, bei beiden hätte ich damals auf sichere A-Team-Nationalspieler getippt. Das 8:3 im entscheidenden Spiel gegen Gastgeber Dänemark in Aalborg war das wohl beste Spiel einer U20-Nationalmannschaft, insgesamt standen 13 Punkte aus fünf Spielen und ein Torverhältnis von 28:9 zu Buche. Bei Dänemark stand mit Frederik Andersen ein heutiger NHLer im Tor, Montreals Lars Eller zog damals entnervt eine Strafe nach der anderen. Leider konnte der Großteil des Teams aus Altersgründen die A-Gruppe nicht erleben.

Coach: Dieter Werfring

Bei Österreich fast alles spätere EBEL- oder Nationalspieler, darunter Stefan Bacher, Stefan Ulmer, Robert Lembacher, Alexander Pallestrang, Daniel Mitterdorfer, Florian Mühlstein, Mario Fischer, Raphael Herburger, Michael Schiechl, Thomas Hundertpfund, Andreas Kristler, Dominque Heinrich, Markus Pirmann

 

2007: 2. Platz in Bad Tölz

Dieses Team könnte noch tiefer besetzt gewesen sein als das im Jahr darauf, leider setzte sich Gastgeber Deutschland in Bad Tölz im entscheidenen Spiel mit 6:3 durch. Neben Bacher, Mitterdorfer, Schumnig, Scholz, S. Ulmer, Fischer, Herburger, Schiechl mit dabei: Goalie Rene Swette, die Geier-Brüder, Robert Lembacher, Kristof Reinthaler, Daniel Oberkofler, Martin Ulmer und nicht zuletzt der heutige Flyer Michi Raffl. Insgesamt 16 heutige EBELer oder Legionäre!

Coach: Dieter Werfring.

Bekannteste Spieler: Rene Swette, Manuel und Stefan Geier, Daniel Oberkofler, Michael Raffl, Kristof Reinthaler, Martin Schumnig, Fabian Scholz, Martin und Stefan Ulmer, Bacher, Fischer, Lembacher, Mitterdorfer, Schiechl

 

2002: 16. - 22. 12., Bled (SLO)

Wie 2008 ein Aufstieg. In Bled holte die Truppe das nach, was ihr im Jahr zuvor durch Deutschland verwehrt geblieben war. Thomas Vanek, Oliver Setzinger, Thomas Koch, Daniel Welser, Manuel Latusa, Niki Petrik, Philipp Pinter sorgten unter Coach Greg Holst für fünf Siege in fünf Spielen, schon im vorletzten Spiel wurde mit dem 8:1 gegen Slowenien der Aufstieg fixiert. Auch hier konnten leider nicht alle Spieler den Aufstieg im nächsten Jahr genießen: Für die 83er-Generation mit Koch, Welser und Setzinger war es das letzte Antreten im Juniorenbereich.

Immerhin: Vanek, Pinter, Latusa, Petrik, Martin Oraze, Johannes Kirisits waren 2003 auch in der A-Gruppe mit von der Partie, dazu kamen im finnischen Hämeenlinna noch Raffi Rotter, Andi Nödl, Patrick Harand und Matthias Iberer. Unter Coach Herbert Pöck reichte es zu einem 2:2-Remis gegen die Ukraine in einem allerdings schon bedeutungslosen Spiel. Bemerkenswert unter den fünf Niederlagen: Das knappe 1:3 gegen Russland, als Alex Ovechkin und Evgenij Malkin zu den Torschützen gehörten.

 

2011: 9. - 15. 12., Kapfenberg - die letzte Heim-WM:

2001 in Kapfenberg, schon damals ein bärenstarkes Team unter Greg Holst mit Vanek, Koch, Setzinger, Welser, Joe Reichel, Patrick Mössmer, Florian Ibererer und Jürgen Penker. Damals wurde noch in zwei Gruppen und einem Finale gespielt, das ging gegen Deutschland aber mit 1:7 verloren. Kein Wunder, standen doch bei den Deutschen mit Christian Ehrhoff, Christoph Schubert und Marcel Goc drei spätere NHLer im Aufgebot. 

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