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Endstand
4:0
(1:0, 0:0, 3:0)
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4:0 gegen Salzburg: Ein Dosenöffner zum richtigen Zeitpunkt?

In der Retrospektive könnte dies tatsächlich der Fall sein. Was Kleinigkeiten und "50:50-Eishockey" mit dem Prestige-Erfolg zu tun haben.

Das 4:0 gegen den EC Red Bull Salzburg könnte für die Vienna Capitals ein Sieg gewesen, welcher in der Nachbetrachtung der Saison der oft zitierte "Dosenöffner" war.

Denn gegen den Meister der jüngsten zwei Jahre absolvierten die Donaustädter nicht nur das mit Abstand beste Spiel in einer bisher enttäuschenden Spielzeit, sondern auch eines, in dem von vorne bis hinten nahezu alle nötigen Tugenden abgerufen wurden, um den Weg aus dem Tabellenkeller zu finden.

20 Punkte aus 21 Spielen sind zwar weiterhin ernüchternd, auf den letzten Pre-Playoff-Platz - aktuell von Olimpija Ljubljana gehalten - fehlen aber nur mehr vier Zähler. Hinzu kommt, dass sich das Verletzten-Lazarett abgesehen von Defender Dominic Hackl zur Gänze gelichtet hat.

"Jetzt kann die Truppe erst richtig zusammenwachsen", betont Head Coach Christian Dolezal die Bedeutung. "Wo auch immer die Reise dann hingehen wird, aber du brauchst die gesamte Truppe. Schritt für Schritt wird es besser, wird es so ausschauen wie gegen Salzburg? Sicher nicht. Aber die Truppe kann sich weiterentwickeln."

Die Kleinigkeiten im Spiel haben Dolezal "wirklich gut gefallen"

Dazu blieb den Wienern in den letzten zwei Monaten nur wenig Zeit, die Entlassung von Head Coach Marc Habscheid verschärfte diesen Umstand nochmal.

Doch die neuen Impulse, die dem Team mit der Ernennung von Dolezal als nunmehrigen Cheftrainer gegeben wurden, haben geholfen. Hinzu kommt die vergangene Länderspielpause, in denen der Trainerstaff endlich die benötigte Zeit hatte, mit der Mannschaft am System zu arbeiten und über viele Kleinigkeiten des Spiels zu sprechen.

Besonders letztere wurden gegen Salzburg "richtig gut gemacht", lobt Dolezal. "Wie die Truppe den Gegner vom Tor ferngehalten, Schüsse nur von außen erlaubt hat. Wir haben den Slot sehr gut geschützt. Wir hatten einen schlampigen Wechsel im zweiten Drittel, sonst waren wir auch in dieser Hinsicht stabil. Das hat mir wirklich gut gefallen."

Das 50:50-Eishockey

Viel wurde über "dieses 50:50-Eishockey", also kleine Situationen, die den Unterschied ausmachen, geredet. Das scheint Früchte getragen zu haben, nachdem gegen Asiago und in Linz jeweils nur ein wirklich starkes Drittel dabei war, wurde das Spiel gegen den Titelverteidiger über 60 Minuten kontrolliert.

Zu keinem Zeitpunkt hatte man das Gefühl, dass die Red Bulls tatsächlich gefährlich werden könnten. "Das 1:0 hat uns sicher geholfen, Rückenwind in unserem Spiel zu haben", meint der Head Coach, der zugibt: "Im zweiten Drittel hatten sie teilweise schon starke Phasen, ich denke aber, dass unsere eigene Zone sehr sicher war."

Zudem konnten sich die Wiener auf den gut aufgelegten Sebastian Wraneschitz stützen. Der 21-Jährige musste kein einziges Mal hinter sich greifen und sorgte für das erste Shutout eines Caps-Tormanns in der laufenden Spielzeit. Sebastian Wraneschitz: Schon bald die Nummer eins in Wien? >>>

Im Schlussabschnitt wurden die Mozartstädter dominiert, das Ergebnis von 1:0 auf 4:0 geschraubt und somit der erste Heimsieg der Saison nach regulärer Spielzeit eingefahren.

Von Perfektion zu sprechen, wäre vermessen, aber der Matchplan wurde doch sehr gut umgesetzt, oder? "Ja, wir probieren uns in dieser Hinsicht ständig zu verbessern, vor allem, dass wir verstehen, wie wir uns in manchen Situationen besser verhalten können – das betrifft das Spiel mit und ohne der Scheibe", erläutert Dolezal.

Gespräche auf ehrlicher Basis: "Schlussendlich ziehen wir alle am selben Strang"

Ein Schlüssel dazu sind "relativ viele" Video-Meetings, in denen den Spielern Szenen gezeigt werden und in weiterer Folge auf ehrlicher Basis offen darüber gesprochen wird. "Schlussendlich ziehen wir alle am selben Strang, wollen in jedem Spiel punkten", hält der Cheftrainer fest.

Bei diesen Gesprächen geht es oft um das eigene Verhalten in der Defensivzone, ein großes Manko der Capitals 2023/24. "Wie die Scheibe verwaltet werden soll und wie wir gewisse Bereiche schützen. Wenn du zehn Hunderter hergibst, ist es nur eine Frage der Zeit, bis es scheppert", so Dolezal.

Umso glücklicher ist der ehemalige Angreifer, dass dies gegen Salzburg überhaupt nicht der Fall war. Dass die zuvor bereits angesprochenen Kleinigkeiten nicht immer funktionieren werden, weiß Dolezal. "Aber wir feilen daran", betont er und erklärt weiter:

"Das ist eine bodenständige Truppe, die vom Charakter her wirklich unglaublich ist."

Dolezal glaubt nicht, dass sein Team übermotiviert nach Villach fährt

"Wir haben auch ein paar Icings produziert, aber das ist auch mein Call, wo ich dann sage, hauen wir die Scheibe runter, dann kriege ich wenigstens ein Bully und wir können uns neu aufstellen. Es bringt etwas Neutralität ins Spiel rein. Es ist ab und zu nicht das Schönste, aber es ist ein kleiner Teil davon."

Auf diese Weise kann der Kontrahent ebenfalls nicht in den Rhythmus kommen, das Spiel wird zerstört. Ein nicht zu unterschätzender Punkt, wenn Müdigkeit einsetzen sollte. Von dieser war trotz des straffen Programms und eines verkürzten Line-ups (die Gründe >>>) nichts zu sehen.

Dass die "Eisbullen" die heuer strauchelnden Wiener unterschätzt hätte, glaubt Dolezal trotz des zweiten Siegs im zweiten Saisonduell nicht. "Das müsste man Salzburg fragen. Natürlich gibt es diese Reibepunkte, das gibt den Spielern wahrscheinlich ein paar Extra-Prozente, aber wir bereiten uns immer gleich vor."

Übermotiviert ins Spiel gegen Villach? Mitnichten!

Keine 48 Stunden liegen zwischen dem 4:0-Sieg am Mittwoch und dem schwierigen Auswärtsspiel am Freitag beim VSV (19:15 Uhr im LIVE-Ticker >>>), wo an den Prestige-Erfolg und die gezeigte Leistung angeknüpft werden soll.

Besonders für den Kopf war dies natürlich wohltuend. Dolezal: "Das wichtigste ist, lachende Gesichter zu sehen. Das ist eines der schönsten Dinge. Gewinnen hat so einen wichtigen Faktor, damit du mit Spaß zur Arbeit kommst. Es ist immer noch unser Hobby, seitdem wir drei, vier Jahre alt sind. Jetzt ist es unser Beruf."

Dass seine Mannschaft womöglich übermotiviert nach Villach reist, glaubt der Wiener indes nicht. "Einfach weil sie wissen, dass wir in jedes Spiel mit dem Ziel reingehen, Punkte zu hamstern. Das ist eine bodenständige Truppe, die vom Charakter her wirklich unglaublich ist."


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