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Ein Umbruch nach vorn oder zurück in Dornbirn?

Vieles neu bei den Bulldogs - aber LAOLA1-Experte Bernd Freimüller bremst:

Ein Umbruch nach vorn oder zurück in Dornbirn? Foto: © GEPA

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Die EBEL-Saison 2019/20 naht! Ab Freitag (Runde 1 ab 19:15 Uhr im LIVE-Ticker) rittern elf Teams um die Karl-Nedwed-Trophy.

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller wirft einen detaillierten Blick auf die Saison-Aussichten jedes Klubs. Welche Aspekte lassen hoffen, wo befinden sich die Baustellen, wo gibt es Fragezeichen?

Alles neu beim westlichsten EBEL-Vertreter, den Dornbirn Bulldogs: Nach sieben Jahren Dave MacQueen ist Jussi Tupamäki der neue Coach an der Bande, dazu wurde im Kader kräftig umgerührt. Vorbei die Jahre als Legionärs-Hochburg, zumindest schalteten die Bulldogs einen großen Gang in Sachen Imports zurück. Mit Emil Romig oder Sam Antonitsch sind interessante heimische Namen gekommen, mit Jordan Subban kam nun der dritte Bruder zweier gestandener NHL-Geschwister, der selbst Qualität verspricht - aber reicht das "große Ganze", um doch mal wieder in den Playoffs vorbeizuschauen?

 Das sollte klappen

Unter den (bisher) 13 Neuverpflichtungen befinden sich einige interessante Namen, die sich (wie in Dornbirn schon öfters passiert) in eine bessere Liga spielen könnten: Allen voran der hünenhafte Däne Mathias Bau Hansen, der zwar fast die ganze letzte Saison versäumte (Medizinerstreit nach Milzriss), aber schon vor und nach der WM andeutete, dass er nicht nur groß, sondern auch mit guten Offensiv-Skills ausgestattet ist. Er sollte nach einer Anlaufzeit gut in Fahrt kommen – sein größter Nachteil: Er holt zwar Strafen heraus, zieht aber auch solche.

Bei Jordan Subban lege ich zumindest meine Hand ins Feuer, dass er eisläuferisch zu den Top-Leuten der Liga gehören wird – sein Antritt ist sehenswert. Dazu kommt noch ein guter Schuss, der ihn zu einem Fixpunkt im Powerplay machen wird. Fragezeichen sind eine gewisse Tendenz, mit der Scheibe in verkehrsreiche Zonen zu fahren (Turnover-Gefahr) und mangelnde Physis.

Die Zeiten, wo Dornbirn mit drei Linien durch die Lande gondelte, während Kaderspieler für Farmteam Bregenzerwald aufliefen, sollten vorbei sein. Dieser kuriose Zustand wurde gerne Dave MacQueen alleine in die Schuhe geschoben, was aber an der Wirklichkeit vorbeiging. Zugänge von brauchbaren Österreichern (Emil Romig, Jannik Fröwis, Sam Antonitsch) und Fulltime-Plätze für Leute wie Philipp Pöschmann und Simeon Schwinger sollten dafür sorgen, dass trotz der Reduzierung von 14 auf elf Legionäre zumindest die Offensive immer voll besetzt ist – lassen wir einmal die Qualitätsfrage beiseite.

 

 Das könnte in beide Richtungen gehen

Die Bestellung von Ex-Bregenzerwald-Coach Jussi Tupamäki kam so überraschend wie eine Hitzewelle im Juli. Der 41-jährige Finne soll nun mit seinem 16 Jahre älteren Assistenten Markku Kyllönen einen Weggang der nordamerikanischen Philosophie in den sieben MacQueen-Jahren durchführen. Da standen allerdings immerhin drei Playoff-Teilnahmen zu Buche. Weder Tupamäki (lange in Estland tätig) noch Kyllönen haben in ihrer bisherigen Karriere große Spuren hinterlassen – unmöglich abzuschätzen, in welche Richtung es mit ihnen gehen wird. Am Transfermarkt orientierten sich die Bulldogs jedenfalls vornehmlich in Skandinavien.

Es bedarf ja schon einer gewissen Ironie, Brock Trotter (natürlich zurecht) mangelndes physisches Spiel vorzuwerfen und dann als seinen Nachfolger Evan Trupp zu holen. Der Trupp, den ich aus der AHL und DEL kenne, funktioniert auch im Powerplay am besten, wenn die Gegner naturgemäß Abstand halten müssen. Er und sein Nebenmann William Rapuzzi (beide aus Anchorage stammend) könnten aber als Playmaker/Sniper-Duo funktionieren.

Welcher Olle Liss wird sich in Dornbirn vorstellen? Derjenige, der Cinderella-mäßig vor zwei Jahren mit 24 von der Allsvenskan ins schwedische Nationalteam durchstartete und in Rögle zum Publikumsliebling wurde? Oder der Liss, für den Rögle ein Jahr danach einen Abnehmer suchte? Einem sehr guten Schuss stehen bei Liss (zumindest für Schweden) unterdurchschnittliche Beine gegenüber.

 

 Das dürfte Probleme bereiten

Rasmus Rinne kam vor zwei Jahren wie einst Lochinvar auf seinem Schimmel aus Finnland geritten und küsste die Bulldogs im Playoff-Rennen wach. Letzte Saison begann er schwach, steigerte sich dann, bevor seine Leistenbeschwerden ein wahres Goalie-Karussell auslösten. Auch heuer musste er schon in der Vorbereitung aussetzen – wieder ein Warnzeichen? Backup Matthias Tschrepitsch wurde in Wien das Vertrauen schnell entzogen, der kleine, aber talentierte Felix Beck (Spielpraxis in der AlpsHL wird ihm guttun) würde wohl nur kurz einspringen.

Jahrelang gab es Tausende von Gründen, warum die jüngeren Spieler noch nicht einsatzfähig seien. Jetzt finden sie sich von einem Jahr auf das andere in Garnisonsstärke auf dem Kaderblatt wieder, darunter auch Cracks, die nicht einmal im Junioren-Bereich positiv auffielen. Beides unsinnige Extrempositionen – bei Verletzungen ist man zwar besser als Innsbruck, aber nicht so gut wie Villach aufgestellt, um zwei Konkurrenten um die Playoff-Plätze heranzuziehen. Vor allem in der Defensive finden sich kaum Alternativen zu den Legionären, wenn nicht noch eine Leihe von einem Spitzenteam passiert.

Kein anderes EBEL-Team hatte eine derartig unruhige Preseason wie die Bulldogs – Spieler kamen und gingen (William Wrenn und der schon in Schweden verletzungsanfällige Joel Johansson), das Team musste meist mit einer reduzierten Defensive antreten und kassierte einige peinliche Niederlagen. Schon in der Vorsaison erholten sich die Bulldogs kaum von einer ähnlichen Vorbereitung und einem unvollständigen Aufgebot zu Saisonbeginn.

 

Aussicht

Ein Coach ohne große Meriten löste einen Langzeit-Vorgänger ab, das ganze verbunden mit einem immensen Philosophie- und Personalwechsel. Auch wenn die EBEL mit der Vorbereitung nichts zu tun haben muss, sehe ich die Bulldogs eher gegen Richtung Tabellen-Ende tendieren. Oder schlagen alle neuen Legionäre ein?

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