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Marco Kasper: Wie er den Respekt seiner Gegner erlangt

Giftig, hart, schnell - Marco Kasper war in Salzburg immer dort anzutreffen, wo es brannte. Gleichzeitig war er der Strippenzieher der schwedischen Offensive.

Marco Kasper: Wie er den Respekt seiner Gegner erlangt Foto: © GEPA

Viele Zuseher sind am Dienstagabend nach Salzburg gepilgert, um einem 18-jährigen Österreicher einmal genauer auf die Beine blicken zu können.

Sein Name: Marco Kasper. Der Kärntner in Diensten von CHL-Champion Rögle BK absolvierte eines seiner raren Gastspiele in der Heimat, daher bot sich eine fast schon einmalige Gelegenheit, das verheißungsvolle Talent aus nächster Nähe zu beobachten.

Wer die Entwicklung des NHL-Erstrundenpicks der Detroit Red Wings in den letzten Jahren genauer verfolgt hat, wusste bereits, worauf er sich einstellen kann. Mit seiner intensiven Spielweise machte sich Kasper bereits in Schweden einen Namen, dazu verfügt der Rohdiamant über viel Spielwitz.

Beide Eigenschaften legte er auch in der Mozartstadt an den Tag und machte sich dabei viele "Freunde" im Lager der Red Bulls. Vom ersten Shift an ging Kasper dorthin, wo es wehtat. Brannte es einmal vor dem Salzburger Tor oder an der Bande, war der ÖEHV-Jungstar immer mit dabei.

Härteeinlage mit ÖEHV-Kollege Luca Auer

Erstmals richtig auffällig wurde der Rögle-Leistungsträger bereits nach wenigen Spielminuten, als er im Zweikampf mit Tyler Lewington gegen die Torstange krachte.

Richtig heiß wurde es in Minute zwölf. Da setzte Salzburgs Youngster Luca Auer, ebenfalls 18 Jahre jung und mit bulliger Statur, ein erstes Zeichen gegen seinen österreichischen U20-Teamkollegen, ließ ihn seinen Ellbogen schmecken.

Und Kasper? Der scheute nicht davor zurück, sich den gebürtigen Steirer einmal zu schnappen und seinerseits im In-Fight einen Wirkungstreffer zu setzen. In Folge wurde Kasper zur personifizierten Zielscheibe der Salzburger Defensive rund um die Abrissbirnen Lewington, Andrew MacWilliam und Dennis Robertson.

Das brachte ihn jedoch nicht von seinem Weg ab, immer wieder zog er das Spiel entweder selbst auf oder parkte sich vor Atte Tolvanen ein. Über das gesamte Spiel war Kasper richtig giftig, spielte intensiv, teilte Checks aus oder klopfte seinem Gegenspieler einmal auf den Schläger.

"Ein sehr kompletter Spieler"

Und nach der Salzburger Führung durch Robertson hatte der Kärntner sogar das 1:1 am Schläger, als der RBS-Abwehrverbund auf den im Hinterhalt lauernden Kasper vergaß. Mit einer schnellen Drehung befand er sich im Eins-gegen-Eins mit Tolvanen, fand in Finnen aber seinen Meister.

Wenig später sollte es in Überzahl - mit Kasper als Screen vor Tolvanen - doch klappen, erzielte Ludvig Larsson den Ausgleich. Wenige Momente nach Wiederanpfiff verbuchte Kasper dann sogar beinahe einen Assist, doch wieder war Tolvanen gegen einen präzisen Wrister von Oskar Stal-Lyrenas da.

In einer zusehend härter geführten Partie stand immer wieder der Klagenfurter im Mittelpunkt, führte seine Zweikämpfe mit hoher Intensität und war bis in die Haarspitzen motiviert.

ORF-Experte Chris Harand merkte während des Spiels treffend an: "Der ist immer wieder in der Position vor dem Tor, sich für nichts zu schade, obwohl er technisch und eisläuferisch wirklich gut ist. Wirklich schon ein sehr kompletter Spieler."

"Wer zur Hölle bist du?"

Als der 18-Jährige Philipp Krening nach dem 2:1 von Mario Huber sogar an seinem ersten Profi-Tor für die Red Bulls schnupperte, verhinderte Tony Sund mit einem starken Backcheck Schlimmeres.

Kasper schaltete sich sofort wieder ein, gab dem Deutschen leicht eine mit - und betrieb Trash-Talk. Gekonnte Lippenleser wollten ein "Wer zur Hölle bist du?" erkannt haben. Freilich übersetzt, die englische Version wäre an dieser Stelle nicht angebracht, kann sich aber jeder denken.

Doch den provozierend versuchten Umschwung konnte auch er nicht mehr herbeileiten, ging Rögle schließlich mit 1:3 als Verlierer vom Eis. Dazu passend: Nach der Schlusssirene legte sich Kasper nochmal mit Robertson an, tauschte weitere nette Worte aus.

Vor der NHL geht es um die CHL

Dass Kasper äußerst unangenehm zu bespielen sein wird, wusste die Salzburger Truppe bereits im Vorfeld. Und der Kärntner zeigte eindrucksvoll, was man sich in Detroit von ihm verspricht.

Einen starken und klugen Two-Way-Center, der in dieser Saison seinen Scoring-Touch entdeckt hat, den nächsten Schritt geht und dem Gegner große Probleme bereiten kann.

Sein Weg wird ohne Zweifel in die NHL führen, davor will Kasper jedoch mit Rögle weiter um die CHL-Titelverteidigung kämpfen. Dafür wird der 18-jährige Österreicher kommende Woche im Rückspiel in Ängelholm nochmal alles geben, den "Bullen" erneut unter die Haut gehen wollen.

Doch das Spiel in Salzburg zeigte, dass die Red Bulls alle Karten selbst in der Hand haben. Eine ähnlich souveräne und konstante Leistung, dann ist der Aufstiegscoup in greifbarer Nähe.


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