Novak Djokovic hat endgültig den Tennis-Olymp erklommen.
Mit einem 3:6, 6:1, 6:2, 6:4-Sieg im Finale gegen den Schotten Andy Murray gewann der Serbe erstmals in seiner Karriere die French Open in Paris und vervollständigte seine Titel-Sammlung.
Ein Triumph in Roland Garros war ihm bislang verwehrt geblieben, ebendort gelang ihm nun sein bereits zwölfter Erfolg bei einem Grand-Slam-Turnier.
„Das ist ein wahrhaft spezieller Moment, vielleicht der größte in meiner Karriere“, rang der 29-Jährige bei der Siegerehrung auf dem Court Philippe Chatrier vor rund 15.000 Fans nach Worten.
Djokovic komplettiert den Karriere-Grand-Slam
Jahrelang eilte der Weltranglisten-Erste diesem Erfolg hinterher, im Vorjahr war er noch am Schweizer Stan Wawrinka gescheitert. Diese Scharte merzte er eindrucksvoll aus, abgesehen vom ersten Satz war Endspielgegner Murray weitgehend chancenlos.
„Das war sein Tag“, erkannte der Schotte an (siehe Statistik) und präsentierte sich als fairer Verlierer. „Was er in den vergangenen zwölf Monaten erreicht hat, ist phänomenal“, huldigte er seinem Rivalen, zu dem er eine sehr freundschaftliche Beziehung pflegt.
Es sei lange her, dass jemand eine solche Serie hingelegt hat und es werde auch lange dauern, bis es wieder passiere, fügte Murray an.
Novak Djokovic | Andy Murray | |
---|---|---|
4 | Asse | 5 |
3 | Doppelfehler | 3 |
75/109 | Erster Aufschlag im Feld | 55/109 |
48/75 | Punkte bei 1. Aufschlag | 34/55 |
20/34 | Punkte bei 2. Aufschlag | 22/54 |
26/33 | Netzpunkte | 13/24 |
7/14 | Breakpunkte | 3/10 |
41 | Winner | 23 |
37 | Unerzwungene Fehler | 39 |
121 | Gesamtpunkte | 97 |
3,4 Kilometer | Zurückgelegte Distanz | 3,3 Kilometer |
Federer, Sampras und Nadal noch vor ihm
Djokovic hat seit seiner Finalniederlage in Paris vor einem Jahr sämtliche Major-Turniere gewonnen und mit 29 Jahren und 14 Tagen als erst achter Spieler den Karriere-Grand-Slam perfekt gemacht.
Bislang war diese Ehre lediglich Don Budge (22 Jahre, 357 Tage), Rod Laver (24 J, 32 T), Rafael Nadal (24 J, 101 T), Fred Perry (26 J, 15 T), Roger Federer (27 J, 203 T), Roy Emerson (29 J, 14 T) und Andre Agassi (29 J, 38 T) zuteil geworden.
In der ewigen Bestenliste der eifrigsten Major-Titelsammler rückte er auf Platz vier auf und teilt sich diese Position mit dem Australier Roy Emerson. Vor ihm liegen nur noch Rekordhalter Federer (17), Pete Sampras und Nadal (je 14).
Watch the best shots of the final between @DjokerNole and @andy_murray. #RG16 https://t.co/01sDTSY9bS
— Roland Garros (@rolandgarros) 5. Juni 2016
Wie Kuerten: Djokovic malt Herz in die rote Asche
Während Experten und Fans darüber diskutieren, ob Djokovic der beste Tennispieler aller Zeiten ist bzw. werden könnte, verschwendet der vorerst keinen Gedanken daran.
„Ich bin so überwältigt, diese Trophäe neben mir zu haben, dass ich einfach nur versuche, diesen Moment zu genießen“, erklärte der „Djoker“, der nach seinem Triumph in bester Gustavo-Kuerten-Manier ein Herz in die rote Asche malte.
„Ich habe Guga (Kuertens Spitzname, Anm.) um Erlaubnis gefragt. Ich freue mich darauf, mit ihm meine Eindrücke zu teilen“, scherzte der frischgebackene Sieger. Kuerten hatte das wichtigste Sandplatzturnier dreimal – 1997, 2000 und 2001 – für sich entschieden und beobachtete das Finale gespannt von der Tribüne aus.
Für Djokovic rechnet sich der Sieg in der Stadt der Liebe nicht nur aus emotionaler Sicht, sondern auch finanziell. Der aktuell beste Spieler der Welt darf sich über einen mit zwei Millionen Euro dotierten Sieger-Scheck freuen und sammelt darüber hinaus 2.000 Punkte für die Weltrangliste.
Am Tag des vielleicht größten Moments seiner Karriere spielt das aber nur eine Nebenrolle.
Christoph Nister