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So will Sebastian Ofner noch besser werden

Im LAOLA1-Interview verrät der steirische Aufsteiger drei Baustellen, die er in Zukunft angehen will.

So will Sebastian Ofner noch besser werden Foto: © GEPA

Das Tennis-Jahr 2023 von Sebastian Ofner kann sich mehr als sehen lassen. Stand der 27-jährige Steirer zu Saisonbeginn noch knapp unter den Top 200, startete er ab Februar so richtig durch.

Zunächst auf der Challenger-Tour, danach sogar auf der großen ATP-Tour. Neben dem Turniersieg beim Salzburg-Challenger, und drei Challenger-Endspielen ragt vor allem der aus der Qualifikation erkämpfte Achtelfinal-Einzug bei den French Open heraus.

"Da hab ich mich ehrlich gesagt selbst überrascht“, lacht Ofner im LAOLA1-Interview. Eigentlich wollte der Steirer zu Saisonbeginn "nur" unter die Top 100 kommen. Nun kratzt der Weltranglisten-58. Sogar an den Top 50.

Warum es so gut lief und wieso er seine Erwartungen nun sogar noch höher schraubt, verrät Ofner in den kommenden Zeilen.

LAOLA1: Was bedeutet es dir, im Davis Cup als Nummer eins zu spielen?

Sebastian Ofner: Da ich in den Jahren davon so weit weg war, ist das jetzt natürlich mega, für Österreich als Nummer eins einzulaufen. An so etwas habe ich vorher überhaupt noch nie gedacht, dass das passieren wird. Ich freue mich aber schon richtig drauf, weil so oft habe ich beim Davis Cup noch nicht gespielt. Das ist schon ein gutes Feeling. Olympia ist natürlich auch ein Thema in Roland Garros. Bis dahin muss man aber mal schauen, weil ich ja doch einiges zu verteidigen habe bis dorthin. Wenn es sich ausgehen sollte, will ich es aber natürlich spielen.

LAOLA1: Du spielst heuer die bislang beste Saison deiner Karriere, hast es ins Achtelfinale von Paris und schon beinahe in die Top 50 der Welt geschafft. Hast du dich da ein bisschen selbst überrascht?

Ofner: Ja, auf alle Fälle. Das Ziel vor der Saison war es, im ATP-Ranking zweistellig zu werden. Ich habe das Jahr so um die 195 begonnen, dass ich nach einem halben Jahr schon um die 80 stehe und kurz danach an den Top 50 dran bin, ist natürlich weit besser als erwartet. Bis jetzt habe ich es eigentlich ganz gut aufrechterhalten können. Jetzt hoffe ich, dass ich in den kommenden Monaten noch einen drauflegen bzw. zumindest das Niveau halten kann.

LAOLA1: Wie war deine aufregende Reise in den letzten Monaten? Bist du da in eine Art Flow-Zustand gekommen, in dem alles leicht von der Hand geht?

Ofner: Nein, leicht von der Hand ist nie was gegangen (lacht). Am Anfang habe ich bei den Challenger-Turnieren aber schon gemerkt, dass ich gut und konstant spiele. Da habe ich gewusst, dass ich bei jedem Challenger eine gute Chance auf ein Halbfinale oder Finale habe. Paris war dann noch einmal unglaublich. Das Ziel war es eigentlich, sich zu qualifizieren und dann zu schauen, was sich ergibt. Dass es dann so gelaufen ist und ich bis ins Achtelfinale gekommen bin, war unglaublich. Dann ist natürlich auch meine Erwartungshaltung gestiegen. Ich wollte nun auf der ATP-Tour Fuß fassen und noch einen drauflegen. Teilweise habe ich es geschafft, teilweise nicht so. Jetzt habe ich wieder gute Trainingstage hinter mir, der Davis Cup steht vor der Tür und dann gibt’s noch einige aufregende Monate.

"Ich glaube, dass man alleine davon schon besser werden würde, wenn man nur zwei, drei Monate mit diesen Spielern auf der Tour unterwegs ist und trainieren würde – ohne ein einziges Turnier zu spielen."

Ofner über die Vorzüge der ATP-Turniere

LAOLA1: Wenn du die ganze Zeit auf der ATP-Tour unterwegs bist, hast du natürlich auch ganz andere Sparring-Partner zur Verfügung. Tut das deinem Spiel weiter gut?

Ofner: Auf alle Fälle. Ich glaube, dass man alleine davon schon besser werden würde, wenn man nur zwei, drei Monate mit diesen Spielern auf der Tour unterwegs ist und trainieren würde – ohne ein einziges Turnier zu spielen. Man spielt ja auch im Training Punkte, gewöhnt sich an das Spiel von diesen Spielern. Das ist wirklich super. Dadurch macht man automatisch einen Schritt nach oben.

LAOLA1: Ende des vergangenen Jahres hast du dich wegen eines Knochenmarködems an der Ferse unters Messer legen lassen. Inwiefern war diese Operation die richtige Entscheidung bzw. welchen Einfluss hatte sie auf diese Saisonleistung?

Ofner: Im vorigen Jahr hatte ich die halbe Saison, die ich gespielt habe, durchgehend Schmerzen und habe eigentlich immer mit Schmerzmitteln gespielt. Da habe ich gespürt, wie es ist, wenn es nicht rund läuft. Heuer war ich im Februar zum ersten Mal richtig schmerzfrei und habe da erst wieder mehr Spaß am Spielen bekommen. Wenn man schmerzfrei ist, ist es halt doch ein bisschen lustiger. (lacht) Und dann ist es richtig losgegangen. Ich war in jedem Match voll motiviert und habe drei, vier, fünf Matches ohne Probleme durchspielen können. Dann ist es richtig gelaufen.

LAOLA1: Du trainierst schon seit einiger Zeit bei Wolfgang Thiem in Traiskirchen. Stefan Rettl ist dein Touring Coach. Welchen Anteil hat das Trainerteam?

Ofner: Wolfgang hat in den letzten Jahren eine super Arbeit geleistet. Vor drei, vier Jahren war vor allem die Vorhand weit weg vom jetzigen Zustand. Das war damals meine größte Baustelle. Auch mit Stevie Rettl als Touring Coach fühle ich mich super wohl. Er schaut, dass alles passt. Das Trainerteam ist einwandfrei. Da passt einfach alles und ich glaube, dass deshalb auch der Sprung gekommen ist. Ich fühle mich wohl und habe das Vertrauen. Das wird sich in der nächsten Zeit nicht ändern.

LAOLA1: Hat sich deine Trainingsarbeit in den letzten Monaten verändert?

Ofner: Was sich definitiv geändert hat, war das Fitnesstraining. Das ist viel konkreter geworden. Beim Tennis-Training wird jetzt zudem viel mehr Augenmerk auf Kleinigkeiten gelegt. Davor haben wir extrem viele Schläge gemacht, um vor allem eine Sicherheit in die Vorhand zu bekommen. Dadurch hat auch die Rückhand kurzzeitig nicht mehr so gut funktioniert, weil wir eben großes Augenmerk auf die Vorhand gelegt haben. Derzeit geht es vor allem darum, dass man auf die Kleinigkeiten im Match eingeht, die noch nicht so funktionieren und schaut, dass da noch was weitergeht.

LAOLA1: Was für Kleinigkeiten wären das?

Ofner: Das wäre zum einen ganz klar das Percentage beim ersten Aufschlag. Das ist noch immer nicht da, wo es sein sollte. Ich kann richtig gut servieren, aber ich mache mir halt das Leben selbst schwer, wenn ich nur fünfzig Prozent der Aufschläge ins Feld bringe. Das machen die Topleute besser. Definitiv ausbaufähig ist auch das Spiel nach vorne. Ich muss mit meinem Spiel viel mehr ans Netz nachgehen und dadurch mehr Druck auf den Gegner aufbauen. Auch beim Return ist noch relativ viel Luft nach oben. Das sind teilweise natürlich eh auch größere Sachen, als es darum ging, die Vorhand zu stärken, war dafür aber nicht so viel Zeit. Wichtig war da, dass diese Punktschläge einmal sitzen.

LAOLA1: Trainierst du öfters mit Dominic Thiem und wenn ja, wie stark kannst du von solchen Einheiten profitieren?

Ofner: Ich trainiere immer wieder mit ihm. Es kommt natürlich darauf an, wann wir jeweils vor Ort in Traiskirchen sind. Zu Jahresbeginn war ich ja noch bei Challenger-Turnieren und er auf ATP-Turnieren. Deshalb haben wir uns da nicht oft gesehen. Mittlerweile trainieren wir sowohl bei den Turnieren hin und wieder mal oder auch, wenn wir beide zugleich da sind. Das hilft mir natürlich schon. Seine Schläge haben immer noch ein gewisses Niveau und deshalb tut mir das natürlich richtig gut.

LAOLA1: Nach dem Davis Cup spielst du nicht in deiner steirischen Heimat in Bad Waltersdorf, sondern in Saint-Tropez. Warum?

Ofner: Ich habe da leider auf mich selbst schauen müssen und konnte nicht Rücksicht auf so ein Turnier nehmen. Auch wenn es natürlich super ist, dass so ein Turnier in der Steiermark stattfindet, es hat sich für mich aber die ganze Situation geändert. Wenn ich davor auf Hartplatz trainiere, Davis Cup auf Hartplatz spiele und danach zu den ATP-Turnieren auf Hartplatz fliege, macht es für mich keinen Sinn, wenn ich da eine Woche auf Sand gehe und den Rhythmus auf Hartplatz verliere. Für mich war es komisch, weil sie schon vorher mit mir geworben haben, obwohl ich nie fix zugesagt habe. Im vergangenen Jahr habe ich bei der Pressekonferenz gesagt, dass ich auf alle Fälle spiele, wenn es mir reinpasst. Deshalb war ich da schon ein bisschen verwirrt. Es gibt nun mal manchmal Missverständnisse. Ich muss in dem Bereich wo ich jetzt bin, auch einmal auf mich schauen.

LAOLA1: Wie schaut dein Turnierplan für den Rest des Jahres aus?

Ofner: Nach dem Davis Cup spiele ich Saint Tropez, Astana, Shanghai, Tokio, Wien, Paris und dann nach Metz oder Tel Aviv. Das sind genau die großen Turniere, auf die ich 20 Jahre hingearbeitet habe. Das ist schon mal was anderes.

LAOLA1: Einen dunklen Fleck gibt's in dieser Saison: In Kitzbühel hast du dein Auftaktmatch gegen den Slowaken Alex Molcan nach einer 6:4, 5:0-Führung verloren. Wie bist du damit du umgegangen beziehungsweise hast es reflektiert?

Ofner: Es hat sicher zwei, drei Tage gedauert, bis ich die Enttäuschung ablegen konnte. Nichtsdestotrotz war es nur ein Match. Auch wenn es natürlich doppelt bitter ist, wenn es in Kitzbühel passiert und ich mit diesem einen Sieg ins Viertelfinale eingezogen wäre. Trotzdem war es nur ein Match und nicht einmal dieses Match war richtig schlecht. Es ist halt so gelaufen, wie es gelaufen ist. So ein Match hast du wahrscheinlich nur einmal im Leben. Ich habe es natürlich ein bisschen hinterfragt, wie so etwas passieren kann. Aber im Tennis kann so etwas nun mal passieren.


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