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Novak Djokovic: Mit Sadomaso und Hokuspokus zum Erfolg

Für das Gefühl des Triumphes tut Novak Djokovic alles. Seine Trainings-Methoden sind umstritten, sein Hang zur Esoterik oft skurril. Genau das macht ihn stark.

Novak Djokovic: Mit Sadomaso und Hokuspokus zum Erfolg Foto: © getty

Novak Djokovic polarisiert.

Der Serbe ist mit 23 Grand-Slam-Titeln rein statistisch gesehen der beste Tennis-Spieler aller Zeiten.

Und trotzdem wird immer wieder, vor allem bei großen Turnieren wie aktuell in Wimbledon, darüber diskutiert, ob Djokovic auch der Größte aller Zeiten ist.

Das darf jeder für sich beurteilen. Fest steht, dass sich Djokovic mit seiner Beharrlichkeit, teilweise sogar Bessesenheit, und seinem nahezu unstillbaren Erfolgshunger nicht nur Freunde im Tennis-Zirkus und unter den Fans gemacht hat. Nicht selten hagelt es von den Rängen Pfiffe für die aktuelle Nummer zwei der Welt, nicht selten reagiert Djokovic darauf mit Provokationen.

Fest steht aber auch, dass Djokovic einer der komplettesten, variantenreichsten Tennis-Spieler ist. Ein Ausnahme-Athlet. Mit seinen 36 Jahren nimmt es der Serbe noch locker mit der jungen Konkurrenz Anfang 20 auf. Seine mentale Stärke sucht ihresgleichen, die Psyche ist seine schärfste Waffe.

Es ist außergewöhnlich, wie es Djokovic vor allem bei den wichtigen Turnieren immer wieder schafft, die Tennis-Welt in Schach zu halten.

Dem Erfolg ordnet er alles unter, überlässt nichts dem Zufall. Und er geht immer wieder neue Wege.

Der Serbe sorgt mit seinen Trainings-Methoden regelmäßig für Verwunderung und Kopfschütteln. Djokovics Hang zur Esoterik nimmt häufig skurrile Züge an, Kritiker werfen ihm Hokuspokus vor.

Djokovics Sadomaso-Training

"Er ist kein einfacher Kerl, besonders wenn etwas nicht so läuft, wie er will. Er hält einen immer unter Stress", sagt sein Trainer Goran Ivanisevic über Djokovic und nicht etwa umgekehrt.

Ivanisevic, selbst ehemaliger Weltklasse-Spieler, gab nach Djokovics Triumph bei den French Open zuletzt Einblicke hinter die Kulissen: "Wir haben mit dem Sadomaso-Training angefangen. Es ist eine neue Art des Trainings: von 2 Uhr morgens bis 6 Uhr morgens. Er ist ein Typ, der immer etwas will. Er ist ein Perfektionist. Dieser geniale Kopf, dem immer etwas fehlt."

Djokovic ist stets davon getrieben, der Beste zu sein. Dafür schindet er sich auch mit 36 Jahren noch wie kaum ein anderer.  

"Das ist das größte Geheimnis meiner Karriere"

Der Perfektionist Djokovic ist auch in Sachen Sportmedizin immer auf dem neuesten Stand, spielte schon desöfteren mit einem sogenannten Taopatch auf der Brust.

Dabei handelt es sich laut Hersteller um ein "nanotechnologisches Gerät, das die Wärme des Körpers in Licht umwandelt, das wiederum ins Nervensystem gesendet" wird. Dies trage zur "Steigerung der sportlichen Leistung und der Konzentration" bei.

"Das hilft mir, auf dem Platz mein Bestes abzuliefern", sagte Djokovic in Paris und meinte sogar: "Das ist das größte Geheimnis meiner Karriere, ansonsten würde ich wahrscheinlich nicht hier sitzen."

Novak Djokovic schwört auf Nanotechnologie
Foto: © getty

Schon länger schwört der Serbe auf den Einsatz einer Druckkammer. In dieser wird durch die Simulation von Höhenluft die Produktion roter Blutkörperchen angeregt. Es fühle sich an "wie in einem Raumschiff", sagte Djokovic vor einigen Jahren.

Djokovic schenkt sich "österreichisches" Wasser ein

Auch in Sachen Ernährung hat der Gewinner von 94 Titeln einen stikten Plan, er ernährt sich vegan und glutenfrei.

"Meine Ernährung hat nicht nur mein Spiel verändert, sondern auch mein Leben - mein Wohlbefinden. Wenn ich mich vegan ernähre, bin ich mir meines Körpers auf dem Platz bewusster und aufmerksamer. Ich habe meinen Körper von Giftstoffen befreit, damit sind alle Entzündungen und andere Dinge verschwunden, die mein Energieniveau beeinträchtigt haben", erklärte Djokovic im Gespräch mit dem "Forbes"-Magazin.

Was das Trinken angeht hat sich Djokovic dazu entschieden, "abgefüllte Getränke nicht mehr zu unterstützen". Dann schon lieber ein Wasser mit "Schuss": Anfang des Jahres ist das Tennis-Ass als Investor bei der österreichischen Firma Waterdrop, die zuckerfreie Brausewürfel für Leitungswasser verkauft, eingestiegen.

Ein Guru und Transformationen

Während Herangehensweisen wie diese zumindest teilweise nachvollziehbar sind, sorgen andere Praktiken des 36-Jährigen eher für Stirnrunzeln.

2016 etwa holte sich Djokovic den spanischen Guru Pepe Imaz als spirituellen Beistand ins Team. In seinem Umfeld wurde das teilweise skeptisch gesehen, etwa von seinem damaligen Coach Boris Becker. 2018 beendete Djokovic die Zusammenarbeit mit Imaz wieder.

Während der Corona-Pandemie, als der – nach wie vor - nicht geimpfte Djokovic mit der Posse rund um seine Einreise nach Australien Schlagzeilen machte, outete sich das Tennis-Ass auch als Fan von "energetischen Transformationen". Er kenne Leute, die "durch die Kraft von Gebeten, durch die Kraft von Dankbarkeit, das giftigste Essen oder vielleicht das giftigste Wasser in das Wasser mit der größten Heilkraft verwandelt haben", erklärte Djokovic damals auf Instagram.

Djokovics "Himmel auf Erden"

Weitaus geläufiger sind da schon Yoga und Meditation, etwas, das Djokovic ebenfalls praktiziert.

"Ich verbringe gerne Zeit mit mir selbst, ich meditiere gerne, ich wende bewusste Atemtechniken an, die mich in die richtige Stimmung bringen, ich analysiere meine Gegner und mein eigenes Spiel", so der Serbe.

Seine mentale Stärke holt er sich laut einem "Eurosport"-Bericht manchmal auf dem Berg Visocica in Bosnien und Herzegowina. Dieser wurde vom amerikanisch-bosnischen Unternehmer und Esoteriker Semir Osmanagic in "Pyramide der Sonne" umbenannt, Djokovic bezeichnet den Ort als "Himmel auf Erden".

Für das himmlische Gefühl des Erfolgs tut Djokovic alles und noch viel mehr. Viele seiner Methoden mögen umstritten sein, für ihn scheinen sie jedoch zu funktionieren. Der Erfolg gibt ihm recht.

Oder wie Ex-Profi Andy Roddick einmal so schön über Djokovic sagte: "Er nimmt dir die Beine, dann nimmt er deine Seele, dann gräbt er dein Grab und dann bist du tot."

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