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Plötzlich flügellahm

ÖHB-Debütant steht vor Feuertaufe gegen Europameister. "Szilagyi nicht nur als Co-Trainer dabei."

Plötzlich flügellahm

Robert Weber und Raul Santos.

Addiert brachte es die ÖHB-Flügelzange in der vergangenen Saison der deutschen Handball-Bundesliga auf 524 Treffer, was Platz eins und zwei in der Torschützenliste der „stärksten Liga der Welt“ bedeutete. Oder anders gesagt: Die beiden zählen zum Besten, was es weltweit auf den Außenpositionen gibt.

Doch für das anstehende Testspiel gegen Deutschland (am Sonntag in Gummersbach) sowie die Doppel-Begegnung mit Tschechien (am 7. April in Krems bzw. am 9. April in Trebon) wirkt die Auswahl von Teamchef Patti Johannesson ein stückweit weniger „beflügelt“.

Der Grund dafür sind Verletzungen. Während Magdeburg-Legionär Weber nach seiner Absenz in den WM-Quali-Spielen im Jänner diesmal wieder mit von der Partie ist, fallen auf der linken Seite sowohl Santos als auch dessen Ersatzmann Sebastian Frimmel mit Knie-Verletzungen aus.

Team-Debütant Alexander Wanitschek

So kommt es, dass dem erstmals in den ÖHB-Kader einberufenen Schwazer Alexander Wanitschek gleich ein Debüt in der Start-Formation der Österreicher winkt. Und das gegen niemand geringeren als Europameister Deutschland in der mit über 4.000 Zuschauern besetzten Schwalbe-Arena in Gummersbach.

Eine Feuertaufe, die sich gewaschen hat.

„Für ihn wird das eine Riesen-Bewährungsprobe und auch –Erfahrung“, weiß der langjährige Deutschland-Legionär Conny Wilczynski, der den 26-Jährigen ebenfalls als logischen Ersatz sieht. „Ein guter HLA-Spieler, der eine starke Entwicklung durchgemacht hat, frech auftritt und gute Wurf-Varianten drauf hat“, analysiert Wilcznyski, der jahrelang selbst am linken ÖHB-Flügel zauberte und „wuzzelte“.

Entscheidende Vorbereitungs-Phase

Santos und Frimmel sind jedoch nicht die einzigen, auf die Johannesson im Trainer-Duell mit seinem isländischen Freund Dagur Sigurdsson verzichten muss. Boris Zivkovic und Tobias Wagner erwischte es mit Kreuzbandrissen schwer. Letztgenannter wiegt für den ÖHB-Teamchef besonders schwer, da sich der Fiver, der im Sommer zu Balingen-Weilstetten nach Deutschland wechselt, als Kreisläufer bereits seine Sporen im Nationalteam verdient hatte.

Somit dürfte neben Willi Jelinek und Aushilfs-Kreisläufer Romas Kirveliavicius auch Christian Hallmann von Bärnbach/Köflach in den drei Testspielen zum Zug kommen.


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Johannesson kündigte an, in den anstehenden Matches Deckungs-Systeme sowie Angriffs-Varianten für die WM-Quali-Playoffspiele im Juni gegen Dänemark auszuprobieren. „Die April-Woche ist sehr wichtig für uns, weil wir im Juni nur wenige Tage zusammen sind und keine Vorbereitungsspiele mehr für unsere Aufgabe gegen Dänemark haben. Wir werden die Spiele gegen Deutschland und Tschechien  so nehmen wie Quali-Spiele, denn sonst bringt es nicht viel“, gibt der Coach die Marschrichtung vor. Zwei Tage vor dem Aufeinandertreffen mit der DHB-Auswahl gibt ein Testspiel zwischen Deutschland und Dänemark die Möglichkeit zu einem – wenn man so will – Quervergleich (Unmut im dänischen Lager).

Sigurdsson macht dem ÖHB-Team indes wenig Hoffnungen auf eine WM-Teilnahme. „Österreich ist gut drauf, doch gegen Dänemark habt ihr eigentlich keine Chance, euch für die WM 2017 zu qualifizieren“, so der ehemalige ÖHB-Teamchef gegenüber der „Krone“. In seiner für ihn typischen Art fügt er jedoch hinzu: „Aber im Sport darf man nicht realistisch sein!“

„Szilagyi fährt nicht als Co-Trainer mit“

Mehr Hoffnung macht da schon das Comeback von Viktor Szilagyi nach knapp einjähriger Team-Pause. Offen bleibt, wie sehr Johannesson das Spiel auf die Schultern des 37-Jährigen legen wird.

„Ich bin davon überzeugt, dass Viktor viel spielen wird“, ist sich Wilczynski sicher. Seine Rolle als Mentor für die Jungen sowie verlängerter Arm des Trainers liege ohnehin auf der Hand. Doch Szilagyi sei noch für viel mehr gut. „Klar haben Gerald Zeiner und Co. in der WM-Quali gezeigt, dass sie Verantwortung übernehmen, aber ich denke, dass Viktor nicht als Co-Trainer mitfährt, sondern sehr wohl auch als Spieler“, so Wilczynski weiter.

Der Spiel-Verlauf sei aufgrund des Test-Charakters freilich nur schwer vorauszusehen. „Da beide Mannschaften einiges ausprobieren werden, denke ich, dass Österreich mithalten wird können“, meint der Westwien-Manager. „Aber wenn es normal läuft, wird sich Deutschland am Ende durchsetzen. Wichtiger als das bloße Resultat ist jedoch die Weiter-Entwicklung der Mannschaft.“

 

Reinhold Pühringer


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