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Richtungsstreit in der ABL

Der heimische Basketball steht am Scheideweg. LAOLA1 erklärt, worüber gestritten wird:

Richtungsstreit in der ABL

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Die eine Hälfte will ein klares Bekenntnis zur Professionalität, strengere Mindestkriterien und die Förderung des österreichischen Profi-Basketballers, die andere Hälfte fürchtet sich in ihrer Existenz bedroht:

Vor dem am kommenden Sonntag im Rahmen des All-Star Days tagenden Spielausschuss der ADMIRAL Basketball Bundesliga ist für Brisanz gesorgt.

Vier Vereine - BC Hallmann Vienna, Arkadia Traiskirchen Lions, Raiffeisen Fürstenfeld Panthers und UBSC Raiffeisen Graz - formulierten vor Kurzem ein Protestschreiben an die Liga und gingen mit ihrem "Hilferuf" auch in die Medien.

"Die Großen in der Liga richten es sich", wird Graz-Manager Michael Fuchs in der "Kleinen Zeitung" zitiert. Sollten die geplanten Änderungen tatsächlich kommen, sähen Fürstenfeld und Graz keine Chance, weiter in der Liga zu bleiben.

Worum geht es im Detail, wie sind diese Aussagen zu bewerten? LAOLA1 bietet einen Überblick.

DIE HINTERGRÜNDE

  • Die Güssing Knights gewannen 2014 den ABL-Titel, dominierten mit einem hochkarätigen Kader auch in der folgenden Saison und feierten im Europacup bemerkenswerte Erfolge. Innerhalb der Liga war durchaus bekannt, dass die Südburgenländer auf Sponsor-Zahlungen warteten und mit Gehaltszahlungen in Rückstand waren, die Frustration bei der Konkurrenz groß. In der Saison 2015/16 schließlich musste die Reißleine gezogen werden, die Knights konnten die Meisterschaft nicht mehr beenden.

  • Trotz - schon während der "Causa Güssing" - verschärfter Lizenzkriterien wird innerhalb der Liga immer wieder Kritik laut: Gewisse Vereine würden finanziell noch nimmer nicht seriös genug arbeiten, Schlupflöcher finden und daher den Wettbewerb - wenn auch nicht im selben Maße wie zuvor die Knights - verzerren.

  • Vor allem der aktuelle Meister und Tabellenführer Redwell Gunners Oberwart sowie die ece bulls Kapfenberg fordern daher seit Längerem eine Anhebung der Mindestkriterien und die Forcierung des Berufsbilds des österreichischen Basketball-Profis. Unterstützung kommt von den Swans Gmunden und dem WBC Raiffeisen Wels - diese vier Teams stehen derzeit auch an der Spitze der Tabelle.

  • Das österreichische Nationalteam hat sich seit 1977 für keine EM qualifiziert, die Anzahl der Basketball spielenden Kinder sinkt in Besorgnis erregende Tiefen.

AUSZUG AUS DEN GEPLANTEN REFORMEN

  • Einführung des Paritätsprinzips: Für jeden Legionär muss ein Österreicher als Profi angestellt werden.

  • Legionärsbeschränkung je nach Höhe des Budgets: Ein Verein, der nur das Mindestbudget aufstellt (derzeit 350.000 Euro), darf nur zwei Legionäre im Kader haben.

  • Erhöhung des Mindestbudgets in naher Zukunft auf 440.000 Euro und in weiterer Folge auf eine deutlich höhere Summe.

PROBLEMSTELLUNGEN

Während die Grundgedanken der Aufwertung der österreichischen Spieler und der weiteren Professionalisierung allgemein begrüßenswert sind, stellen sich einige Herausforderungen:

  • Nach dem Wartungserlass würden sich Vereine, die auf eine gewisse Anzahl an Profi-Spielern setzen, zumindest auf einen Bereich zubewegen, in dem eine Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft erforderlich wäre. Dies wäre auch für die professionell geführten Vereine ein großer Schritt.

  • Die Anstellung von zum Beispiel drei Legionären und drei Österreichern als Profis ist für gewisse Vereine schlicht unrealistisch. Die Alternative, beispielsweise nur mit einem Legionär und einem österreichischen Profi zu spielen, würde wohl ein sportliches Debakel zur Folge haben.

  • Das Legionärs-Limit wird derzeit ohnehin teils bei Weitem nicht ausgereizt, Klosterneuburg zum Beispiel kommt ohne Ausländer aus. Das durchschnittliche sportliche Niveau der ABL-Teams ist folglich schwach wie lange nicht. Vor zehn bis 15 Jahren hätten einige Österreicher, die derzeit große Rollen in ihren Teams einnehmen, kaum Spielzeit in der 1. Liga erhalten. Hier spießt es sich: Einerseits bietet die ABL derzeit Österreichern viel Spielzeit, andererseits stellt sich die Frage, wo eine sinnvolle Grenze zu ziehen ist. Wie attraktiv ist eine sportlich schwächere Liga für Zuschauer und Sponsoren? Wie viele Österreicher verdienen es tatsächlich, mit einem Profi-Vertrag ausgestattet zu werden? Der Markt an einheimischen Spielern wird angesichts der Nachwuchsprobleme in den kommenden Jahren eher kleiner als größer werden.

  • Sollten sich die protestierenden Vereine nicht dazu durchringen, die neuen Bedingungen zu akzeptieren und möglicherweise in einer "Zwei-Klassen-Gesellschaft" zu spielen, würde die ABL vor einem großen Problem stehen. Derzeit nehmen neun Teams an der Meisterschaft teil. Sinkt die Anzahl der Teams auf unter acht, hat "Sky" die Möglichkeit, den TV-Vertrag zu kündigen. Ein Szenario, das die Liga unbedingt verhindern will. Die Alternativen sind jedoch unklar: Aus der 2. Liga zeigt kaum jemand Bereitschaft, unter den neuen Regeln mitzumachen.

Der Spielausschuss wird unter diesen Voraussetzungen mit großer Spannung erwartet. Die Liga-Führung um Präsident Karl Schweitzer hat angekündigt, an den Konzepten nicht rütteln, Anpassungen aber diskutieren zu wollen. Laut "Krone" steht jedenfalls sogar ein Misstrauensantrag gegen das Präsidium im Raum. In Traiskirchen könnten die Weichen für die ABL-Zukunft also neu gestellt werden - in welche Richtung, ist noch offen.

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