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Fernandez: Lückenfüller für Acosta? "Ich mache mein Ding!"

Der Rookie wurde nur als Platzhalter für Pedro Acosta angesehen. Doch der Spanier fährt eine solide Saison und hat gute Karten, auch 2024 MotoGP zu fahren.

Fernandez: Lückenfüller für Acosta? Foto: © GEPA

Müsste Augusto Fernandez mit einem Wort beschrieben werden, wäre es: Konstanz.

Neben Yamahas Franco Morbidelli ist der MotoGP-Rookie der einzige Pilot, der in jedem Rennen zumindest einen Zähler für die WM-Wertung einfuhr. Der 25-jährige Spanier legt eine grundsolide Debüt-Saison in der Königsklasse hin, die ihm einen Vertrag bei GasGas für 2024 gesichert hat.

Aber: Um seinen MotoGP-Platz muss der Madrilene dennoch zittern, da KTM von WM-Promoter Dorna eine Aufstockung auf fünf bzw. sechs Startplätze untersagt wurde.

Da Moto2-Leader Pedro Acosta seinen Platz bei GasGas für nächstes Jahr offenbar sicher hat, läuft alles auf ein "sportliches Ausscheidungsrennen" zwischen Fernandez und Pol Espargaro hinaus.

Davon zeigte sich der Moto2-Weltmeister von 2022 in Spielberg jedoch unbeeindruckt. "Im Moment empfinde ich keinen Druck. Ich versuche an allem zu arbeiten und gute Resultate zu liefern. Den Druck mache ich mir selbst."

2019 noch dreifacher Rennsieger, folgten danach zwei schwierige Jahre

Mit Druck weiß der Spanier spätestens seit der letzten Saison umzugehen.

In seiner fünften und schlussendlich auch letzten Saison in der Moto2 kämpfte der Spanier erstmals um den WM-Titel. Hätte 2019 jemand gesagt, dass Fernandez noch drei Jahre warten müsste, bis er endlich um die Krone in der mittleren Klasse konkurrieren kann, wäre er wohl für verrückt erklärt worden.

Nachdem der Mann aus Madrid 2018 von Sito Pons in das HP40-Team berufen wurde, holte er im folgenden Jahr drei Rennsiege und zwei dritte Plätze. Der fünfte WM-Platz stand am Ende der Saison zu Buche, belohnt wurde Fernandez zudem mit einem Wechsel zu Marc VDS, wo er den in die MotoGP aufsteigenden Alex Marquez ersetzen sollte.

Doch die Bürde war zu groß, speziell in der Corona-Saison 2020 hatte der Spanier zu kämpfen, wie er im LAOLA1-Gespräch offen zugibt. 2021 besserte sich die Lage etwas, fuhr Fernandez sechs Podiumsplätze ein und wurde in der Endabrechnung erneut WM-Fünfter.

Mit Wechsel zu KTM ging sein Stern auf

Trotzdem entschied sich Fernandez wieder für einen Teamwechsel, diesmal zu Red Bull KTM Ajo, wo er gemeinsam mit Jungstar Pedro Acosta auf Weltmeister Remy Gardner und Vizeweltmeister Raul Fernandez folgte. 

Erneut lastete großer Druck auf dem Madrilenen, noch mehr angesichts dessen, dass mit Acosta das aufstrebendste Motorrad-Talent seit Marc Marquez direkt neben ihm in der Garage saß. Den zu Saisonbeginn fehlerhaft agierenden "Hai von Mazarron" beherrschte Fernandez jedoch, selbst fuhr er in Le Mans seinen ersten Sieg seit drei Jahren ein.

Das war die Initialzündung für einen beeindruckenden Lauf, in den folgenden neun Grand Prix feierte der Spanier drei weitere Siege sowie vier Podestplätze. Die WM-Führung übernahm Fernandez ab dem Grand Prix von San Marino ebenfalls und schenkte sie nur nach einem Ausfall in Australien kurz wieder her.

In Sepang profitierte er dann wiederum vom Sturz des Japaners Ai Ogura, mit dem er sich einen harten Kampf um den Titel lieferte - und schlussendlich souverän für sich entschied.

Was hat sich für ihn bei KTM verändert? "Ich habe mich einfach wohl gefühlt mit dem ganzen Umfeld, mit der KTM-Mentalität. Sie haben mir geholfen, nicht nur Rennen zu gewinnen, sondern auch um eine ganze Meisterschaft zu managen", sagt Fernandez. Das sei auch der Schlüssel zur WM-Krone gewesen.

Das Lechzen nach mehr

Und gleichzeitig für seinen Aufstieg in das neu formierte GasGas-Team, welches offiziell Tech3 ersetzt hat. Dort nimmt er neben Pol Espargaro Platz, war nach dem Horrorcrash seines Landsmanns in Portimao und dessen monatelangen Ausfall zwischenzeitlich sogar in die Leader-Rolle gehievt worden.

Mit der ging Fernandez jedoch gut um, mit seiner bisherigen Saison zeigt er sich zufrieden. "Für das erste Jahr war es bis jetzt nicht schlecht. Natürlich wollen wir mehr, wir wollen immer gewinnen, und wir haben manchmal auf bessere Ergebnisse gehofft", meint Fernandez.

Aber er sei schon einige gute Rennen gefahren, wie zum Beispiel in Le Mans. Dort wurde er sensationell Vierter und verpasste das Podium nur um 1,5 Sekunden. "Dieses Ergebnis so früh in der Saison zu erzielen, war sehr gut. Es hat mir und dem ganzen Team geholfen, daran zu glauben, was möglich ist", sagt der GasGas-Fahrer.

"Letztes Jahr war ich Weltmeister und habe mein Ding gemacht. Ich versuche, auch hier mein Ding und meinen Job zu machen - und ich glaube, wir haben das ganz gut gemacht."

Augusto Fernandez

Es liege trotzdem noch eine Menge Arbeit vor ihm und seinem Team, "bis wir in der Klasse bei 100 Prozent sind." Besonders auf der Bremse hat Fernandez im Vergleich zur Moto2 noch Probleme, gibt er an. "Ich bin immer noch dabei, mich an die Klasse und das Motorrad anzupassen, das einen anderen Fahrstil braucht."

Inwiefern? Fernandez antwortet: "Ich bin ein geschmeidiger Fahrer, der viel Geschwindigkeit in die Kurve mitnehmen will. Diese Motorräder brauchen aber etwas anderes, du musst härter bremsen, mehr Stop-and-Go-Fahren. Daran muss ich mich noch gewöhnen."

Lückenfüller für Acosta? "Ich mache mein Ding!"

Bei seinem Heim-Grand-Prix an diesem Wochenende in Barcelona will Fernandez den nächsten Schritt in seiner Entwicklung tätigen.

Wie sieht der aus? "Wir versuchen, die Lücke zu den KTM-Jungs zu schließen, die mehr Erfahrung haben und zu den Top-Fahrern", hält Fernandez fest. Besonders auf Brad Binder fehlt noch ein gutes Stück, Jack Miller hingegen konnte er am Red Bull Ring sogar knapp hinter sich lassen.

Mit konstant guten Darbietungen will er den KTM-Verantwortlichen die Wahl möglichst schwer machen, wer nächste Saison neben Pedro Acosta im GasGas-Team fahren wird. Dass Fernandez vor Saisonbeginn nur als Lückenfüller für das 19-jährige Juwel angesehen wurde, beschäftigt ihn überhaupt nicht.

"Ich konzentriere mich nur auf meine Sachen. Letztes Jahr war ich Weltmeister und habe mein Ding gemacht. Ich versuche, auch hier (in der MotoGP, Anm.) mein Ding und meinen Job zu machen - und ich glaube, wir haben das ganz gut gemacht", betont Fernandez und stellt unmissverständlich klar: "Deshalb bleibe ich auch hier."


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