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Ski-WM: Warum das Hirscher-Bashing haltlos ist

Nach WM-Teambewerb kam es zu Hirscher-Bashing. Warum die Kritiker falsch liegen:

Ski-WM: Warum das Hirscher-Bashing haltlos ist

Ja, ich weiß. "Don't feed the trolls" und so. Aber manche Sachen kann man nicht unkommentiert stehen lassen.

Es ist wie bei Fake-News. Heutzutage kann man einfach irgendwelche Behauptungen aufstellen - ob wahr oder nicht ist meist nebensächlich - und einige Leute glauben sie. Das geht als US-Präsident genauso wie als User im Internet. Und zumindest Letzteres will ich hiermit im Fall von Marcel Hirscher eindämmen.

Nach dem Teambewerb der Ski-WM wurde dieses Phänomen nämlich wieder klar ersichtlich. "Peinlicher Auftritt von Marcel Hirscher", "Hirscher wird immer mehr zum unsympathischen Typ", "Was der Hirscher bei dieser WM bisher aufführt, versteht er wohl nur selber. Total peinlich und schwach, eine Enttäuschung jagt die nächste!" - in Kommentaren diverser Sportportale und auf Social-Media-Plattformen ging es wild zu.

Wie "peinlich" war Hirschers Auftritt?

Doch wie "peinlich" und "blamabel" war Hirschers Auftritt im Teambewerb wirklich? Zwei Läufe, zwei Niederlagen. Gegen einen unbekannten Belgier verloren. Mag auf den ersten Blick nach einer klaren Sache aussehen - ist es aber nicht.

Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass die Gegner des Salzburgers über sich hinauswuchsen. Das Gelächter war selbst im Pressezentrum des Zielgeländes groß, als Hirscher gegen den Belgier Dries Van den Broecke verlor. Für mich sowieso unverständlich, den besten und erfolgreichsten Skifahrer dieses Jahrzehnts tatsächlich auszulachen. Aber gut, das waren größtenteils internationale Journalisten, die sich an einer Niederlage des übermächtigen Ski-Dominators ergötzten.

Zurück zum ursprünglichen Thema: Das verlorene Duell mit Van den Broecke war nicht wirklich blamabel, das beweist ein Blick auf die Laufzeiten. 16 Nationen standen in der ersten Runde mit je zwei Läuferinnen und Läufern am Start. Macht 32 Herren, die sich den kurzen Hang hinunterwagten.

Nur wenige Läufer schneller

Unter jenen 32 Läufern fuhr Hirscher die viertbeste Zeit, nur drei Athleten waren schneller. Einer davon der Belgier Van den Broecke. Kurzum: So gut wie jeden anderen Gegner hätte der fünffache Gesamtweltcupsieger mit dieser Fahrt besiegt.

Im Viertelfinale unterlag der Annaberger schließlich Andre Myhrer, der bekannt dafür ist, bei Parallel-Events stark zu sein. Hirscher gab alles, riskierte viel, doch es reichte nicht. Bitter: Der ÖSV-Star knallte die zweitbeste Zeit aller 16 Läufer im Viertelfinale in den Schnee, nur Myhrer war schneller. Hirscher hätte also sämtliche Duelle im Viertelfinale gewonnen, nur jenes gegen Myhrer eben nicht.

Und das ist alles andere als peinlich. Wenn du als Sportler alles gibst, musst du dir nichts vorwerfen. An manchen Tagen, unter gewissen Umständen, sind andere eben den Tick besser. Speziell in einem Bewerb, den man so gut wie nie trainiert und bei dem viele Faktoren (Spezieller Start, Kippstangentechnik oder nicht, usw.) zusammenkommen. Das gilt auch für Größen wie Hirscher.

Das Märchen von den Ausreden

Er selbst betrachtete es nach dem Aus genauso. Der 27-Jährige wirkte nicht verbittert, suchte keine Ausreden. Und da sind wir schon beim nächsten "Kritikpunkt". Kommentare wie "Was hat er diesmal für eine Ausrede?" oder "War sicher wieder die schlechte Piste schuld" waren im Netz zu lesen.

Kompletter Blödsinn. Diese Zeilen richten sich wohl an Hirschers Aussagen nach der WM-Kombination, als er die schlechte Piste kritisierte. Zu keinem Zeitpunkt machte er den Pistenzustand aber für seinen zweiten Platz verantwortlich. Im Gegenteil: Er betonte, dass es mit seiner frühen Startnummer noch gut zu fahren ging und die Läufer mit höherer Startnummer benachteiligt waren. (Hier der Beweis)

Manchmal muss man genau lesen bzw. die Hintergründe kennen und nicht einfach Überschriften lesen oder das glauben, was einem der Freund eines Freundes erzählt. Ein bisschen wie bei Fake-News eben.

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