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Steffen Hofmann: So konnte Rapids Totti nicht weg

5 Gründe, warum Steffen Hofmanns Vertragsverlängerung für Rapid Sinn macht. Kommentar:

Steffen Hofmann: So konnte Rapids Totti nicht weg

Steffen Hofmann ist Rapids Francesco Totti.

Auch bei ihm und den Fans würden nach dem Ende beim Klub Tränen fließen, so wie es vor wenigen Tagen im Römer Olympiastadion der Fall war.

Auch für ihn würde es Danksagungen und Lobeshymnen aus allen Lagern geben – abgesehen von Hatern und welchen, die nicht über den Klub- und Fan-Schatten hinwegspringen können. Im Großen und Ganzen überwiegt für den 36-Jährigen nämlich Respekt.

Respekt für Top-Leistungen in der Bundesliga, seine Vereinstreue, seine Verkörperung der Rapid-Tugenden, seine Bedeutung für den Klub.

Den Gefallen, jetzt schon in Erinnerungen zu schwelgen, tat der Kapitän und Rekordspieler der wartenden Öffentlichkeit nicht. Mit seiner Vertragsverlängerung bis 2018 schreibt der sich längst als Wiener fühlende Deutsche seine Geschichte weiter.

Eine Entscheidung, die lange erwartet wurde und zu der es zwei Meinungen gibt. Viel hat darauf hingedeutet, dass Hofmann erst das Cup-Finale abwartet und ein Titel noch für einen Umschwung gesorgt hätte. Ansonsten gab es jedoch wenige Zweifel und genügend Anzeichen, dass sich die Nummer elf noch nicht in die Kicker-Pension verabschieden möchte.

Die vergangene Woche war der beste Beweis dafür: Hofmann konnte gegen Mattersburg und St. Pölten zwei Mal 90 Minuten durchspielen, lieferte überhaupt unter Trainer Goran Djuricin in sechs Liga-Spielen fünf Scorerpunkte ab (2 Tore, 3 Assists). Und dieser bleibt ja bekanntlich Chefbetreuer – kein unwesentlicher Faktor für die Zukunft.

Der Routinier hat die Entscheidung nach bestem Wissen und Gewissen getroffen. Auch der Verein geht mit der Vertragsverlängerung kein Risiko ein. Um dies zu belegen, seien fünf Gründe angeführt:

…weil Hofmann so ist, wie er ist:

Steffen Hofmann ist seit 15 Jahren beim Verein und lebt Rapid. Trotz Freibrief von Seiten Fredy Bickels hätte der Oldie den Klub nie ausgenützt – weil das einfach nicht sein Naturell ist. Aufgrund seines vorgezeichneten Weges in weiteren Funktionen bei den Hütteldorfern nach seiner aktiven Karriere hätte er sich damit selbst ins Fleisch geschnitten. Finanzielle Einbußen wird er ohne Murren hingenommen haben, um bei seinem Klub noch weiter eine Rolle spielen zu können und mitzuhelfen. Hofmann hat eine Entscheidung getroffen, ohne sich zu überschätzen, so war er schon immer. Kein Lautsprecher, keiner, der große Kampfansagen hinausposaunte, keiner, der irgendwas zum Schaden des Vereins unternommen hätte.. Sondern einer, der seine Meinung reflektiert wiedergab, sich trotz seiner Ausnahme-Rolle nie wichtiger nahm als das große Ganze und trotz seiner teils stoischen Ruhe – abgesehen von den Emotionen auf dem Platz – immense Wichtigkeit erlangte, dessen auch leise gesprochene Worte ungemeine Wirkung hatten. Nur deshalb konnte diese Beziehung so lange funktionieren und wird so auch fortgesetzt.

…weil Hofmann noch immer helfen kann:

Hofmann wird im September 37 Jahre alt. Der Regisseur wird kommende Saison nicht in jeder Partie auf dem Platz stehen, er wird auch nicht immer durchspielen. Der dreifache Familienvater weiß, dass das nicht mehr geht, dass das Alter seinen Tribut fordert und die Regeneration mehr Zeit in Anspruch nimmt. Das ändert aber nichts daran, dass Hofmann der Mannschaft nach wie vor helfen kann, wenn er denn auf dem Platz steht. Davon ist die Klub-Ikone ebenso überzeugt wie Trainer, Mitspieler und Fans. Auch die Statistiken beweisen das. Und solange es darüber Einigung gibt, wäre Rapid schlecht beraten, nicht darauf zurückzugreifen. Die Zeiten, als Hofmann drei Gegenspieler stehen ließ, sind vorbei. Nicht aber das Ausspielen der technischen Fähigkeiten, die Ruhe am Ball, das Auge für den Mitspieler – einfach die Präsenz auf dem Platz. So lange keinem Jüngeren, besseren Spieler der Weg verbaut wird, trifft Rapid die richtige Entscheidung.

…weil Hofmann den Jungen als Vorbild dient:

Das Spielerische stand in den vergangene Wochen während des Wartens auf Hofmanns Entscheidung gar nicht im Vordergrund. Viel mehr jedoch seine Bedeutung innerhalb der Mannschaft, der Umgang mit den Teamkollegen, seine Bedeutung für die nächste Generation. Denn niemand innerhalb des Teams kann und möchte so viel weitergeben wie Hofmann. Trotz durchschnittlicher Körpergröße ist er der Fels in der Brandung, an dem sich die Jungen anhalten können. Die jahrelange Profi-Erfahrung hat Hofmann reifen lassen, andere stehen erst am Anfang. Nicht umsonst wird er innerhalb der Mannschaft „Papa“ gerufen, schon seit Jahren kümmert er sich mit viel Hingabe um die aufrückenden Youngsters. Was unter Zoran Barisic forciert wurde, könnte nun auch unter Goran Djuricin wieder ein entscheidender Faktor werden.

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…weil Hofmanns Übergang in eine andere Position bei Rapid so flüssiger ist:

Ein abruptes Ende der aktiven Karriere wäre nicht im Sinne aller Beteiligten gewesen. Aber es wurden rechtzeitig Vorkehrungen getroffen, wie der Verein und Hofmann am besten den (wohl) im kommenden Sommer bevorstehenden Cut am besten hinbekommen. Hofmann lag nun schon seit Wochen ein unterschriftsreicher Kontrakt vor, zu Konditionen, mit denen beide Parteien leben können – und mit neuen Aufgaben. Als Talent-Manager und Assistent von Sportchef Fredy Bickel wird er bereits im kommenden Jahr in die wirtschaftlichen Belange des Klubs eingeführt, darf schnuppern und sich abseits des Fußballplatzes auf die Zukunft vorbereiten. Das hat für ihn und Rapid Vorteile. Denn wenn dann wirklich einmal das Ende naht, ist Hofmann bereit, gleich eine verantwortungsvolle Position bei den Grün-Weißen zu übernehmen. Somit schlägt man zwei Fliegen mit einer Klatsche.

…weil Hofmann sich so nicht verabschieden wollte:

Zweifacher Meister (2005, 2008), Champions-League- und Europa-League-Teilnehmer, Torschützenkönig (2010), mehrfacher Spieler der Saison und Fußballer des Jahres – Hofmann hat bei Rapid Glanzzeiten erlebt, auch wenn das Warten auf den nächsten Titel jetzt schon einige Zeit anhält. Die vergangene Seuchensaison mit dem Kampf gegen den Abstieg, zwischenzeitlich Platz acht, obwohl man mit Meisterambitionen gestartet war, kann der Kapitän aber nicht auf sich sitzen lassen. Es hätte eher den Anschein gehabt, als wolle er das sinkende Schiff mit dem Karriereende verlassen. Doch wer Hofmann kennt, weiß, dass er das nicht auf sich sitzen lässt. So wollte er sich nicht verabschieden, so konnte er seinen Herzensklub nicht seinem Schicksal überlassen. Der Altmeister will erfolgreich auf die Saison zurückblicken, am besten mit einem Titel in der Hand, das Allianz Stadion als Festung verlassen und sagen können: Jetzt ist die Zeit gekommen!

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