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SW Bregenz: "Wollen aufsteigen"

Die Vorarlberger haben eine Traumstart hingelegt. Geht es in die 2. Liga?

SW Bregenz: Foto: © GEPA

Lang, lang ist’s her, da spielte ein Klub namens "Casino Schwarz-Weiß Bregenz" in der heimischen Bundesliga.

Die jüngeren Fußball-Enthusiasten im Land werden sich mit ziemlicher Sicherheit nicht entsinnen können, dass Österreichs westliches Bundesland neben dem SCR Altach und Austria Lustenau über einen weiteren (Ex-)Bundesligisten verfügt.

Vergangenen Dienstag tauchte der Name Schwarz-Weiß Bregenz wieder auf dem Radar vieler Fußballbegeisterter auf. Im ÖFB-Cup trafen die Vorarlberger auf Bundesligist Austria Klagenfurt. Am Ende stand zwar ein 0:5 gegen den klaren Favoriten, nichtsdestotrotz scheint man in der Landeshauptstadt auf einem guten Weg zu sein.

Raketenstart in die neue Saison

In der Eliteliga Vorarlberg belegt man nach neun gespielten Runden mit Respektabstand Rang eins. Nach sieben Siegen zum Start setzte es gegen Mitfavorit Hohenems zwar eine Niederlage, zuletzt fanden die Bregenzer mit einem 3:0 beim Dornbirner SV aber zurück auf die Siegerstraße.

"Dass der Start in diese Saison so gelungen ist, ist für uns alle natürlich sehr erfreulich. Das hat uns seitens der Presse und Mitbewerbern in eine Favoritenrolle befördert", erklärt Sportdirektor Predrag Zivanovic im LAOLA1-Talk. Der 41-Jährige ist ein Bregenzer Urgestein. Der Ex-Keeper durchlief die Jugendabteilung des Vereins und war bis 2001 auch Teil des erweiterten Bundesliga-Kaders.

Selbst sieht man sich jedoch nicht gänzlich in der Rolle des Liga-Primus. "Ich möchte das so nicht teilen", sagt Zivanovic, "ja, wir haben unsere Ziele. Aber wir wollen da schon ein bisschen Abstand halten. Mit Teams wie Hohenems oder Röthis haben wir starke Konkurrenten. Dass wir da der ganz klare Favorit sind, wie oft gemeint wird, das sehen wir so nicht."

Licht und Schatten der Vergangenheit

Doch wie kam es eigentlich dazu, dass man sich zurück auf die große Bühne kämpfen muss?

Es gab Zeiten, da waren die Schwarz-Weißen eine große Nummer im heimischen Kick. Insgesamt verbrachte man 13 Saisonen in der höchsten heimischen Spielklasse - zuletzt 2004/05. Die beste Tabellenplatzierung war ein beachtlicher fünfter Rang in der Spielzeit 2003/04.

In der Historie des Vereins schnürten zahlreiche namhafte Kicker ihre Schuhe für das ehemalige Vorarlberger Aushängeschild. Unter anderen jagten in ihren jungen Jahren Größen wie Bruno Pezzey und Ex-Rapid-Präsident Günther Kaltenbrunner für die Bregenzer über den Rasen. Den jüngeren Fans werden Namen wie Axel Lawaree und Thomas Hickersberger ein Begriff sein.

Im Jahr 2005 jedoch folgte der große Knall: Man stieg zunächst aus der Bundesliga ab, für die Folgesaison in der damaligen "Ersten Liga" wurde SW Bregenz die Lizenz verweigert. Der Klub soll in die Wettmafia-Affäre rund um den deutschen Bundesliga-Referee Robert Hoyzer verstrickt gewesen sein. Weiters hatte man über die Jahre einen Schuldenberg in Höhe von über sechs Millionen Euro angehäuft. Im Juni 2005 reichte man Konkurs ein.

Neugründung und rasanter Aufstieg

Noch im selben Jahr wurde mit dem SC Bregenz ein Nachfolgeverein gegründet. Aus Abgrenzungsgründen und auch, weil der Name des Vorläufers aus rechtlichen Gründen (Insolvenzverfahren) nicht benutzt werden durfte, verzichtete man auf eine namentliche Gleichheit. Auch die Vereinsfarben wählte man bewusst different: Der neue Klub spielte fortan in blau-weißen Jerseys.

Der Schritt hatte auch wirtschaftliche Gründe: Schon in der Planungsphase kristallisierte sich heraus, dass man unter dem Namen eines im Konkurs befindlichen Vereins wohl nur schwerlich an Geldgeber gelangen würde.

Zurück in die Zukunft

Der neue SC Bregenz stieg direkt in die Vorarlberger Landesliga ein - damals die fünfte Leistungsstufe. Das war möglich, da man den Platz der Amateurmannschaft von SW Bregenz einnahm. Ebenso fing man die Jugendabteilung des ehemaligen Bundesligisten auf.

In den Folgejahren gelang ein rasanter Aufstieg: Bereits 2007 kehrte man nach zwei Aufstiegen en suite in die Regionalliga West zurück. Dies gelang auch dank der zahlreichen jungen Talente, die sich im Kader tummelten.

"Mit kleinen kosmetischen Maßnahmen ist das Stadion absolut zweitligatauglich"

In der RLW konnte man sich anschließend konsolidieren, belegte in den Folgejahren stets Plätze im gesicherten oder oberen Mittelfeld. Im Jahr 2013 wagte man schließlich den Schritt, die Vergangenheit mit der Gegenwart und Zukunft zu verknüpfen: Aus dem SC Bregenz wurde wieder Schwarz-Weiß Bregenz.

In der ersten Saison unter dem neuen, alten Namen folgte sogleich ein sportlicher Tiefschlag. Man erreichte nur Rang 15 in der Regionalliga und musste den Gang in die Vorarlbergliga antreten. "Was soll man sagen? Sportlich hat es einfach nicht funktioniert", resümiert Predrag Zivanovic.

Eliteliga als neue Chance

Es folgten zwei Ab- und direkte Wiederaufstiege - es schien so, als sei der Plafond erreicht. Im Osten Fußballösterreichs bekam man davon wenig mit. Dabei gab es auch ein Novum zu verzeichnen: im Jahr 2012 gelang es den Bregenzern als bisher einzigem Verein mit den Jugendteams der U13, U15 sowie der U17 Vorarlberger Meister zu werden.

Im Jahr 2019 erfuhr die Regionalliga West eine kleine Revolution. Die Teams aus Vorarlberg, Tirol und Salzburg spielen seither einen Grunddurchgang im jeweiligen Bundesland, danach folgt eine überregionale Phase mit den jeweils zwei besten Teams aus jedem der drei Bundesländer.

Durch Rang zwei in der Vorarlbergliga-Saison 2018/19 gelang der Sprung in die neu gegründete "Eliteliga Vorarlberg". Zivanovic spricht vom "Aufstieg im Jubiläumsjahr". Schließlich wurde der Vorläuferklub im Jahr 1919 gegründet, der "neue" Verein beruft sich auf dessen Tradition.

Mit Biss zum positiven Trend

Seither konnte man sich in der Eliteliga festsetzen. Im Vorjahr belegte man im Grunddurchgang zwar nur Rang neun, dies hatte jedoch gute Gründe, wie Zivanovic erklärt. "Mit dem Trainerwechsel zu Roman Ellensohn (im Sommer 2021, Anm.) haben wir gewusst, dass es ein schwieriger Herbst werden würde", blickt er auf einen Sommer zurück, der im Zeichen des Umbruchs stand.

"Unabhängig von den sportlichen Resultaten haben wir gewusst, dass wir bis zum Winter durchbeißen müssen. Ab Oktober hat sich dann ein positiver Trend eingestellt", so Zivanovic. Man habe die Wintervorbereitung und das Frühjahr bewusst genutzt, um sich auf den Sommer dieses Jahres vorzubereiten.

"Wir haben gewusst: Wenn wir im Sommer nicht wieder einen Umbruch haben, können wir diese Qualität auch ausnutzen. Im Endeffekt konnten wir dann über 90 Prozent des Kaders halten", zeigt sich der Sportdirektor erfreut.

Hinzu kamen namhaften Verstärkungen wie Lukas Katnik (Dornbirn), Carlos Berlinger (Austria Lustenau) und Veljko Vukasinovic (FC Schaffhausen).

"Müssen dem Druck gewachsen sein"

Wie soll es für den ambitionierten Ex-Bundesligisten nun weitergehen? "Wir machen unsere Arbeit und möchten natürlich in die Playoffs kommen", bleibt Zivanovic vorsichtig. "Dass man jetzt von Begriffen wie 'Profimannschaft' und so weiter spricht, da kann ich aber nicht zustimmen", nimmt er Spekulationen aus dem Vereinsumfeld den Wind aus den Segeln.

"Es wurde halt so auf uns zugetragen, dass wir der absolute Favorit sind. Wir sehen das so aber nicht", hält der frühere Goalie fest. "Nichtsdestotrotz: Wenn man in so einer Position ist als SW Bregenz, muss man so einem Druck gewachsen sein", weiß er.

Abgeneigt sei man einem weiteren Emporkommen jedenfalls nicht, wie er erklärt. "Sollten wir es sportlich wirklich schaffen, werden wir auf jeden Fall den Lizenzantrag für die 2. Liga stellen und möchten auch effektiv aufsteigen", gibt er die Marschroute vor.

Davor gilt es jedoch noch ein gutes Stück Arbeit zu verrichten. Man wolle in Absprache mit Stadt und Land die weiteren, nötigen Schritte gehen, so Zivanovic. "Wir haben in den internen Gesprächen auch geschaut, was der Verein hinsichtlich der Infrastruktur, der Struktur um den Vorstand oder den Nachwuchs vielleicht auch ein bisschen versäumt hat", sagt er. "Da sind wir der Meinung, dass wir in der Corona-Zeit bereits sehr viele Sachen aufräumen konnten", hält er fest.

Am Ende sei wichtig, "in diesen und weiteren essenziellen Bereichen das Fundament für den ganzen Verein gelegt zu haben", gibt der sportliche Mastermind einen Ausblick.

Infrastruktur: Nur Kosmetik dank Bundesliga-Vergangenheit

Der Verein hat seine Heimstätte damals wie heute im Bodensee-Stadion. Was vor knapp 20 Jahren noch die Tauglichkeitskriterien der Bundesliga erfüllte, tut es freilich heute nicht mehr. Doch es bringt eine wertvolle infrastrukturelle Basis mit.

"Unter dem Strich kann ich Stand heute sagen: Mit kleinen kosmetischen Maßnahmen ist das Stadion absolut zweitligatauglich. Wir werden also, was die Infrastruktur angeht, keine Probleme bekommen", freut sich Zivanovic. Was es noch braucht, benennt der 41-Jährige auch. "Wir sind alle Themen durchgegangen. Da geht es um Dinge wie Flutlicht oder Sanitäranlagen, um deren Größe und Kapazität", gibt er Einblick.

Unsicherheitsfaktor Energiekrise

Das über allen Klubs, speziell ab der dritten Leistungsstufe, schwelende Thema ist die allseits für rauchende Köpfe sorgende Energiekrise. Diese macht bekanntlich auch vor dem Sport nicht Halt. "Es hat seitens unseres Stromanbieters im Mai eine Erhöhung der Strompreise gegeben. Dieser ist aber, wenn man die letzten Tage hernimmt, sehr stabil. Wir haben da im Moment noch keine Auswirkungen", erklärt Zivanovic. Die Energiesituation ändert sich im Moment täglich, sodass alles nur eine Momentaufnahme ist.

Das weiß man auch in Bregenz. "Aktuell könnten wir aber nicht sagen: 'Oje, was machen wir jetzt, wie gehen wir weiter vor?' Unsere Sicherheit ist aktuell unser Stromanbieter, da gibt es im Moment nichts zu bemängeln, wo wir Angst haben müssten." Die Zukunft ist ungewiss. "Was in ein oder zwei Wochen passiert, kann niemand sagen. Man braucht ja nur schauen, was in Wien passiert ist. Das kann sehr schnell gehen", weiß er um die aktuell valide Lage.

Vorarlberger Quartett in der Bundesliga?

Der Fokus liegt jedoch auf dem Sportlichen. Und dort ist man im Moment drauf und dran, an alte Erfolge anzuknüpfen. Geht der Aufwärtstrend bei den Schwarz-Weißen so weiter, könnte neben Altach, Austria Lustenau und Dornbirn bald ein vierter Verein aus dem westlichsten Bundesland in den Kreis des Profifußballs vorstoßen.

"Schöne Grüße in den Osten", schickt Zivanovic zum Abschluss des Gesprächs. Vielleicht kann er sie bald persönlich vorbeibringen.

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